16.08.2013

Berlin

Wahlkampf am Bildschirm

Deutsche Parteien werben online um Wähler.
Berlin: Wahlkampf am Bildschirm

Drei Viertel der Deutschen sind im Internet unterwegs – kein Wunder, dass die Parteien zur Bundestagswahl auch im Netz zum Wahlkampf blasen. Dabei setzen sie auf Bilder und Mitmachaktionen. Online und offline seien inzwischen eng verwoben, sagen Parteistrategen.

"Ich kann mir nicht vorstellen, wie man heutzutage noch einen erfolgreichen Wahlkampf ohne das Netz führt", sagt Robert Heinrich, der für die Grünen den Wahlkampf leitet. Einerseits helfen Online-Angebote, die eigenen Mitglieder zu motivieren. Bei den Grünen etwa können Unterstützer Grossplakate spenden, 200'000 Euro seien so schon zusammengekommen, sagt Heinrich.

Die liberale FDP macht auf ihrer Seite Vorschläge, wie Wähler die Partei in einer, drei oder zehn Minuten unterstützen können. Die Sozialdemokraten lassen ihre Unterstützer digital organisieren, wer wann an Haustüren in der Nachbarschaft klopft. Wer sich mit E-Mail-Adresse und Postleitzahl anmeldet, kann mitmachen.

Gleichzeitig stecken die Parteien viel Energie darein, ihre Botschaften für die digitale Generation aufzubereiten. Die Christdemokraten setzen auf Bilder und Videos, sagt Uwe Göpel, der das Online-Team der CDU leitet. Weil immer mehr Menschen mit Smartphones und Tablet-Computern im Netz surfen, hat die Partei ihre Webseiten dafür angepasst.

Merkel füllt den Bildschirm
Das gilt auch für die neue Online-Präsenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die diese Woche vorgestellt wurde. Bildschirmfüllende Bilder erzählen von Merkels Werdegang, unter der Rubrik "Politik" werden die Schwerpunkte "Freiheit", "Arbeit" oder "Familie" umrissen.

Grünen-Wahlkämpfer Heinrich findet die Seite "inhaltsleer". Doch auch die Grünen setzen mit ihrem Format "Das Wichtigste in zwei Minuten" auf grosse Bilder und kurze Texte. "Was willst du fördern?", heisst es dort etwa – als Alternativen werden Massentierhaltung oder nachhaltige Landwirtschaft vorgestellt, unterlegt mit dem Bild eines glücklich dreinschauenden Ferkels.

Eingängig und einfach zu verbreiten
Dass Parteien so stark auf Fotos setzen, hat zwei Gründe. Bilder sind eingängiger als lange Parteiprogramme und Menschen neigen eher dazu, sie in Sozialen Netzwerken zu teilen. "Im Vergleich zu vergangenen Wahlkämpfen spielen die Sozialen Netzwerke eine immer grössere Rolle und sind ein zentraler Bestandteil unserer Online-Kampagne", sagt Göpel von der CDU. Dort verbreiten Nutzer die Wahlbotschaften weiter. Das gilt auch für Videos: Ein kurzer Clip, in dem Angela Merkel vor einigen Monaten ihren Facebook-Fan Nummer 200'000 begrüsste, kam auf mehr als 100'000 Klicks. Inzwischen hat die Kanzlerin mehr als 330'000 Facebook-Fans. Dabei versuchen die Wahlkämpfer, den Empörungssturm der Nutzer im Netz zu umschiffen. Die machten sich zum Beispiel über Merkels Ausspruch zum "Neuland" Internet lustig und verspotteten Kanzleramtsminister Ronald Pofalla.

Auch gegenseitige Attacken gibt es immer wieder. Wer etwa beim Eintippen von Merkels Webadresse kein Minuszeichen zwischen dem Vor- und Nachnamen eintippt, der landet auf einer Seite mit SPD-Inhalten.

Zwitschernde Piraten
Im Online-Netzwerk Twitter sei die Piratenpartei besonders stark vertreten, sagt Frederik Fischer, Mitgründer des Internetunternehmens Tame. Die netzaffinen Piraten twittern selbst viel, reden aber häufig über andere Parteien, hat Tame bei seiner Analyse beobachtet.

In Schwung gekommen sei der Twitter-Wahlkampf allerdings noch nicht, sagt der zweite Tame-Mitgründer Torsten Müller: "Eine richtige Twitterkampagne ist mir noch nicht untergekommen." (sda/dpa/Bild: Screenshot Wahlseite Google)


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