Es sei ihm eine grosse Ehre, alle am ESC begrüssen zu dürfen, sagte Basels Regierungspräsident Conradin Cramer in seiner Eröffnungsrede am Marktplatz. Die Spannung steige ins Unermessliche, und die ganze Stadt sei erfüllt von einer vibrierenden Energie. Er erklärte die ESC-Woche 2025 als eröffnet, danach lief ESC-Maskottchen Lumo über den Teppich.
Die 37 Delegationen starteten, angeführt von Australien, beim Rathaus ihre Parade über den traditionellen Turquoise Carpet. Dieser führt auf einer rund 1,3 Kilometer langen Strecke über die Mittlere Brücke zur Eurovision Village beim Messeareal. Das Schlusslicht machte die Schweizer Delegation mit der Freiburger Sängerin Zoë Më.
Buh-Rufe für Israels Delegation
Bei der Parade kutschierten Oldtimer-Trams und -Busse die Delegationen ins Kleinbasel. Dazu gab es eine farbenfrohe Begleitung: Basler Fasnachtscliquen mit Trommeln und Piccolos, Guggenmusiken, Alphornspieler, Tanzgruppen, Schulklassen und Techno-Acts zogen durch die Stadt.
Unter den vielen Schaulustigen hatten sich auch zahlreiche Palästina-Aktivistinnen und -Aktivisten mit der Palästina-Flagge versammelt. Sie verhielten sich zunächst friedlich und still, die omnipräsente Polizei liess sie gewähren. Als dann das Tram mit der israelischen Delegation vorbeifuhr, wurde dieses von den Aktivistinnen und -Aktivisten mit Buh-Rufen und Pfiffen quittiert.
ESC-Moderatorinnen zeigen sich entspannt
Angekommen im Eurovision Village posierten die Künstlerinnen und Künstler und ihre Entouragen auf dem türkisen Teppich. Auch die Schweizer ESC-Moderatorinnen Hazel Brugger und Sandra Studer zeigten sich dort, und das sehr humorvoll. Sie habe Angst davor, wenn der ganze ESC vorbei sein wird, sagte die Komikerin Brugger der Nachrichtenagentur Keystone-SDA: «Ich will, dass es nie aufhört!» Sandra Studer ergänzte: «Wir haben uns so stark an uns gewöhnt, dann bekomme ich ja die Krise, wenn das alles vorbei sein wird in einer Woche.»
Hazel Brugger und Sandra Studer werden die Live-Shows moderieren, wobei sich beim Finale noch Michelle Hunziker dazugesellen wird.
Auf dem türkisen Teppich offenbarte weiter der australische Musiker Go-Jo, dass ausgerechnet er, der einen wilden, gutgelaunten Popsong an den ESC bringt, den Schweizer Beitrag am liebsten möge. Dieser ist im Vergleich ein ruhiges und zartes Musikstück. «Ich mag Balladen, was man nicht erwarten würde», sagte er.
Auch Estlands Act kam über den Teppich gelaufen, und zwar mit einer Entourage von gespielten Bodyguards. Seine Fahrt durch die Stadt sei «amazing» gewesen, so Tommy Cash. Er sei schon lange nicht mehr Tram gefahren, witzelte er.
Mit seinem ironisch angehauchten Song «Espresso Macchiato» geht er beim ESC ins Rennen. Es ist ein Song voller italienischer Phrasen, der mit italienischen Klischees spielt. Im Nachbarland hatte das für Kritik gesorgt, aber auch für Fans. Nun war der Rapper und Musiker in Italien mit Plakaten auf Stimmenfang. «Zwölf Punkte aus Italien!», prognostizierte er Richtung Keystone-SDA.
ESC-Favorit Schweden: «Der Druck steigt»
Einen «kühlen Kopf bewahren», das wollen derweil die drei Musiker von KAJ, die für Schweden antreten und seit Monaten als Favoriten gelten. Die Musiker aus Finnland, die der schwedischsprachigen Minderheit angehören, treten am Dienstag für Schweden im ersten Halbfinale an.
«Wir bekommen viel Liebe von den Fans zu spüren und haben ein grossartiges Team hinter uns», sagte der Gitarrist der Gruppe, Kevin Holmström, weiter. Das helfe, mit dem Druck umzugehen. Am Dienstag wird Schweden die Sauna-Hymne «Bara Bada Bastu» im Halbfinale des ESC performen. Noch bevor der Song überhaupt bekannt war, galt das Land als Favorit (persoenlich.com berichtete).
In der prognostizierten Rangliste sind KAJ dicht gefolgt vom österreichischen ESC-Act. Der Countertenor JJ kombiniert in seinem Beitrag Operngesang und technoide Beats, die sich im Verlauf des ruhig startenden Liedes dazugesellen. Auch bei JJ ist der Druck zu spüren, wie er sagte. «Aber gleichzeitig freut es mich natürlich sehr, dass der Song so gut ankommt», sagte er.
Mit der Eröffnungszeremonie ist der ESC in Basel nun offiziell gestartet. Fast eine Million Franken kostete die Zeremonie. Insgesamt lässt sich Basel den ESC 37,5 Millionen Franken kosten. Rund 2000 Menschen nahmen an der anderthalbstündigen Parade teil, wie die Stadt Basel am Sonntagabend mitteilte.
Polizei stoppte rund 150 Personen
Die Polizei sprach am Abend von einer «Eröffnungszeremonie ohne nennenswerte Probleme». Sie habe durch ihre Präsenz rund 150 Personen beim Messeplatz stoppen und so verhindern können, dass die offizielle Veranstaltung gestört wurde, hiess es in einer Mitteilung auf X.
Die Sanität der Rettung Basel-Stadt musste demnach fünf Personen medizinisch betreuen und in ein Spital überführen. (sda/cbe)