24.05.2021

Literatur-Special

Die Bücher des Frühjahrs

Was kann man in der Freizeit machen ausser netflixen? Wir zeigen die 15 ungewöhnlichsten Schweizer Bücher des Frühjahrs und haben deren Autorinnen und Autoren nach den Beweggründen gefragt, diese zu schreiben. Darunter sind auch einige Journalisten.
von Matthias Ackeret

1_PeterWallimann

Peter Wallimann

«König & Bruder Narr», Smart & Nett-Verlag

Die Idee zu «König & Bruder Narr» ist mir gekommen, nachdem mein vorheriges Buch, «Weisheit oder Wahnsinn: Närrisches, Sinniges, Paradoxes», 2016 erschienen war. Die dort publizierten 222 Aphorismen (wie zum Beispiel «Her mit dem Geld, sonst bring ich's zur Bank») begeisterten viele Leserinnen und Leser. Manche jedoch wünschten sich längere Geschichten. So fing ich einen Literatur-Blog auf wallimann.online an und publizierte immer mal wieder für kurze Zeit Storys um zwei Aussenseiter. So sind über die Jahre insgesamt 36 «Episossen» entstanden, die Anfang Jahr bei einem Münchner Verlag publiziert wurden (die Schweizer Verlage hatten das Buch verschmäht). Mein Werk verstehe ich als Plädoyer für mehr Menschlichkeit, gelebte Werte und mehr Humor in unserer verkrampften westlichen Gesellschaft mit all ihren Widersprüchen. Die beiden Figuren gehen den Dingen auf den Grund, humorvoll und tiefsinnig zugleich, manchmal auch etwas naiv, doch immer mit den besten Absichten. Das Buch soll zum Schmunzeln und Nachdenken anregen, möglichst ohne moralischen Zeigefinger. Für mich als zeitgenössischen Autor steht fest, dass wir dringend einen Bewusstseinswandel brauchen – auf allen Ebenen. Und so hoffe ich, dass mein Buch vielleicht einen Beitrag dazu leisten kann. Falls nicht, bleibt zumindest der Unterhaltungswert.



2_ClaudeCueni

Claude Cueni

«Hotel California», Nagel & Kimche-Verlag

Als ich im August 2019 aus der Intensivstation entlassen wurde, teilten die Ärzte meiner Frau und mir mit, dass die Spätfolgen der erfolgreichen leukämiebedingten Knochenmarktransplantation gravierend und irreversibel seien. Es könne jederzeit zu Ende gehen. Es machte mir was aus, dass ich das Heranwachsen meiner neugeborenen Enkelin Elodie nicht mehr erleben würde. Ich wollte ihr noch etwas hinterlassen und schrieb «One More Thing for Elodie». Ich wollte ihr mitteilen, was im Leben wirklich zählt, weil man das erst am Ende des Lebens erfährt. Wenn es vorbei ist, wenn es zu spät ist. Das ist die Ironie unseres Daseins. Eine andere Hölle gibt es nicht. Der Text entglitt mir, und es entstand daraus ein surrealistischer, kafkaesker Stoff über einen Mann auf der Suche nach Elodie. Er betritt ein abgelegenes Hotel in der Wüste und erfährt, dass er nie mehr auschecken kann. Der Song «Hotel California» (Eagles, 1976) ist der Soundtrack der Novelle. Für mich ist es das Ende der «Script Avenue».



3_PabloKlemann

Pablo Klemann

«Rosenegg», Münster-Verlag

Es war ein langer, unerfüllter Traum von mir, ein Buch zu schreiben. Mit 25 unternahm ich meinen ersten Versuch, einen Fantasy-Roman, verfasste einige Hundert Seiten, bis ich schliesslich das dritte Buch von George Martins «Lied von Eis und Feuer» las. Ich war so beeindruckt, dass ich zur Überzeugung kam, noch nicht so weit zu sein. Ich legte das unfertige Manuskript beiseite und damit meinen Traum. Ganz konnte ich es freilich nie lassen, begann vier weitere Bücher, nur um sie wieder abzubrechen. Dann endlich, mit nunmehr 35 Jahren, beschloss ich, einen weiteren, letzten Versuch zu starten, diesmal aber, und das zum ersten Mal, mit einem historischen Thema. Ich hatte kurz zuvor mit Begeisterung den «Simplicissimus Teutsch» gelesen, von Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen, was mein Interesse an der Frühen Neuzeit, insbesondere am Dreissigjährigen Krieg, weckte. Diese seltsame Zeit mit ihrer ganzen Grausamkeit, ihrer Widersprüchlichkeit und ihren unglaublichen Charakteren zog mich nachhaltig in ihren Bann. Obwohl es ein so massgeblicher Konflikt gerade für Deutschland war – und obwohl er so sehr die Geschichte des Landes prägte –, schien er mir kaum präsent in der Kulturlandschaft und überhaupt recht wenig beachtet. Im Schatten der grossen Weltkriege bleibt nicht viel Platz. Als ich dann begann, mich intensiver mit dem Zeitalter auseinanderzusetzen, stellte ich erfreut fest, dass die Quellenlage dagegen grossartig war, es tolle Monografien gab, die von Friedrich Schiller etwa oder von Peter Wilson, dazu etliche zeitgenössische Texte, die in ihrer neuhochdeutschen Sprache zwar schwierig zu lesen waren, aber eben doch lesbar. Es war alles da, was man brauchte, um eine fiktive Geschichte in die realen Begebenheiten hineinzuweben. Und so kam der Entschluss zustande, «Rosenegg» zu schreiben.



4_DanaGrigorcea

Dana Grigorcea

«Die nicht sterben», Penguin-Verlag

Ich war auf einer Lesereise in Amerika und aus dem sonnigen San Francisco im grauen Seattle angekommen, bei Nieselregen, und Rick Simonson, der Buchhändler von The Elliott Bay Book Company, bestand darauf, mir die Stadt zu zeigen. Wir spazierten also die Elliott Bay entlang, abends, und Rick erzählte mir, dass Amazon in seiner Buchhandlung gegründet worden sei. Er habe die Männer immer am selben Tisch sitzen gesehen, über ihre Papiere gebeugt, und habe sie für Träumer gehalten und ihnen Tee gekocht. Es war eine lustige und doch sehr grausame Geschichte zugleich, denn kaum war Amazon gegründet, gingen alle kleinen Buchhandlungen in Seattle bankrott. Wir redeten vom Amazon-Algorithmus und von den Gedankenblasen, von der Radikalisierung der Welt. Und es war dort, abends, am schwarzen Wasser, als ich entschied, den ultimativen Dracula-Roman zu schreiben, ein Buch von alter Sinnlichkeit, grausam und lustig zugleich, über die Gefahr der Radikalisierung und die Rettung durch die Kunst. «Awesome», kommentierte Rick, «cause you actually come from Transylvania!»



5_AlexBaur

Alex Baur

«Unerhört: Esther Vilar und der dressierte Mann», Salis-Verlag

Als «Der dressierte Mann» vor fünfzig Jahren für Furore sorgte, fand ich das Büchlein auf dem Nachttisch meiner Mutter. Sie war eine emanzipierte, alleinerziehende Frau, lange bevor das Mode war. Ich war damals ein Teenager, eigentlich zu jung für diesen Stoff; doch das Büchlein zog mich sofort in den Bann. Vor zehn Jahren besuchte ich Esther Vilar in London für ein Weltwoche-Interview. Aus dem einen Treffen wurde schnell eine Freundschaft. Peu à peu erzählte mir Esther Vilar ihre Lebensgeschichte, die sie bislang selbst vor engen Freunden verborgen gehalten hatte. Der Werdegang der gebürtigen Argentinierin mit deutsch-jüdischen Wurzeln stellt ihr vielfältiges literarisches Schaffen in ein neues Licht. Ich habe Vilars Erinnerungen mit eigenen Recherchen ergänzt. Im Zentrum meiner Vilar-Biografie steht der Weltbestseller «Der dressierte Mann», mit dem sie den damals aufkeimenden Feminismus aufmischte. Für mich persönlich ist dieses Büchlein auch eine Hommage an meine Mutter – und an all die starken Frauen, die ihr Schicksal damals, als das noch nicht so selbstverständlich war, selbst in die Hand nahmen.



6_HildegardKeller

Hildegard Keller

«Was wir scheinen», Eichborn-Verlag

Schreiben war und ist für mich die Dimension, in der ich denke und schöpferisch bin. Ich sitze zwar an meinem zweiten Film, gestalte fürs Leben gern und trete auf und habe mir nun doch mit meinem ersten Roman einen grossen fliegenden Teppich geknüpft. «Was wir scheinen» verbindet Zeiten, ohne die Zeit selbst todernst zu nehmen. Ich vertraue meiner Hauptfigur, wenn es um Freiheit geht, auch künstlerische, und habe einen neuen Weg eingeschlagen. Ich habe es gewagt, Hannah Arendt in meinem Roman «Was wir scheinen» eine zweite Chance zu geben, und habe einen neuen Weg eingeschlagen: Ich erzähle in aller künstlerischen Freiheit von der Freiheit, die sie sich genommen hat, auf Augenhöhe erzähle ich mich durch ihr Jahrhundert, ihre Freundschaften und Ehen, ihre Vorlieben im Tessin und anderswo. Ich hole die Weltbürgerin vom Sockel und hole sie ins Leben, Denken, Handeln zurück. Die Erinnerung fliesst so munter wie die Maggia, sogar wenn sie sich an die Abbruchkanten des Menschseins im 20. Jahrhundert stellt, wie sie 1950 im kaputten Wiesbaden oder 1961 im Jerusalemer Gerichtssaal nach dem Fünklein gesucht hat, das einen Menschen für einen anderen zum Menschen macht, weil man daran appellieren kann. Was es für Folgen hat, wenn es, wie beim Angeklagten Adolf Eichmann, erlischt, dachte sie über 300 Seiten lang nach. Das Buch ist berühmt und berüchtigt. Ob man ihren Namen sonst noch kennen würde? Ohne das Buch hätte sie unbehelligt weitergelebt. Mein Roman ist ein fliegender Teppich durch die Zeit, eine Brücke auf die andere, unbekannte Seite der Geschichte, die einen frischen Blick lohnt. Einfühlung ist auch in der Kunst kein Verbrechen, ein Roman darf Kraft geben und Mut machen, denn meine Hauptfigur ist mindestens so mutig wie schüchtern und sehr viel tapferer, als man erahnen kann, wenn man sie bei Günter Gaus rauchen sieht.



7_AlanSchweingruber

Alan Schweingruber

«Das Zimmer», Telegramme

Am 14. Mai 2020 meldete ich mich am Empfang der Klinik. Ich war nervös, viel nervöser als vor der ersten Knieoperation mit 18. Vor der Vollnarkose besänftigte mich die Anästhesistin mit den Worten: «Wohin möchten Sie reisen? Entscheiden Sie sich für einen schönen Ort, es wird funktionieren.» Wirklich? Ich wünschte mir Nizza. Dann Sardinien. Dann änderte ich meinen Wunsch in letzter Sekunde und holte meine umtriebigen Jugendtage aus den Achtzigern zurück. Eine Stunde später erwachte ich in einem kalten Raum mit fahlem Licht, ich erinnerte mich an nichts. Erst im Zimmer blitzten die Bilder auf, es waren Bilder aus meinen Jugendtagen. Ich sah mich mit dem Sony-Walkman im Krankenhausbett liegen, in der Hand eine Kassettenhülle von Kim Wilde. Ich erinnerte mich an die schöne Krankenschwester, die mir und meinem Zimmergenossen jeden Morgen den Puls gemessen und uns im Nu den Kopf verdreht hatte. Wir genasen Bett an Bett als Rivalen. Als eifersüchtige Männer, die sich provozierten und beobachteten und den eigenen Eroberungsgelüsten ausgeliefert waren. Es war lächerlich und tragisch zugleich. Aber den Plot finde ich 30 Jahre danach grossartig, und ich musste ihn zu Literatur machen.



8_AdolfJensKoemeda

Adolf Jens Koemeda

«Sandul – Warten auf das Glück», Münster-Verlag

Als Psychiater sehe ich möglicherweise etwas früher als meine gleich interessierten Mitbürger, dass die Konfliktstoffe und Sorgen, die die Befindlichkeit der Menschen beeinflussen, in den letzten Jahren häufiger aufgetreten sind. Zu diesen Neuentwicklungen gehört zum Beispiel die veränderte Stimme unseres Gewissens. Das Gewissen ist zwar da, aber als ein, verglichen mit früher, weniger lauter Begleiter unseres Alltags. Wir verbringen doch immer mehr Zeit allein, sitzend, mit unserer Elektronik beschäftigt. Die analogen Kontakte mit anderen – die konkrete Zahl der gemeinsam verbrachten Stunden pro Monat als Beispiel – gehen deutlich zurück. Wir haben also mehr Zeit für uns (das Ego jubelt!), für unsere Vorlieben und auch für den PC … mit allen Folgen. Wir kennen die anderen Menschen nicht mehr so gut wie früher, sie sind uns allmählich auch nicht mehr so wichtig. Und wir, unser Gewissen vor allem, müssen uns nicht mehr so häufig mit ihnen auseinandersetzen. Man verliert langsam das Engagement. Beim Engagement braucht es aber Anstrengung, man muss oft innere Widerstände überwinden, auch etwas riskieren. Und für solche Schritte will Simmi im Roman «Sandul» Mut machen. Das Leben in der Gesellschaft von Ego-Riesen ist doch weder erfüllend noch schön. Wer will schon in direkter Nachbarschaft zu Donald Trump leben?



9_HeinzGander

Heinz Gander

«Die Medienzarin», Amuse-Buch

Die Idee zum Roman entstand bei einem Treffen mit zwei Kollegen aus der Verlagsbranche. Den Kollegen war bekannt, dass zwei unter Pseudonym erschienene Romane von mir stammen. Sie ermunterten mich, eine Geschichte zu schreiben, die in der Medienszene spielt. Einen Plot, der – mit etwas Erotik angereichert – einem breiteren Publikum gefallen könnte. Kaum im Rentenalter, machte ich mich ans Werk. Als Figuren von zentraler Bedeutung wollte ich Frauen einbringen, die gerne die Führung übernehmen. Ich liebe starke Frauen an der Spitze, vor allem seit ich pensioniert bin. Als Rentner lässt sich auch so schön vom Leder ziehen: unliebsame Gegebenheiten anprangern und Artgenossen an den Karren fahren. Indes, meine Gattin monierte, meine Schreibe sei etwas gar starker Tobak. Ich besann mich der Lebensweisheit meines Hausarztes, der meinte: «Ich habe gelernt, dass man(n) auf die Frauen hören soll.» Also entschärfte ich allzu brisante Passagen, ohne aber auf Boshaftigkeit und Laszivität zu verzichten. Schliesslich ist «Die Medienzarin» keine Gute-Nacht-Geschichte.



10_MatthiasSteinmann

Matthias Steinmann

«Pferdfrau-Recherche», Weber-Verlag

Ein bisschen Nostalgie und Rückblick auf Dinge und Ereignisse der Siebziger- und frühen Achtzigerjahre, die tiefergreifende Spuren in meiner Erinnerung hinterlassen haben, obwohl sie fünfzig Jahre zurückliegen. Der Roman ist fiktiv und die Wirklichkeiten verfremdet. Ich war Zaungast, Beobachter, Täter – und aus heutiger Sicht auch Opfer. In Stichworten die Erlebnisstückwerke (nicht chronologisch), die zusammengefügt werden: Vizedirektor der AG für Werbefernsehen, operativ verantwortlich für Forschung und den Verkauf von Werbezeit von TSI in Oberitalien (Elvitalia), Eigentümer einer Gesellschaft für Radiowerbung (Radiotele CH), im Stab des GD der SRG, in der ARD/ZDF-Medienkommission, befreundet mit dem Programmdirektor SWR, später Intendant ZDF, gut bekannt mit Leo Kirch und weiteren, auf dem Weg zur Marktführerschaft der Einschaltquotenmessung in Europa (Telecontrol), involviert 1972 in die Nachfolge des GD SRG, Präsident des Bernischen Vereins für Gefangenen- und Entlassenenfürsorge mit Drogenberatungsstelle, ging zeitweise im alternativen Zaffaraya ein und aus und war schliesslich aus heutiger Sicht ein männliches MeToo-Opfer … Das ganze Kuddelmuddel habe ich zu diesem Kriminalroman verarbeitet.



11_BernadiniAlbertin

Diego Bernadini, Katharina Albertin

«Dein Atem hält mich am Leben», Stämpfli-Verlag

Machtmissbrauch und Essstörungen sind für viele von uns zunächst einmal getrennte Begriffe. Wie oft begegnen wir Menschen, die zu dünn sind und mit einem leeren, ängstlichen, ausweichenden Blick durch den Tag irren? Womöglich eilen sie mit einem Kaffee to go an uns vorbei – auffällig die hervorstehenden Knochen, die blasse, dünne Haut, die fädigen Haare … «Iss doch einfach was!», möchte man ihnen zurufen – aber leider ist es nicht so einfach: Essstörungen sind hochkomplexe Krankheitsbilder. Häufig sind Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Machtmissbrauch oder ungesunde (Familien-)Bindungen ursächlich für die psychische Erkrankung. In unserem Buch wollen Katharina und ich aufzeigen, dass hinter solchen Schicksalen oft entsetzliche Geschichten zu finden sind – Geschichten von Missbrauch, Einsamkeit, Verzweiflung, Stress. Wir möchten direkt Betroffenen eine Stimme geben und aufzeigen, dass es Wege aus der Krankheit gibt – nicht nur für sie, auch für ihr Umfeld, das ebenso leidet, wenn auch anders.



12_SaschaMichaelCamp

Sascha Michael Campi

«Bitcoin-Falle», Werd & Weber Verlag

Der Bitcoin-Kurs ist in den letzten Monaten massiv in die Höhe gestiegen, mit ihm auch die Anzahl der Betrugsdelikte, denn während der Lockdown-Phase waren mehr Bürgerinnen und Bürger zu Hause telefonisch erreichbar denn je! Die Schweizer Unternehmerin Verena Bösch ist eine von vielen, die sich auf den Handel mit Kryptowährungen eingelassen hat und dabei in die Fänge von Betrügern geraten ist. In Zusammenarbeit mit dem Buchautor Sascha Michael Campi macht Verena Bösch nun ihre gesamte Geschichte publik, um die dreiste Masche der Betrüger aufzuzeigen und andere vor dem Tappen in dieselbe Falle zu schützen. Ein Buch, welches uns davor warnt, dass wir alle potenzielle Opfer sind – ob Laie oder Fachmann, ein Buch, welches aufweckt und ermahnt, nur denen zu vertrauen, die unser Vertrauen verdienen, und nicht denen zu glauben, die allein mit schönen Worten und verlockenden Zahlen um sich werfen.



13_TatortBodensee

Martin Oesch, Ralph Weibel

«Tatort Bodensee: Der Fall Winterbergs», Gmeiner Verlag

Eigentlich wollen wir mit dem Buch aus der Welt eine bessere machen oder zumindest die Tempel des deutschsprachigen Feuilletons stürmen und anschliessend reich und berühmt werden. Nachdem aber Ironie in den Medien nachweislich nicht funktioniert, hier eine Alternativantwort: Wir kennen uns von der Zusammenarbeit beim Radio, dem flüchtigsten aller Medien. Da baute sich über die Jahre der Ehrgeiz auf, etwas Unterhaltsames und Nachhaltiges zu schaffen: also ein Buch! Da wir in Liebesdingen eher unerfahren sind und frei von jeder Sachkenntnis, die uns befähigen würde, ein Sachbuch zu schreiben, jedoch ausgestattet mit gewisser krimineller Energie, drängte sich ein Werk aus dem Genre der Kriminalliteratur auf. So machten wir uns an die Arbeit unter dem Motto: Wir respektive unsere Figuren dürfen alles ausser langweilen.



14_Zeitungsmann

Artur Kilian Vogel

«Der Zeitungsmann, dem die Sprache verloren ging», Cameo Verlag

Ich bin seit fünfzig Jahren Journalist. Romane zu schreiben, ist die Fortsetzung des Journalismus mit anderen Mitteln. Als Journalist ist man der Fairness verpflichtet, sollte sich an Tatsachen halten sowie an vorgegebene Längen und Formen. Als Romancier darf man unfair sein, Tatsachen erfinden und sich um Länge und Formen foutieren. Mein neuer, vierter Roman ist eine gewagte Melange aus Journalismus und Schriftstellerei. Ich beschäftige mich mit dem Niedergang der gedruckten Presse, mit der Eitelkeit des Journalisten und der Vergänglichkeit seines Schaffens, mit Einsamkeit, Selbstzweifeln und dem Scheitern. Der Protagonist, Strittmatter, hat Ähnlichkeiten mit mir, aber ich habe ihm auch fundamentale Unterschiede angedichtet. Die Konflikte und Katastrophen, die ich beschreibe, habe ich tatsächlich erlebt. Hingegen sind alle Personen ausser jenen der Zeitgeschichte frei erfunden. Warum habe ich den Roman «Der Zeitungsmann, dem die Sprache verloren ging» geschrieben? Weil ich nochmals über einige meiner Erfahrungen nachdenken wollte. Weil ich es spannend fand, mich aus der Distanz mit meinem Beruf auseinanderzusetzen. Weil ich gern Geschichten erzähle. Und weil es einfach Spass macht – hoffentlich auch für Leserinnen und Leser.



15_Peter

Charlotte Peter (*2020)

«Bilanz eines Reiselebens», Münster-Verlag

Bei meinen Reisen wurde mir klar, dass es keine einzige und alleinige Wahrheit geben kann, weder in der Religion noch in der Politik, weder in der Gesellschaft noch im Recht. Unsere Erde kennt viele Schönheiten, Offenbarungen und Götter. Das ist gut so, wenn auch unbequem. Wir müssen uns den Herausforderungen stellen und die Natur akzeptieren, ob fruchtbar oder zerstörerisch, die Welt lieben, wie sie ist. So hat mich das Reisen glücklich gemacht, ich wurde zu einem geistig lebendigen, heiteren, globalen Menschen.

Journalistenlegende Charlotte Peter (Ex-Chefredaktorin Elle/Annabelle) ist am 3. November 2020 im Alter von 96 Jahren in Zürich verstorben (persoenlich.com berichtete). Es war ihr letzter Wille, dass dieses Buch publiziert wird.



Diese Buchtipps erschienen in der April- und Mai-Ausgabe des Printmagazins «persönlich».



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