06.09.2018

Alan Schweingruber

«Eine Frau als Hauptperson war eine Herausforderung»

Mit dem Liebesroman «Simona» legt der Fifa-Corporate-Writer sein literarisches Debüt vor. Im Interview spricht er über das Schreiben im Wartezimmer, den Terroranschlag in Nizza und verrät, was er seiner Familie beichten muss.
Alan Schweingruber: «Eine Frau als Hauptperson war eine Herausforderung»
«Simona»-Autor Alan Schweingruber ist gedanklich schon mitten in der Planung seines nächsten Romans. (Bild: zVg.)
von Anna Sterchi

Herr Schweingruber, Sie schreiben hauptberuflich für die Fifa. Sind Sie bei den Berufskollegen mit Ihrem Liebesroman auf Skepsis gestossen?
Im Gegenteil, viele kamen bei mir im Büro vorbei und haben sich gefreut. Das hat mich sehr berührt.

Der Ruf der Fifa ist angekratzt. Macht Ihr Job noch Freude?
Ich schreibe Reportagen über Menschen und Länder, wo Fussball eine wichtige Rolle spielt. Ja, es macht Freude.

Sie schreiben im Fifa-Magazin Sachtexte. Nun haben Sie einen Roman herausgegeben. Wie sind Sie zur Literatur gekommen?
Privat schreibe ich seit über zwanzig Jahren Geschichten. Literarische Werke sind mit nichts zu vergleichen, sie zu schreiben, kommt einer schönen langen Reise gleich. «Simona» ist in etwa zehn Monaten entstanden, ich habe überall geschrieben: Zuhause in der Küche, in Cafés, in Parks, in Hotelfoyers, im Wartezimmer, im Tram… Es war tatsächlich eine Reise. 

Planen Sie, noch weitere Romane zu schreiben, allenfalls ein Fortsetzungsroman von «Simona»?
Die Welt ist zu aufregend, als dass ich mich nochmals aufs Gleiche stürze. Aber einen nächsten Roman gibt es auf jeden Fall. Gedanklich bin ich schon wieder mitten drin. Nun muss ich es nur noch meiner Frau und meinen Kindern beibringen.

Warum «beibringen»?
Das ist halt immer so eine Sache, wenn man in eine Welt eintaucht für ein paar Monate. Aber manchmal kann man ein bisschen tricksen und Dinge miteinander verbinden. Mein neunjähriger Sohn beispielsweise liebt es, wenn ich in seinem Zimmer schreibe, während er am Einschlafen ist.

«Etwas Autobiografisches wäre mir zu langweilig.»

Was war rückblickend gesehen die grösste Herausforderung beim Schreiben Ihres Erstlings?
Zeit zum Schreiben zu finden. Ich bin zu hundert Prozent angestellt, es bleiben also die Wochenenden und die Abende unter der Woche, denn frühmorgens schreiben kann ich nicht. Es braucht viel Disziplin.

«Simona» spielt in Zürich und in Südfrankreich – Schauplätze, die Ihnen vertraut sind. Hat der Roman autobiografische Züge?
Autobiografisches wäre mir zu langweilig. Ich habe so viele Ideen, warum sollte ich meine Geschichte aufschreiben? Man lässt sich von Menschen, Orten und Geschehnissen inspirieren, und irgendwann macht es klick, und die Story ist da. Alles auf dem Weg zum Ziel ist eine Art «Best of» der Gefühle und Gedanken.

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Mit welcher Buchfigur können Sie sich am ehesten identifizieren?
Mit jeder. Man denkt sich in die Figuren hinein, die man erschaffen hat. Idealerweise schon von Beginn an. Aber es war eine Herausforderung und vielleicht auch ein Risiko, eine Frau als Hauptperson zu wählen. Warum ich das getan habe, weiss ich nicht. Es war ein Bauchgefühl.

Wie kamen Sie auf die Geschichte?
Ich hatte ursprünglich einen anderen Plot im Kopf. Dann geschah dieser Terroranschlag in Nizza, an der Promenade des Anglais, wo ich kurz zuvor mit Freunden ein Appartement bewohnt hatte. Was sind das für Zufälle, die einen im richtigen oder falschen Moment abreisen lassen? Dieses Thema hat mich nicht mehr losgelassen. Im Roman findet der Anschlag Erwähnung, zentral ist die Liebesgeschichte. Sie spielt an der Côte d’Azur und in Zürich.

Hatten Sie das Ende von Beginn an vor Ihrem geistigen Auge?
Mehr oder weniger. Man tut sich keinen Gefallen, wenn man das Ende nicht anvisieren kann.

«Menschen sind fast immer imstande, zu lieben – selbst wenn alles schiefläuft.»

Der Roman lebt von seinen schnellen Schnitten. Dies kann für den Leser zuweilen anstrengend sein. Haben Sie diese Sprunghaftigkeit als Stilmittel bewusst eingesetzt?
Stil, Aufbau und Geschwindigkeit des Romans sind bewusst gewählt. Anders funktioniert diese Geschichte meiner Meinung nach nicht.

In einem Satz: Was ist die Botschaft Ihres Romans?
Das Glück, dass wir Menschen fast immer imstande sind, zu lieben – selbst wenn alles schiefläuft.

Geben Sie eine Buchempfehlung ab: Wer soll Ihr Buch lesen?
«Simona» ist eine Liebesgeschichte, die jeder von uns erleben könnte. Vorauszusehen ist im Buch nichts. Neulich hat mir eine Leserin gesagt, sie hätte die vielen Überraschungen und Wendungen genossen und bis am Schluss mitgefiebert. Das hat mich geehrt.

Zu guter Letzt: Sind Sie zufrieden mit Ihrem Werk?
Ich könnte kein Werk veröffentlichen, mit dem ich nicht zufrieden bin. «Simona» steht über allem, was ich bislang verfasst habe.



Die offizielle Erstlesung von «Simona» findet
am Dienstag, 25. September 2018, um 19.30 Uhr, im Literaturhaus Zürich statt.




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