09.10.2025

Grimme Online Award

Eklat um Schweizer Produktion

Die Autoren Hans Block und Moritz Riesewieck haben ihre Auszeichnung für das Projekt «Eternal You» nicht angenommen. Das transmediale Werk ist eine Koproduktion der Zürcher Firma Docmine. Der Protest richtet sich gegen die umstrittene Aberkennung eines anderen Preises.
Grimme Online Award: Eklat um Schweizer Produktion
Die Autoren Hans Block (links) und Moritz Riesewieck lassen ihren Grimme Online Award bei der Verleihung in Essen auf der Bühne zurück. Mit der Geste protestieren sie gegen die Aberkennung eines Preises für die Aktivistin Judith Scheytt. (Bild: Keystone/DPA/Henning Kaiser)

Die Regisseure Hans Block und Moritz Riesewieck protestierten mit ihrer Geste gegen die Aberkennung des Donnepp Media Awards für die Aktivistin Judith Scheytt durch den vom Grimme-Institut unabhängigen Förderverein.

«Wir hoffen auf eine reflektierte Aufarbeitung, damit wir weiter an diesen Preis glauben können. Solange wir das nicht können, stellen wir diesen Preis hierhin und hoffen, uns vielleicht irgendwann wiederzusehen und uns irgendwann wieder richtig zu freuen», sagte Hans Block bei der Verleihung und liess die Trophäe auf dem Rednerpult stehen.

Hintergrund der Kontroverse um Scheytt sind Antisemitismusvorwürfe im Zusammenhang mit ihrer medienkritischen Berichterstattung zum Nahostkonflikt.

Das ausgezeichnete Projekt «Eternal You» wurde massgeblich in der Schweiz entwickelt und produziert, wie es in einer Mitteilung heisst. Die Zürcher Firma Docmine Productions realisierte das Online-Angebot als Koproduktion mit der SRG und der deutschen Beetz Brothers Film Production. Finanzielle Unterstützung kam unter anderem von der Zürcher Filmstiftung, dem Bundesamt für Kultur (BAK) und Media Desk Suisse. Das Scrollytelling-Format beleuchtet, wie künstliche Intelligenz das Weiterleben Verstorbener simuliert. Die Jury lobte das Werk als «klug komponiert, atmosphärisch dicht und immersiv».

Patrick M. Müller, Produzent von Studio Docmine: «Wir respektieren den Einsatz der beiden Autoren für Transparenz und Integrität, und dass sie unter den gegebenen Umständen die Trophäe nicht entgegennehmen wollten.» Das Grimme-Institut selbst distanzierte sich von der Entscheidung des Fördervereins. Institutsleiterin Çiğdem Uzunoğlu bezeichnete die Aberkennung als «formal betrachtet ein Fehler» und kündigte an, die Zusammenarbeit mit dem Förderverein zu beenden. (pd/cbe)

 


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KOMMENTARE

Victor Brunner
10.10.2025 08:03 Uhr
Eine junge Frau befasste sich kritisch mit der Medienberichterstattung über den Gaza-Krieg. Das passte der "Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit" nicht und hat den Antisemitismushammer geschwungen. Der Zustand der deutschen Gesellschaft, nicht nur Bücken und Autobahnen sind marode auch der gesellschaftliche Diskurs!
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