30.11.2022

58. Solothurner Filmtage

Festival beginnt mit Dokumentarfilm

Mit dem Film «This Kind Of Hope» des schweizerisch-polnischen Regisseurs Pawel Siczek starten die Solothurner Filmtage im Januar 2023. Ehrengast der Eröffnungsfeier ist Alain Berset, Bundespräsident im kommenden Jahr.
58. Solothurner Filmtage: Festival beginnt mit Dokumentarfilm
Der Belarusse Andrei Sannikov war in den Neunzigerjahren Diplomat unter anderem in der Schweiz. (Bild: zVg)

Es ist ein Blick in die Geschichte und Gegenwart von Belarus: Andrei Sannikov war in den 90er Jahren als Diplomat massgeblich an der nuklearen Abrüstung von Belarus beteiligt. Es folgten Jahre als Diplomat, unter anderem in der Schweiz, 1995 und 1996 war er kurze Zeit stellvertretender Aussenminister von Belarus. Danach quittierte er unter Präsident Alexander Lukaschenko den Staatsdienst unter Protest und begann seinen Kampf für ein demokratisches Land. Ein Kampf, der ihn am Ende ins Gefängnis und ins Exil nach Polen führen sollte.

Eine Reise durch 30 Jahre Weltgeschichte

Nach Jahren in der Opposition kandidierte Andrei Sannikov 2010 als Präsident, wurde aber nach den Wahlen zusammen mit hunderten anderen Oppositionellen festgenommen und zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, das er nach knapp 16 Monaten wieder verlassen konnte. Das brutale Durchgreifen der Staatsmacht kostete einigen seiner Weggefährten das Leben, er selbst wurde gefoltert. Seither versucht Sannikov als staatenloser Diplomat unermüdlich Politiker:innen für den gewaltfreien Kampf für ein demokratisches Belarus zu überzeugen. Sannikov ist mit der belarussischen Journalistin Iryna Khalip verheiratet und hat einen Sohn. 

Der Regisseur Pawel Siczek begleitete seinen Protagonisten seit 2013. Es gelingt ihm, sich der Figur von Sannikov zu nähern ohne ihr zu verfallen. «Der Film positioniert sich durch die Erfahrungen eines Mannes und seiner Familie und lässt die Zuschauerinnen und Zuschauer über die letzten 30 Jahre Europa nachdenken – von der Perestroika bis zur Gegenwart», so Niccolò Castelli, Künstlerischer Leiter der Solothurner Filmtage. «Es ist eine intime Kameraführung, die nah am Protagonisten bleibt, welcher unermüdlich kämpft, ohne dabei laut werden zu müssen. Der Film zeigt die Reise eines Mannes und seiner Familie und lässt uns so die konfliktreiche Gegenwart einordnen, in der wir leben.» Auffallend ist auch das einzigartige Archivmaterial aus Belarus, dessen Beschaffung nicht immer einfach war.

Die Leinwand als Spiegel der Gesellschaft

Der Regisseur des Films, Pawel Siczek, wurde 1977 im damals kommunistisch regierten Warschau geboren, wuchs in Libyen und der Schweiz auf. Seine Ausbildung zum Dokumentarfilmregisseur absolvierte er an der Hochschule für Fernsehen und Film in München und realisierte bisher mehrere abendfüllende Dokumentarfilme wie etwa «Bassiona Amorosa» (2008), «Fussgängerzone» (2010) oder «Die Hälfte der Stadt» (2015). Mit seinem berührenden Portrait «This Kind Of Hope» wendet sich Siczek Belarus zu und erzählt einen Teil der Geschichte des heutigen Europas. Es ist ein differenzierter Blick auf ein Land, welches sich in der jüngeren Vergangenheit immer wieder zum Aufbruch bereit machte und dabei brutal zurückgeschlagen wurde.

Geschichten ausserhalb des Scheinwerferlichts 

Produziert wurde der Film von Valentin Greutert (A Film Company, Zürich, in Co-Produktion mit Departures Film, Leipzig). Valentin Greutert hatte bereits den Spielfilm «Bruno Manser – die Stimme des Regenwalds» produziert, der 2020 an den Solothurner Filmtagen gezeigt wurde oder auch «Mad Heidi» – welcher aktuell in den Kinos läuft. «Die Finanzierung eines solchen Films ist kein einfaches Unterfangen» so Greutert, «es ist aber wichtig, dass auch solche Geschichten erzählt werden und der Blick für einmal auf ein Land geht, welches seinen Kampf für Demokratie nicht immer im Licht der Öffentlichkeit führt.» Es brauche Menschen, die mit soviel Aufrichtigkeit für ihr Ideal einstünden.

Eröffnungsgast Bundesrat Alain Berset

Die 58. Solothurner Filmtage finden vom 18. bis 25. Januar 2023 statt. Ehrengast der Eröffnung ist Bundesrat Alain Berset, welcher im Jahr 2023 auch Bundespräsident sein wird. Die Eröffnungsfeier findet in der Reithalle in Solothurn statt, der Film wird als Weltpremiere gezeigt. (pd/mj)



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