01.05.2017

Michael Steiner

«Jeder Regisseur ist so gut wie sein letzter Film»

Das «Missen Massaker» war ein Misserfolg. Fünf Jahre sind seither vergangen. Jetzt dreht der Schweizer Regisseur wieder und verfilmt einen Bestseller. Im Interview mit persoenlich.com spricht der 47-Jährige über sein aktuelles Projekt und verrät, wer darin die Hauptrolle spielt.
Michael Steiner: «Jeder Regisseur ist so gut wie sein letzter Film»
Regisseur Michael Steiner beim «Sennentuntschi»-Dreh, seinem vorletzten Film. Die Dreharbeiten für sein neuestes Projekt sollen im Spätsommer beginnen. (Bild: Keystone)
von Marion Loher

Herr Steiner, im Spätsommer beginnen Sie mit den Dreharbeiten zu «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» (persoenlich.com berichtete). Wer spielt den jungen Juden Motti Wolkenbruch?
Joel Basman wird diese Hauptrolle übernehmen.

Der 27-jährige Schweizer spielte bereits in mehreren Ihrer Filme mit, unter anderem in «Sennentuntschi» und «Mein Name ist Eugen». Werden weitere bekannte Schauspieler mit dabei sein?
Ja, aber ich kann noch keine Namen nennen.

Weshalb nicht?
Weil wir momentan noch mitten in der Besetzung diverser Rollen stecken, und bald werden wir mit der Suche nach den besten Motiven für diesen Film in Zürich beginnen.

Der Roman des Schweizer Schriftstellers Thomas Meyer ist ein Bestseller (persoenlich.com berichtete). Er handelt von einem frommen Juden, der sich in eine Nichtjüdin verliebt. Wie ist es zur Zusammenarbeit mit Meyer gekommen?
Thomas und ich kennen uns schon seit fast 20 Jahren, und als mich Hans Syz von Turnus Film anfragte, ob ich dieses Buch verfilmen möchte, habe ich gerne zugesagt.

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Thomas Meyers Roman über den jungen Juden Motti ist ein Bestseller.

Was reizt Sie an «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse»?
Die Geschichte schlägt eine Brücke zwischen den Welten, ohne die Akteure zu verurteilen. Die Figuren bleiben immer verständlich und liebenswürdig. Da ist auf der einen Seite unsere westliche Gesellschaft, deren Offenheit und Innovation die Verlorenheit als grösstes Risiko birgt, und auf der anderen Seite ist die religiöse Gemeinschaft, deren grösstes Risiko das Dogma ist, deswegen aber keiner verloren geht. Thomas’ Geschichte ist ein Plädoyer für Toleranz. Es ist aber auch eine Liebesgeschichte. Sie ist das Herz, das die Handlung voran treibt, und die es braucht, um die Menschen zu erreichen.

Was ist das Schwierigste an der Verfilmung dieses Buches?
Obwohl die Geschichte Fiktion ist, ist es wichtig, authentisch zu sein, was Kultur, Sprache und Ausdruck betrifft. Dazu braucht es Recherche und Beobachtung. Und genau darin liegt auch die Faszination: Ich kann und darf in eine Kultur eintauchen, die wir täglich in Zürich sehen, aber doch nicht wirklich kennen.

Wie lange werden die Dreharbeiten dauern?
Zwei Monate.

«Das Missen Massaker» – Ihr letzter Film – liegt fünf Jahre zurück und konnte nicht an die Erfolge von «Grounding» und «Mein Name ist Eugen» anknüpfen. Die Kritik war vernichtend. Weshalb soll es dieses Mal besser werden?
Jeder Film, der nicht gut im Kino besucht wird, tut dem Regisseur weh. Und es gilt die Regel, dass der Regisseur immer so gut ist wie sein letzter Film, den er gemacht hat. Eine Garantie auf Erfolg gibt es nie, aber ich glaube an diese Geschichte.

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Michael Steiner am Filmfestival Locarno 2012 bei der Vorstellung seines Films «Das Missen Massaker». (Bild: Keystone)

Das Filmprojekt über die beiden Taliban-Geiseln aus Bern liegt derzeit auf Eis, weil die Finanzierung nicht endgültig festgelegt ist. Wie ist der Stand der Dinge?
Wir versuchen immer noch, die Endfinanzierung zu stemmen. Es ist bei diesem Thema leider nicht einfach, weil der weltweite Konflikt, dem die Entführung zu Grunde liegt, keine einfache Kost ist und es sehr schwer ist, ein Film zu diesem Thema zu finanzieren.

Ende vergangenen Jahres hat die «Schweiz am Wochenende» bekannt gemacht, dass Ihre Firma, die Kontraproduktion, überschuldet ist und mit anderen Firmen der Highlight Communications fusioniert hat. Was hat sich für Sie dadurch geändert?
Das stimmt so nicht. Kontraproduktion wurde aus unternehmerischen Gründen mit drei anderen Medienfirmen, die wie die Kontraproduktion unter dem Dach der Rainbow Home Entertainment sind, in Constantin Film und Entertainment mit Standort Zürich fusioniert. Ich hatte seit der Übernahme der Kontraproduktion 2010 durch Rainbow nichts mehr mit dem operativen Geschäft zu tun. Insofern hat sich für mich nichts verändert.



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