28.10.2022

Beobachter Prix Courage

Natallia Hersche gewinnt die Auszeichnung

Die schweizerisch-belarussische Doppelbürgerin ging für die Demokratie in Belarus 17 Monate ins Gefängnis. Die Menschenrechtsaktivistin Anni Lanz erhielt den Lifetime Award.
Beobachter Prix Courage: Natallia Hersche gewinnt die Auszeichnung
Natallia Hersche bekommt von Beobachter-Chefredaktor Dominique Strebel den Prix Courage überreicht. (Bild: Christian Schnur)

Die Ostschweizerin Natallia Hersche wird mit dem mit 15’000 Franken dotierten Beobachter Prix Courage für ihren unerschrockenen Einsatz gegen staatliche Willkür prämiert. Die Auszeichnung, die einer Hellebarde nachempfunden ist, wurde ihr an der Preisverleihung am Freitag feierlich überreicht. Dies heisst es in einer Mitteilung am Freitagabend.

Natallia Hersche gibt mit ihrem Widerstand gegen die belarussische Autokratie den unzähligen Menschen, die weltweit jeden Tag für Demokratie und Grundrechte öffentlich demonstrieren, ein Gesicht. In ihrer Gefangenschaft wurde sie mit Schlafentzug gequält und musste während 40 Tagen in einer unbeheizten, kleinen Zelle verharren. Trotzdem blieb sie ihren Werten treu. Natallia Hersche hätte ihre Haftzeit verkürzen können, wenn sie um eine Begnadigung gebeten hätte. Sie entschied sich dagegen, weil sie nichts verbrochen hatte. Sie kam erst nach 17 Monaten frei – dank Schweizer Diplomatie.

Die Jurypräsidentin Susanne Hochuli streicht in ihrer Laudatio hervor: «Sie, Frau Hersche, sind in einer Autokratie für Meinungsäusserungs- und für Demonstrationsfreiheit eingestanden. Grundrechte, ohne die keine Demokratie funktionieren kann. Sie haben Ihre Überzeugung auch im Gefängnis beibehalten. Sie haben Ihre Werte nicht verraten, um Hafterleichterung oder eine Entlassung zu erreichen. Ihr Mut ist ansteckend, Ihr Mut gibt anderen Menschen die Kraft, ebenfalls mutig zu sein. Ihr Mut fordert uns alle auf, demokratische Grundwerte immer und uneingeschränkt zu unterstützen. Sie haben den Prix Courage 2022 und unseren grossen Dank verdient.»

Die Wahl des Beobachter Prix Courage erfolgt jeweils zur Hälfte durch die Leserinnen und Leser sowie eine Jury, bestehend aus ehemaligen Preisträgerinnen und Preisträgern sowie Fachleuten aus Psychologie, Recht und Politik.

Die Menschenrechtsaktivistin Anni Lanz erhielt den mit 10’000 Franken dotierten Beobachter Lifetime Award für besondere Dienste an der Gesellschaft. In den letzten knapp vierzig Jahren setzte sie sich unermüdlich für geflüchtete Personen ein, indem sie diese versteckte, begleitete, ermutigte oder im Gefängnis besuchte.

«Anni Lanz ist stur, ja, aber stur für die Menschlichkeit», stellt Beobachter-Chefredaktor Dominique Strebel in seiner Laudatio fest. «So kämpft Anni Lanz seit fast 40 Jahren kompromisslos für Humanität im Flüchtlingswesen. Sie arbeitet sich ins Asylrecht ein, schreibt Hunderte Rekurse, ficht Dutzende politische Kämpfe aus. Und: verliert fast immer. 14 Abstimmungen und unzählige Asylverfahren. Das beeindruckt sie nicht. Sie stellt sich immer wieder gegen die Mehrheit, ohne Angst vor Anfeindungen und Verurteilungen. Denn sie weiss: Oft zeigt die Minderheit der Mehrheit, wo es ungelöste Probleme gibt. Dafür, dass sie stur und kompromisslos für Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Solidarität kämpft, verleiht der Beobachter Anni Lanz den Lifetime Award des Prix Courage.» (pd/wid)



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