Den mit 60'000 Franken dotierten Prix de Soleure gewann die schweizerisch-kanadische Filmemacherin Sophie Jarvis für «Until Branches Bend». Der Spielfilm erschaffe eine vollendete Welt, «in die wir als Zuschauende für knapp hundert Minuten eintauchen können», hiess es im Juryurteil.
In dieser Welt lebt Protagonistin Robin, die in einer Pfirsichkonservenfabrik arbeitet. In einem Pfirsich entdeckt sie ein vermeintlich invasives Insekt, das eine reale Gefahr für Menschen und Umwelt darstellt. Davon will sie ihre Gemeinde überzeugen. «Die Geschichte spielt in einem engen Tal und jede Figur, jedes Gebäude und jedes Detail trägt dazu bei, dass dieses fiktve Universum lebendig wird», hiess es in der Laudation weiter.
Ausserdem sei «Until Branches Bend» vom Casting über die Farben bis hin zu den Drehorten ein sorgfältiger und durchdachter Film.
Grosser Erfolg für «Foudre»
Carmen Jaquier gewann den mit 20'000 Franken dotierten Opera Prima-Preis für «Foudre». Damit wurde der Genfer Filmemacherin die zweite grosse Ehre dieser Woche zuteil: Am Montag wurde sie für ihr Erstlingswerk für bereits in drei Kategorien für einen Schweizer Filmpreis nominiert – als Bester Spielfilm, für die Beste Filmmusik und den Besten Ton.
«Foudre» erzählt von Elisabeth, die im Sommer 1900, anstatt ihr Gelübde abzulegen, den plötzlichen Tod ihrer Schwester aufklären will. Die Geheimnisse darum treiben sie an, für ihr Recht auf Wahrheit zu kämpfen. Der Film sei von einem «unglaublichen Hauch von Freiheit durchdrungen», verblüffend und berührend. «Sein Gefühl für Bildkompositionen und die im Dienste der Narration stehenden Landschaften versetzen uns in eine andere Zeit», urteilte die Jury.
Auch «Amine – Held auf Bewährung» von Dani Heusser wurde mit 20'000 Franken prämiert. Das Porträt über den Asylbewerber Amine Diar Conde aus Guinea setzte sich Wettbewerb um den Prix du public gegen sieben weitere Anwärterfilme durch. Darunter «A Forgotten Man» von Laurent Nègre (Hauptdarsteller Michael Neuenschwander ist für seine schauspielerischen Leistungen für einen Quartz nominiert worden), «Juste Charity» von Floriane Devigne oder «Jill» von Steven Michael Hayes.
Obwohl Amine, Initiant von «Essen für alle», am Existenzminimum lebt, hilft er unermüdlich Menschen, die noch schlechter dran sind als er. Gleichzeitig kämpft er für sein eigenes Bleiberecht in der Schweiz.
Positive Bilanz
Bei einer Besucherzahl von rund 55'000 («das prognostizierte Ziel wurde übertroffen») ziehen die Veranstalterinnen und Veranstalter der Solothurner Filmtage nach der 58. Ausgabe eine positive Bilanz. Es habe sich gezeigt, dass sowohl das Publikum wie auch die Filmschaffenden ein grosses Bedürfnis hatten, sich nach der Pandemie wieder ausschliesslich vor Ort zu treffen, hiess es in der Medienmitteilung vom Mittwoch.
Die Inhalte der Werke, darunter Krieg, Umwelt oder Feminismus, boten ausreichend Anlass für Diskussionen. «Unter den rund 220 Filmen stammten viele von einer neuen Generation von Filmeschaffenden, die kühn, unkonventionell und mit viel Mut am gesellschaftlichen Diskurs teilhaben wollen», wurde Niccolò Castelli, der in seinem ersten Jahr als künstlerischer Leiter zusammen mit der administrativen Co-Leiterin Monica Rosenberg das Festival führte, zitiert. Somit wurde auch das zuvor genannte Ziel, dass an den Solothurner Filmtagen nicht nur die Filme, sondern auch die Debatten im Zentrum stehen sollen, erfüllt. (sda/cbe)