22.05.2020

Zurich Film Festival

Regisseur Rolf Lyssy wird ausgezeichnet

Der 84-Jährige erhält den Career Achievement Award 2020. Sein neuster Film wird als Weltpremiere gezeigt.
Zurich Film Festival: Regisseur Rolf Lyssy wird ausgezeichnet
Das Zurich Film Festival zeichnet den Schweizer Regisseur Rolf Lyssy für sein Lebenswerk aus und widmet seinem Œuvre eine Retrospektive. (Bild: Getty Images/Alexander Koerner)

Das Zurich Film Festival (ZFF) wird den Career Achievement Award 2020 an den Schweizer Regisseur Rolf Lyssy vergeben. Zudem wird im Rahmen des 16. ZFF, welches vom 24. September bis 4. Oktober stattfindet, sein neuster Film als Weltpremiere sowie eine Retrospektive seiner Werke gezeigt. «Lyssy vermag wie kein zweiter hierzulande Tragik und Komik miteinander zu verbinden. Obwohl seine Filme leichtfüssig inszeniert sind, setzen sie sich mit den essenziellen Fragen des Lebens auseinander», wird Artistic Director Christian Jungen in einer Mitteilung zitiert.

«Als mir das ZFF diese Auszeichnung zugesprochen hat, dachte ich, das sei ein 1.-April-Scherz. Nur dass es halt nicht der 1. April war», so Lyssy. «Ich freue mich sehr über diese Ehre und darüber, dass jüngere Generationen durch die Retrospektive auch meine frühen Filme entdecken können. Zudem bin ich begeistert, die Weltpremiere meines neuen Filmes am ZFF zu feiern. Ich hätte mir dafür kein besseres Setting vorstellen können.»

Lehre als Fotograf

Lyssy wurde 1936 in Zürich als Spross einer jüdischen Familie geboren. Da es noch keine Filmschulen gab, machte er zunächst eine Lehre als Fotograf. 1966 fungierte er beim Dokumentarfilm «Ursula oder das unwerte Leben» seiner Mentoren Walter Marti und Reni Mertens als Kameramann und Cutter. Mit «Konfrontation» über das Attentat des jüdischen Studenten David Frankfurter auf den hochrangigen Nazi Wilhelm Gustloff in Davos erregte er 1975 international Aufsehen.

Danach feierte Lyssy mit Dialektkomödien wie «Die Schweizermacher» (1978), «Kassettenliebe» (1981), «Teddy Bär» (1983) und «Leo Sonnyboy» (1989) grosse Erfolge. «Innerhalb der 68er-Generation wurde Lyssy von vielen Kollegen, denen das Publikum suspekt war, verkannt und als Unterhaltungsfuzzi abgestempelt», so Jungen gemäss Mitteilung. «Dabei lieferte Lyssy, dieser wunderbar fabulierende Erzähler, mit seinen Filmen präzise Sittengemälde der Schweizer Gesellschaft, die auch heute noch aktuell sind. In der Eingangssequenz von ‹Teddy Bär› zum Beispiel, in dem er einen Schweizer Filmemacher verkörpert, der mit dem Oscar aus Hollywood zurückkehrt und von den Zöllnern gefilzt wird, bringt er zum Ausdruck, wie man hierzulande Mühe hat mit allen, die das Mittelmass überragen.»

Fast immer in Zürich gedreht

Rolf Lyssy changierte laut ZFF erfolgreich zwischen Spielfilm und Dokumentarfilm und widmete sich in beiden gesellschaftlichen Brennthemen wie Drogensucht (in «Wäg vo de Gass»), der Todesstrafe («Schreiben gegen den Tod») oder dem selbstbestimmten Leben im Alter in «Die letzte Pointe», der 2017 Weltpremiere am Zurich Film Festival feierte.

«Bis auf ‹Konfrontation› hat Lyssy sämtliche Spielfilme in Zürich realisiert, deshalb ist es für uns vom ZFF eine grosse Freude, ihn für seine Karriere auszuzeichnen und seine Filme in einer Retrospektive zu zeigen», so Jungen weiter. Überreicht wird Lyssy der Award vor der Weltpremiere seines jüngsten Spielfilms, einer SRF-Produktion. Die Schrebergartenkomödie wird am 8. Oktober in den Kinos starten.

Jedes Jahr vergibt das ZFF Ehrenpreise an herausragende Filmschaffende, deren Werke die Filmwelt beeinflusst und bereichert haben. Die Career und Lifetime Achievement Awards gingen bisher an Cineasten wie Alejandro González Iñárritu, Harrison Ford, Hans Zimmer, Aaron Sorkin, Donald Sutherland, Marcel Hoehn und Armin Mueller-Stahl. (pd/cbe)



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