22.04.2025

Todesfall

Schriftsteller Peter von Matt verstorben

Der Literaturwissenschaftler und Germanist war 87 Jahre alt. Er wurde einst von Marcel Reich-Ranicki als «bester Schriftsteller der deutschsprachigen Schweiz» bezeichnet.
Todesfall: Schriftsteller Peter von Matt verstorben
Für Peter von Matt war «der Schreibtisch eine Folterbank». (Bild: Keystone/Urs Flüeler)

Peter Von Matt war überzeugter Europäer. Und er war einer, der seinen Landsleuten auch ins Gewissen reden konnte. Höchst erfolgreich waren seine amüsanten Literaturbetrachtungen. Wie seine Familie der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag mitteilte, starb der Intellektuelle und gefragte Festredner am Montag nach langer Krankheit in Zürich.

Von Matt wurde in Luzern geboren und wuchs in Stans im Kanton Nidwalden auf. Er war über zwei Jahrzehnte Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Zürich.

Der Germanist reihte immer wieder Perlen der Weltliteratur an ungewöhnlichen Fäden auf. Unterhaltsam führte er in seinem Buch «Liebesverrat: Die Treulosen in der Literatur» (1989) durch Liebesdramen in der Weltliteratur. Mit familiären Irrungen befasste er sich in «Verkommene Söhne, missratene Töchter. Familiendesaster in der Literatur» (1995) und mit abgründigen Figuren in «Die Intrige. Theorie und Praxis der Hinterlist» (2006).

Schreibtisch als Folterbank

Selber sah er sich nicht als Schriftsteller. Das Schreiben sei eine Quälerei gewesen, sagte von Matt der dpa vor seinem 80. Geburtstag. «Der Schreibtisch ist eine Folterbank».

«Niemand konnte Literatur so gut erklären, vermeintlich tote oder zu Tode interpretierte Texte zu neuem Leben erwecken, ihnen ihr Geheimnis entreissen, ohne sie dabei zu zerstören», würdigte ihn der Tages-Anzeiger. «Allein an den Buchtiteln konnte man leicht erkennen, dass er sich lieber mit Bösewichten und Unglücksraben als mit Schöngeistern und Glückskindern herumschlug», schreibt die NZZ.

Bürger und politischer Autor

In einem Gespräch zu seinem 85. Geburtstag sagte von Matt zu Keystone-SDA: «Ich sehe nicht ein, warum sich Literatur nicht in Politik einmischen soll - als Möglichkeit der Reflexion und des Tauschens von Ideen.»

Als Bürger und derart politischer Autor ist von Matt stets auch selbst aufgetreten, beispielsweise mit seinen beiden Textsammlungen «Die tintenblauen Eidgenossen. Über die literarische und politische Schweiz» (2001) und «Das Kalb von der Gotthardpost. Zur Literatur und Politik der Schweiz» wofür er 2012 den Schweizer Buchpreis bekam. «Es ist die Aufgabe der Bürgerin und des Bürgers der Schweiz, dass er auf Dinge hinweist, die politisch nicht erträglich sind», so von Matt im Gespräch. (sda/spo)


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