Im Jahresbericht 2022 beschrieb Verleger Michael Ringier die Bedeutung von Palantir für sein Unternehmen so: Die Firma habe zusammen mit der Tageszeitung Blick eine Software entwickelt, «auf die weder die Journalisten noch die Marketingleute heute verzichten möchten, weil sie ihnen sehr viel unmittelbares Wissen im direkten Leser- und Kundenkontakt liefert.»
Die Partnerschaft zwischen Palantir und Ringier besteht seit 2018. Erst kürzlich wurde sie noch vertieft. In den nächsten fünf Jahren stellt Palantir dem Medienhaus die «Artificial Intelligence Platform (AIP)» zur Verfügung. So könne man «mit der neuesten und verantwortungsvollsten KI-Technologie» arbeiten, schreib Ringier kürzlich.
Doch wer ist diese Firma Palantir, von der Michael Ringier und auch CEO Marc Walder so viel halten? Antworten darauf liefert «Watching You – Die Welt von Palantir und Alex Karp». Der Dokumentarfilm läuft diese Woche in Deutschland und in der Schweiz in den Kinos an.
Wer sich erhofft, Antworten aus erster Hand vom schillernden Unternehmensgründer Alex Karp zu erhalten, wird enttäuscht. Zwar bemühte sich Regisseur Klaus Stern in den sieben Jahren seit er erstmals die Idee hatte, einen Film über Palantir zu drehen, auch Karp vor die Kamera zu kriegen. Doch er scheiterte. Auch sonst schwieg die US-Firma mit Sitz in Denver, Colorado. «Es gab niemals offizielle Antworten auf unsere Anfragen», sagte Stern in einem Interview mit heise.de. Dafür sprach der Filmemacher mit zahlreichen Personen, die das Unternehmen kennen oder mit dessen Produkten arbeiten. Am meisten habe ihn im Laufe der Dreharbeiten überrascht, «in welche unterschiedlichen Bereiche Palantir überall eindringt und schon eingedrungen ist. Und was für ein hervorragender Verkäufer Alex Karp ist. Die Software ist keineswegs eine Luftnummer. Sie funktioniert.»
Neben Kunden aus der Privatwirtschaft wie Ringier zählen vor allem staatliche Behörden zu den Nutzern der Palantir-Software. Polizei, Militär und Geheimdienste in der ganzen westlichen Welt nutzen die Datenanalyse-Software «Gotham». So setzt etwa auch die ukrainische Armee auf Programme von Palantir. Dieses Engagement sorgt denn auch regelmässig für Kritik und Kontroversen. Mitgründer und CEO Alex Karp macht auch gar keinen Hehl aus der Tatsache, dass seine Software zum Töten von Menschen eingesetzt werden kann. Der Filmtitel «Watching You» spielt natürlich auf «Big Brother» an, als dessen Reinkarnation man das Softwareunternehmen sehen kann.
Doch der neue Dokumentarfilm bemüht sich, die unterschiedlichen Facetten Palantirs zu zeigen. «Ich versuche, kein schwarz-weisses Bild zu zeichnen, sondern auch die Grautöne und neben wertneutralen auch die positiven Dinge zu dokumentieren», beschreibt Regisseur Klaus Stern seine Herangehensweise.
Mit seinem Film möchte er dazu beitragen, «dass über Palantir mehr gesprochen – und auch gestritten wird», so Stern. «Wir müssen als Gesellschaft diskutieren, was es für uns heisst, Software von Palantir einzusetzen. Was heisst es, wenn ein Unternehmen perspektivisch so tief in unseren Alltag – und auch in den Staat – eindringt.»
«Watching You – Die Welt von Palantir und Alex Karp» läuft ab 6. Juni im Kino Abaton in Zürich.