25.10.2018

Grafik Schweiz 18

«Über die Hälfte der Beiträge sind digital»

Die Werkschau für visuelle Ausdrucksformen findet dieses Wochenende in Zürich-Oerlikon statt. Ein Gespräch mit Michel Pernet, Produzent der Grafik Schweiz 18 und Präsident des Verbandes Kreativwirtschaft Schweiz.
Grafik Schweiz 18: «Über die Hälfte der Beiträge sind digital»
Die Grafik Schweiz 18 zeigt aktuelle Arbeiten von 130 Schweizer Künstlern. Sie inkludiert analoge wie digitale Werke, von Grafikdesign, Illustration und Typografie über Street-Art und Virtual Reality bis hin zu New Media, AR und Gamedesign. (Bilder: zVg.)

Die Grafik Schweiz positioniert sich neu als Festival für Design und Technologie. Warum?
Bei der ersten Ausgabe der Grafik Schweiz vor sieben Jahren zeigten die meisten Künstler analoge Werke. Man sah viel Illustration, viel Typografie, aber auch viel Street-Art. Heute sind über die Hälfte der Beiträge digital. Die technologische Entwicklung hat auch im Design voll durchgeschlagen. Diesen Trend wollten wir mitnehmen, aber auch die Brücke schlagen zur Technologie, weil wir gerade an der Schnittstelle von Design und Technologie für die Schweiz grosse Chancen sehen.

Können Sie uns ein Beispiel nennen, das für Sie diesen Trend illustriert?
Unser spektakulärster Gast ist wohl der «e-David» der Universität Konstanz. Der «e-David» ist ein Malroboter, der dank künstlicher Intelligenz Kunstwerke malt und gar – dies ist eine Weltsensation – einen eigenen Stil entwickeln kann. Erstmals zeigt er live sein Können in der Schweiz. Und wir zeigen auch seine besten, autonom gemalten Werke.

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Und sie zeigen auch das Projekt «The Next Rembrandt»…
Das ist richtig. «The Next Rembrandt» ist ein interdisziplinäres Projekt von Mitarbeitern des Museums Het Rembrandthuis in Amsterdam, des Mauritiushuis in Den Haag, der Delfter University of Technology und von Microsoft. Mit 3D-Scans von 346 Original-Rembrandt-Gemälden hat man hier eine Datengrundlage geschaffen, um danach den Computer mit einem spezifisch programmierten Algorithmus einen neuen Rembrandt erschaffen zu lassen – 347 Jahre nach dem Tod des Künstlers. Mittel 3D-Drucktechnologie wurde das Gemälde physisch geschaffen, inklusive Oberflächen- und Pinselstrichstruktur.

Das sind zwei ausländische Projekte. Zeigen Sie auch ein adäquates Schweizer Projekt?
Ja. Das Lab der EPFL und der ECAL – also von Technischer Hochschule und Design-Hochschule – zeigt ihr «Solidarity Network»-Projekt, ein Projekt, das versucht, digitalen Technologien einen sozialen Zweck für ältere Leute zu geben. Denn entgegen der gängigen Meinung haben ältere Leute alle notwendigen Skills, um digitale Tools zu nutzen. Aber sie vertrauen ihnen nicht gerne ausschliesslich, weshalb es analoger Ergänzung bedarf.

Die Grafik Schweiz 18 ist aber bei all den Technologie-Projekten schon immer noch der urbane Kunstevent, an welchem sich junge Kunst entdecken und kaufen lässt?
Absolut. Das ist unsere DNA. Cooles Grafikdesign, Street-Art-Künstler, die live vor Ort malen, gar Skateboarder, die mit ihren Rädern Bilder malen – die Grafik Schweiz ist immer noch der verspielte Tummelplatz kreativer Leute, der er immer war. Heuer bieten wir sogar erstmals über 30 Workshops an. Hier können Senioren Graffiti-Sprayen lernen. Oder Kids können mit Robotern, die sie selbst programmieren, malen. Oder SRF bringt einem bei, wie Videos heute manipuliert werden und wie man mit Fake News umgeht.

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Neu inkludiert die Grafik Schweiz auch eine Conference mit Speakern unter anderem aus Werbung und Medien. Warum?
Ziel der Conference ist es, an der Schnittstelle von Design und Technologie Zukunftsthemen anzusprechen und visionäre Gedanken zu entwickeln. Alle sagen, Kreativität ist die Schlüsselkompetenz der Wissensgesellschaft. Nur heisst das nicht, das man sich weiterbilden kann und muss. Bei uns kann man das. Mit Top-Speakern, kostenlos.



Die Grafik Schweiz 18 findet vom Freitag, 26. Oktober, bis Sonntag, 28. Oktober, in der Halle 622 in Zürich-Oerlikon statt. Alle Informationen zu den 130 Künstlern und zu den Workshops finden Sie hier. Für die Conference wird eine Anmeldung erwünscht. (red)

 

 



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