06.12.2022

IWP

Wann man zu den Spitzenverdienern gehört

Das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP), das von Ex-NZZ-Feuilletonchef René Scheu operativ geleitet wird, lanciert eine Datenbank über Schweizer Steuerrealität.

Das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik (IWP) an der Universität Luzern, das vom ehemaligen NZZ-Feuilletonchef und Publizisten René Scheu operativ geleitet wird, hat die interaktive Swiss Inequality Database (SID) lanciert. Nach Angaben des Instituts sei das öffentliche Interesse an der Datenbank seither gewachsen: Wer verdient wieviel? Wer bezahlt wieviele Steuern? Wer bezahlt keine Steuern? 

Wie wird man Spitzenverdiener?

Die SID zeigt neu, wieviel man in einem Kanton oder im Schweizer Durchschnitt verdienen muss, um zu den Spitzenverdienern zu gehören: «Kaum eine andere Statistik gibt präziser Aufschluss über die konkreten Lebensverhältnisse in der Schweiz», so Christoph A. Schaltegger, Direktor IWP, gegenüber persoenlich.com. Die Unterschiede seien lauten Schaltegger augenfällig: 863'000 Franken musste man 2019 im Kanton Zug verdienen, um zu den obersten 1 Prozent zu gehören. Ganz anders im Kanton Jura, wo man bereits mit 221'000 Franken zu den Top-1-Prozent der Einkommensbezüger zählte. Im Schweizer Durchschnitt waren es 342'000 Franken (vor Steuern). 

 Versachlichung der Debatte

Erstmalig zeigt die Datenbank auch, wie viele Haushalte seit über 100 Jahren trotz Steuerpflicht keine direkte Bundessteuer bezahlen – dies, weil das Haushaltseinkommen wegen diverser Steuerabzüge die «Steuereintrittsschwelle» nicht erreicht. Während bei der ersten Erhebung im Jahre 1917 89% der Haushalte keine Steuer entrichteten, waren es 1989 noch rund 8 Prozent. Seither ist der Anteil wieder auf 26,5 Prozent gestiegen. Die direkte Bundessteuer, die seit dem Ersten Weltkrieg unter verschiedenen Bezeichnungen erhoben wird, hat ihren Charakter über die Zeit gewandelt. «Die direkte Bundessteuer hat sich seit ihrer erstmaligen Erhebung von der Klassensteuer zur Massensteuer entwickelt. Seit dem Ende der 1980er Jahre läuft die Entwicklung wieder in die andere Richtung», sagt Melanie Häner, Bereichsleiter Sozialpolitik am IWP.  

Die interaktive Datenbank basiert auf kantonalen Steuerdaten, die bereits für zahlreiche wissenschaftliche Publikationen verwendet wurden. Am 6. Dezember 2022 wurde die Version 2.0 der SID lanciert. Nach Angaben des Instituts soll sie zu einer Versachlichung der Debatte über Ungleichheit und Einkommensverteilung beitragen. (pd/ma)



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