25.06.2018

Cannes Lions 2018

Achterbahn aus Stress, Inspiration und Partys

Vier Teams haben die Schweiz in Südfrankreich an den Young Lions Competitions vertreten. Exklusiv für persoenlich.com schildern die jungen Talente, was sie nach dieser Woche nach Hause genommen haben: Zwar kein Sieg, aber unzählige Eindrücke.
Cannes Lions 2018: Achterbahn aus Stress, Inspiration und Partys
Manchmal sagt ein Bild mehr als tausend Worte: Young Lion Christian Frei ist gezeichnet von den vielen Eindrücken während des Festivals – und möglicherweise auch von einem Gläschen zuviel. (Bilder: zVg)
von Christian Beck

Auch junge Top-Kreative aus aller Welt haben letzte Woche in Cannes an den Young Lions darum gekämpft, sich mit ihren Ideen international durchzusetzen. Aus der Schweiz reisten vier Zweier-Teams aus den Kategorien Film, Print, Digital und erstmals auch Media an. Den Platz auf der Bühne mussten die acht Schweizer anderen überlassen. Dennoch sind sie mit einem vollen Rucksack an Erfahrungen von der Côte d’Azur zurückgekehrt. Für persoenlich.com haben die Nachwuchskreativen ihre Eindrücke festgehalten:

Team Film

«Ein unfassbar dichtgedrängtes Programm an den besten Arbeiten der Branche, inspirierenden Talks, Award-Shows, gutem Essen, verschiedenen Beaches und Partys – kurz: die Cannes Lions Week. Und immer und überall: Rosé. So viel Rosé. Auch wenn man ihn nicht mag, in Cannes schmeckt er. Wurde uns so gesagt. Wir bestätigen das. (Besonders ab dem dritten Glas).

Wir wurden gebeten, unser Highlight der Woche aufzuschreiben. Nicht ganz einfach. Wir waren an einem Talk von David Droga, dem Überwerber und Gründer von Droga5. Unfassbar gut. Sehr inspirierend. Sicher ein Highlight. Dasselbe gilt jedoch auch für morgens um 4 Uhr vor dem Martinez mit bislang fremden Menschen darüber zu diskutieren, ob man die Hose nun anbehalten sollte oder nicht, wenn man in den Pool springt. (Man liess sie an. Zum Glück). Und zu guter Letzt die Young Lions Competition, weswegen wir ja schlussendlich da waren. Leider gabs für uns kein Edelmetall, aber es war eine spannende und lehrreiche Erfahrung zu sehen, wie andere und man selbst mit dem Druck umgeht, in weniger als 48 Stunden einen Film machen zu müssen.

Cannes ist nur einmal im Jahr. Schade eigentlich. Aber vielleicht auch besser so. Wir freuen uns jedenfalls schon aufs nächste Jahr – denn da wollen wir wieder hin.»

Lukas Amgwerd (26), Texter bei Jung von Matt/Limmat, und Jannic Mascello (27), Art Director bei Jung von Matt/Limmat



Team Print

«Unser erstes Mal Cannes. All diese wichtigen Reklamemacher, die uns oft mit ihren brillanten Arbeiten ins Staunen versetzten, zum Lachen brachten oder demütig werden liessen. Die tummelten sich alle auf diesem Haufen. Die Croisette; der Nabel der Kreativen. Die süsse Frucht, an der sich die fleissigen Kreativarbeiterbienen laben. Zu denen gehören wir jetzt auch.

Unsere Competition startete am Sonntagnachmittag und endete am Montag um 19 Uhr. In also etwas mehr als 24 Stunden galt es, eine pfiffige Printreklame zu erarbeiten und sich damit hoffentlich gegen die 35 Konkurrenzländer durchzusetzen. Pünktlich abgegeben, korrekt angeschrieben, alles safe. Genau, wie Gioia es uns aufgetragen hatte. Nach der Abgabe meinten wir beide: ‹Also, ich finds gut.› Bei der Bekanntgabe der Gewinner mussten wir dann feststellen, dass die Jury offensichtlich nicht gleichermassen befriedigt war. Das hat dann schon etwas an unserem Ego gekratzt. Die lieben jemand anders. Wir waren es nicht.

Nach einigen Rosé sowie ordentlich Bier beschlossen wir, die Siegerarbeiten echt blöd zu finden, das Kerning laienhaft und die Ideen als schwach und uninspirierend zu betiteln. Am Dienstag haben wir unsere Niederlage schliesslich verdaut und konnten uns dem Festival in all seiner Vielfalt hingeben. Gute Talks, inspirierende Menschen, viele Hände schütteln und die eine oder andere Party.

Mit der eigenen Reklame mal so einen Löwen zu holen, steht definitiv auf der Checkliste. Und am besten gleich nächstes Jahr erneut die Schweiz bei den Young Lions Competitions vertreten. Das erste Mal zählt ja nicht, einmal ist keinmal, gut Ding will Weile haben. Ihr versteht, was wir meinen.»

Heinrich Schnorf (28), Art Director bei Wirz Communications, und Sandro Heierli (28), Art Director bei Contexta



Team Digital

«Unsere zweite Reise nach Cannes geht zu Ende, das eine Auge weint und das andere lacht. Mit einem dringenden Bedürfnis nach Schlaf und Erholung, und gleichzeitigem Nichtwillen, sich wieder in der realen Welt einfinden zu müssen, machen wir uns auf den Heimweg.

So eine Woche in Cannes ist schwer in Worte zu fassen. Es ist eine Achterbahn aus enormer Inspiration, exzessivem Feiern und erdrückenden Kopfschmerzen, begleitet vom kurzen, aber intensiven Stress des Wettbewerbs. Für uns sind das Spannendste am Festival, neben den Arbeiten und Talks, ganz klar die Menschen. Es hat unseren Horizont wieder einmal erweitert, all diese Leute kennenzulernen, Kontakte zu knüpfen und zusammen zu feiern. Ein einzelner spezifischer Höhepunkt ist nicht auszumachen, es war jedoch bestimmt nicht die eine Yachtfeier, die wir besuchten, denn die war eher enttäuschend.

Ein generell negativer Anblick war für uns der enorme Konsum und die Abfallproduktion. Die YouTube-Beach verteilte zwar ihre Smoothies in biologisch abbaubarem Bechern aus Mais, aber die Wasserflaschen auf dem ganzen Gelände waren lächerlich klein, da hätte man zum Beispiel Trinkwasserbrunnen aufstellen können. Bei einem Festival, das sich als vorwärtsdenkend und innovativ sieht, würde da sicher mehr gehen.»

Christian Frei (23), Art Director bei Racerfish, und Oscar Jacobson (23), Freelancer Grafik & Illustration



Team Media

«Was haben Gras, Wodka, Tequila und Firefox gemeinsam? Wir haben in der Media Competition mit den besten unseres Faches gerungen und gekämpft.

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Am Montag bekamen wir das Briefing über die Non-Profit-Organisation Mozilla, welche den Browser Firefox bedient. Das Ziel: Wir mussten die Bekanntheit des Browsers – durch eine ausgeklügelte Idee und Umsetzung – erhöhen. Am Dienstag ging es dann ans Eingemachte und an den eingeengten Platz. Mit der Ukraine, Sri Lanka und Spanien auf vier Quadratmetern konnten wir den ganzen Tag eine solide Präsentation und Strategie erstellen.

Leider hat es dann nicht geklappt und wir mussten uns von Holland, Weissrussland und Mexiko geschlagen geben. Gewonnen haben wir trotzdem: tolle Erfahrungen, grossartige Eindrücke und eine eindrückliche Atmosphäre.»

Sarah Näf (28), Head of Electronic Media bei Dentsu Aegis, und Alexander Koch (30), Senior Communication Consultant Digital bei Dentsu Aegis



Alle Berichte und Interviews zu den Cannes Lions 2018 finden Sie hier.

 



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