26.09.2017

Bundestagswahl 2017

Jung von Matt zeigt sich selbstkritisch

Die Hamburger Agentur hat mit einer Kampagne den Wahlkampf der CDU unterstützt. «Wir sind gescheitert», gesteht Agenturchef Thomas Strerath. In den letzten drei Wochen hätten sie keine neue Antwort mehr auf «Skandale der AfD» gehabt.
Bundestagswahl 2017: Jung von Matt zeigt sich selbstkritisch
Ein CDU-Wahlkampfplakat. (Bild: Keystone)
von Tim Frei

Mit einem Plus von fast 8 Prozent Wähleranteil ist die Alternative für Deutschland (AfD) die klare Siegerin der Bundestagswahl 2017 Deutschlands. Die Union von CDU/CSU ist mit fast 33 Prozent weiterhin die stärkste Kraft, gehört aber mit einem Minus von 8,6 Prozent – dem höchsten Verlust aller Parteien – auch zu den Verlierern. Die renommierte Hamburger Agentur Jung von Matt machte für die CDU mit dem Slogan «Für ein Deutschland, in dem wir gut und gerne leben» Wahlkampf – und wagte sich damit erstmals aufs Feld der Politikwerbung (persoenlich.com berichtete). In einem Gastbeitrag auf dem deutschen Branchendienst Horizont.net kann Agenturchef Thomas Strerath seine Enttäuschung nicht verbergen: «Wir sind gescheitert».

Sie hätten sich in der Kampagne – wie bei politischen Kampagnen üblich – auf einen bestimmten Tag fokussiert. Nachdem die AfD «früh als wirkliches Problem ausgeschieden sei», hätten sie nicht den Tag der Bundeswahl, sondern den Tag des Fernsehduells zwischen den zwei Kanzlerkandidaten Angela Merkel (CDU) und Martin Schulz (SPD) zum «Tag der Entscheidung» bestimmt.

Nach dem Sieg Merkels im TV-Duell habe man ein neues Thema gebraucht, «um dem angeblich langweiligsten Wahlkampf aller Zeiten wenigstens etwas Leben einzuhauchen», so Strerath weiter. Man habe sich für den «Vierkampf um Platz 3» entschieden. Damit sei die AfD wieder zum Thema geworden.

AfD hat «Mechanismus des Poplismus genutzt»

«Wie hat die AfD das gemacht? Kein Charismat an der Spitze, kein Lindner mit Lodenmantel. Kein Programm und keine Lösungen. Sie haben den Mechanismus des Populismus in bester Manier genutzt», bilanziert Strerath. Ausserdem hätte die Partei von ihrer medialen Thematisierung und «Überhöhung, auch in Social Media» profitiert.

Der Jung-von-Matt-Vorstand Strerath zeigt sich selbstkritisch: «Wir hatten in den drei Wochen nach dem TV-Duell, in den drei Wochen der Skandale der AfD, keine neue Antwort mehr». Und mit abnehmender Zustimmung in den letzten Tagen vor der Wahl, sei dann auch nicht «mehr genug Mut, genug Kraft, wenn überhaupt genug Erkenntnis über das da, was gerade in Deutschland passiert ist» da gewesen. So hätten sie vielleicht erst geholfen, das zu ermöglichen, was sie genau hätten verhindern wollen.

Merkel soll Jung von Matt selbst ausgewählt haben

Wie Spiegel Online berichtet, habe Merkel Jung von Matt selbst ausgewählt. Die Hamburger Agentur habe in einem internen Wettbewerb mehrere Konkurrenten geschlagen – unter anderem den Kreativen Lutz Meyer. Dessen Agentur Blumberry hatte die erfolgreiche Kampagne für die Bundestagswahl 2014 entwickelt.



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