04.11.2020

Republik

Kampagnensujet muss in den Giftschrank

Das Onlinemagazin buhlt in Bern um neue Leserinnen und Leser – mit einem Verbalangriff Richtung Tamedia. Dort kommt der Seitenhieb nicht gut an. Eines der beiden Sujets wird nun seit Mittwoch nicht mehr weiterverwendet.
Republik: Kampagnensujet muss in den Giftschrank
Am Bahnhof Bern warb das Onlinemagazin Republik um neue Leserinnen und Leser. Dieses Sujet darf weiterverwendet werden. (Bild: Republik)
von Christian Beck

In Bern hat eine Werbekampagne des Onlinemagazins Republik in diesen Tagen für Aufsehen gesorgt. Eines der Sujets: «Machen Sie es nicht wie Tamedia. Investieren Sie in Journalismus! Jetzt Probe lesen.» Bei Tamedia kam dieser Spruch nicht gut an. «Es handelt sich um unlautere und damit unzulässige Werbung auf Kosten von Tamedia», so Nicole Bänninger, Kommunikationsverantwortliche Tamedia, auf Anfrage von persoenlich.com. «Der Slogan ‹Machen Sie es nicht wie Tamedia. Investieren Sie in Journalismus!› ist inhaltlich falsch und überdies rufschädigend.»

Es sei «eine Tatsache», dass Tamedia in den Journalismus investiere. «Das Medienunternehmen umfasst eine Vielfalt an Qualitätsmedien in der Deutschschweiz und der Romandie sowie das grösste private redaktionelle Netzwerk hierzulande mit Hunderten von Journalistinnen und Journalisten», so Bänninger weiter. Tamedia investiere insbesondere in ihren Recherchedesk, den Datenjournalismus, neue digitale Formate und Darstellungsformen sowie das Qualitätsmonitoring. Bänninger: «Es ist das erklärte Ziel von Tamedia, ihren Qualitätsjournalismus in die Zukunft zu führen.»

«Berner Modell» als aktueller Aufhänger

Die Kampagne wurde auf eBoards sowie in digitalen Anzeigen mit geografischer Einschränkung auf den Berner Raum geschaltet. Das Kampagnenziel war, die Aufmerksamkeit auf den Zustand des Schweizer Mediensystems zu lenken. «Die Entscheidung der Tamedia, Bund und Berner Zeitung zusammenzulegen, ist ein konkretes Beispiel für das, was gerade bei vielen Medienhäusern geschieht: Kürzungen, Schliessungen, Entlassungen – aus wirtschaftlichen Gründen und auf Kosten von Qualität und Vielfalt sowie langfristig auf Kosten der Rolle des Journalismus in unserer Demokratie», so Katharina Hemmer, Head of Marketing & Community bei der Republik, zu persoenlich.com. «Es war unter anderem die Sorge über diese Entwicklungen, die dazu geführt hat, dass es die Republik gibt. Und es ist eine Entwicklung, der wir uns mithilfe unserer Verleger und Verlegerinnen entgegenstellen wollen.»

Letzte Woche wurde bekannt, dass die beiden Berner Tageszeitungen Der Bund und Berner Zeitung künftig enger zusammenarbeiten müssen. «Es ist unsere Ambition, beide Titel zu erhalten und sie auch weiterhin unterschiedlich zu positionieren», sagten die Tamedia-Co-Geschäftsführer Marco Boselli und Andreas Schaffner zu persoenlich.com.

Zweites Sujet problemlos

Das umstrittene Sujet wird seit Mittwochmittag nicht mehr öffentlich verwendet, darauf haben sich Tamedia und die Republik geeinigt. Die Republik trägt es mit Fassung. «Die Kampagne war von Anfang an auf einen sehr kurzen Zeitraum und lokal begrenzt ausgelegt. Sie ist inzwischen beendet», so Hemmer. Sprich: Die eBoards im Bahnhof Bern waren nur für Montag und Dienstag gebucht.

Nun bleibt der Republik bei Bedarf noch das zweite Sujet. Dieses scheint weniger problematisch zu sein: «Bäregrabe» – dabei ist das «e» durchgestrichen – «Zämestryche machts nid besser, liebi Tamedia».



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