10.08.2012

Brack

Kult-Sünneler vom "Blick" wird Werbestar

Er öffnete sein privates Ferien-Album für "Blick" und präsentiert sich braungebrannt in knappem Slip am Strand in der sengenden Sonne. Jetzt avanciert Peter Nyffeler (59) definitiv zur Schweizer Kultfigur: Mit Schnauz, Roberto-Blanco-Frisur und viel brauner Haut wird der Aargauer zum "Werbestar". Sein Körper steht ab Dienstag im Dienste für elektronische Geräte von Brack.ch. Exklusiv stellt persoenlich.com die Kampagne jetzt schon vor. Zum Bericht.
Brack: Kult-Sünneler vom "Blick" wird Werbestar

 

Man hätte die "Blick"-Serie "Sommerleute" kaum wahrgenommen, wäre da nicht Peter Nyffeler, 59 Jahre, Polymech aus Oftringen, Aargau. Nyffeler spricht in der Boulevardzeitung von "seiner Bräune, seiner Badehose und seiner Frisur" und dokumentiert seine Selbstthematisierung mit Auszügen aus seinem privaten Ferienalbum. "Blick" zeigt Nyffeler am Sonnen in der Dominikanischen Republik, braun gebrannt in Thailand, am Strand in Griechenland, Nyffeler 2001 in der Karibik, Nyffeler 2011 in der Türkei und Nyffeler 2012 in Ägypten. Seine Haut ist dunkelbraun, seine Badehose ist ein enger Slip und die Haare trägt der Aargauer gekraust und kohlrabenschwarz.

 

 

Der Kampf-Sünneler kommentiert seine Vorlieben im "Blick": "Hauptsache, Sonne und heisse Temperaturen – das ist meine Welt". Deshalb auch seine extra kurze "Lieblingsbadehose": "Bei längeren Badehosen finde ich den Abdruck, die weissen Beine, die es dann gibt, nicht schön." Von "Blick" auf seine südländische Hautfarbe angesprochen, meint Nyffeler lakonisch: "Ich werde schnell braun." Die Haare töne er sich von Zeit zu Zeit und seine Roberto-Blanco-Frisur habe auch schon zu Verwechslungen mit dem Schlager-Götzen geführt.

 

 

Werbe-Kampagne ersünnelet

 

Diese Interessen, körperliche Voraussetzungen und eine gute Prise Offenherzigkeit eines Aargauer Proletariers sind die simplen Ingredienzen dieser erfolgreichen Boulevardgeschichte. "Blick" hat innert sechzehn Tagen drei Artikel über Nyffeler veröffentlicht und am Sünneler einen Narren gefressen. Die Artikel haben alle die gleiche simple Aussage; dass Nyffeler gerne in der Sonne liegt und seine Haut solid gebräunt am meisten schätzt. Die Geschichte hat nun auch die Werbung auf den Plan gerufen: Die Zürcher Digitalagentur Serranetga hat die Idee, eine No-Budget-Kampagne mit Nyffeler zu lancieren, an ihren Kunden, den Online-Elektronikhändler Brack.ch, herangetragen. Dieser ist begeistert und gibt grünes Licht. "Blick" posaunt: "Peter Nyffeler wird Werbestar. Jetzt kann der Polymech aus Oftringen noch mehr reisen."

 

 

Der normale Mensch ist der Star

 

Die Werbekampagne mit Nyffeler startet am Dienstag, 14. August. Sie zeigt ihn in seinem Kernelement: Beim Sonnen am Strand, auf Fotos also, die aus den "Blick"-Artikeln schon bekannt sind. Wie Marc Werlen, Marketingleiter von Brack.ch, gegenüber persoenlich.com erklärt, passen Nyffeler und die Sommeraktion von Brack.ch sehr gut zusammen. Die Botschaft ist: "Nyffeler kauft die günstigen Angebote von Brack.ch, spart somit und kann noch mehr Geld für die Ferien und seine Passion, die Sonne, ausgeben." Damit antizipiert die Kampagne dessen Aussagen im "Blick", wonach sich der Polymech nur mit Sparsamkeit und Überstunden die überdurchschnittlich lange Wonnezeit an den Stränden weltweit abzehren könne. Trotzdem: Passen Nyffeler und der Elektronikhändler tatsächlich zusammen? Werlen bejaht: "Unsere Produkte sind für Peter und Hanspeter – normale, fassbare Menschen. Der normale Mensch ist unser Star! Es sind im allgemeinen auch ganz normale Menschen, die unsere Produkte kaufen – und nicht irgendwelche Celebrities." Nyffeler sei ein gewöhnlicher Schweizer, auch wenn er jetzt mit seinen Ferienbildern eine gewisse Popularität erreicht habe.

 

 

Nyffeler sei nicht lächerlich

 

Gemäss "Blick"-Publikumsumfrage vom 10. August bestätigen nur 25 Prozent der Leser, dass Nyffeler das Zeug zum Werbestar habe, 35 Prozent finden hingegen, Werbung solle nicht abschrecken, weitere 40 Prozent sehen in Nyffelers Coiffeur den wahren Helden. Hat sich Nyffeler mit der Veröffentlichung seiner privaten Bilder nicht einfach lächerlich gemacht und als Akteur für eine Werbe-Kampagne disqualifiziert? Werlen dementiert: "Ich finde Herr Nyffeler überhaupt nicht lächerlich. Er ist selbstbewusst, zeigt sich gerne und er hat Freude am Ferien machen." Der Marketingleiter gibt sich liberal: "Jeder darf nach seinen eigenen Vorstellungen leben, diese Freiheit bringt Nyffeler selbstbewusst zum Ausdruck. In die Ferien verreisen, sich in die Sonne legen und bräunen: Das ist sein 'way of life'." Nyffeler habe "Kultcharakter", das zeige auch das grosse Echo im "Blick". Werlen ist auch fasziniert von dessen Offenheit und Ehrlichkeit: "Er tönt sich die Haare, steht dazu, und stellt das nicht wie viele andere in Abrede." Dabei sei der Sommerleute-Star nicht exhibitionistischer als viele andere, die sich halbnackt auf Facebook oder Twitter zeigen würden, merkt er weiter an.

 

 

Trotz Werbekarriere weiterhin Polymech

 

Der Elektronikhändler plant mit den vier Sujets (vgl. Beispiel-Sujet oben) eine Facebook-Kampagne sowie Bannerwerbung zu schalten – dies vornehmlich auf "Blick.ch", wo der Werbe-Protagonist seine Popularität erlangte. Unter Umständen kämen jedoch auch noch andere Medien dazu. Ob die Partnerschaft von Nyffeler und dem Elektronikhändler Zukunft hat, steht noch in den Sternen: "Es ist eine spontane Idee, wir haben noch keine längerfristigen Pläne. Aber klar: Wenn die Kampagne eine Bombe wird, werden wir sie wohl weiterziehen", so Werlen. Auf die Anfrage von persoenlich.com, was der Sonnenanbeter für die Zurverfügungstellung der halbnackten Ferienfotos verdiene, gibt sich Werlen zugeknöpft: "Wir geben nicht bekannt, was Nyffeler als Werbeträger von Brack.ch verdient." Der Polymech aus dem Aargau arbeitet auf jeden Fall weiter in seiner Bude, auch als "Werbestar" ist ihm also das ständige Leben in der Sonne nicht vergönnt.

 

 

Schutz vor den Medien

 

Gegenüber "Blick" sagte Nyffeler, die meisten Reaktionen auf seine Strandfotos seien positiv gewesen: "Leute gratulierten mir." Mittlerweile muss Nyffeler aber auch noch andere, höhnische und belustigende Reaktionen gewärtigt haben. Andy Warhols 15 Minuten Ruhm haben es für den Polymech in sich. Dem medial Unerprobten wird das Scheinwerferlicht zunehmend zu heiss. Remo Prinz, Partner bei Serranetga, meint hierzu: "Peter Nyffeler ist vom Rummel um seine Person ein bisschen überrumpelt worden. Nachdem der Blick bekannt gab, Peter Nyffeler werde jetzt zum Werbestar, bekam er zahlreiche Medienanfragen, auch für Homestories. Ein Schweizer Privat-Fernsehsender etwa wollte ihn zum Coiffeur begleiten und anschliessend mit ihm in die Badi gehen."

 

 

Im Sinne der Publizität wäre es für Serranetga natürlich willkommen, wenn sich Nyffeler treuherzig in die Manege des Medien-Zirkus werfen würde. Prinz betont aber: "Wir fühlen uns verantwortlich, Peter Nyffeler als Privatperson – zu seinem eigenen Wohl – so gut es geht, vor einem übermässigen Hype zu schützen." Dass Serranetga und auch "Blick" ihre "Verantwortung" gegenüber Nyffeler ernsthaft wahrnehmen, kann persoenlich.com bestätigen. Trotz mehrfacher Anfragen sowohl an das Boulevardblatt, als auch an die verantwortliche Agentur und Brack.ch, konnte persoenlich.com Peter Nyffeler nicht kontaktieren.

 

 

Verantwortlich bei Brack.ch: Marc Werlen (Leiter Marketing), Michi Wendt (Planning Manager); verantwortlich bei Serranetga: Nadine Rapp (Beratungsleitung), Tino Elsener (Projektkoordination), Samuel Textor, Pascal Deville (Creative Direction), Thomas Blumer (Text), Philippe Lehmann (Screendesign), Erwan Eydt, Diego Dirren (Programming), Ansichtssache (Bildbearbeitung). (pd)

 

 

Text: Benedict Neff

 



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