23.11.2019

Aids-Hilfe Schweiz

Streichung von Bundesgeldern gefordert

Streit um ein Inserat des Gay-Magazins «Display». Darin sprechen sich unter anderem homosexuelle SVP-Politiker gegen die Erweiterung der Rassismus-Strafnorm aus. Der Verband boykottiert deshalb ab sofort die Zeitschrift. Für das Magazin ist das laut der «SonntagsZeitung» «existenzbedrohend»
Aids-Hilfe Schweiz: Streichung von Bundesgeldern gefordert
Nachdem ein Inserat im Magazin publiziert wurde, das sich gegen eine Erweiterung der Rassismus-Strafnorm auf die sexuelle Orientierung ausspricht, löst die Aids-Hilfe die Zusammenarbeit mit "Display" auf. (Bild: display-magazin.ch)

Ein Inserat in der aktuellen Ausgabe von «Display», einem Magazin für Homosexuelle, hat die Aids-Hilfe Schweiz (AHS) derart erzürnt, dass der Verband per sofort die Zusammenarbeit mit dem Lifestyle-Magazin gekündigt hat. Das berichtet die SonntagsZeitung. Das Inserat, das sich gegen eine Erweiterung der Rassismus-Strafnorm auf die sexuelle Orientierung ausspricht, wurde vom Komitee «Sonderrechte Nein» geschaltet.

Die Gruppierung besteht aus schwulen Politikern, wie beispielsweise dem Präsidenten der Stadt-Berner SVP und Alt-Nationalrat Thomas Fuchs. Das Inserat torpediere die Präventionsarbeit der Aids-Hilfe, weshalb die vom Bund mitfinanzierte Nonprofit-Organisation im «Display» ab sofort keine Inserate mehr schalten oder Kolumnen schreiben wird.

Für das Gay-Magazin mit einer Leserschaft von 40’000 ist der Boykott der AHS existenzbedrohend. Das SVP-Vorstandsmitglied des Bezirks Dielsdorf ZH, Michael Frauchiger, der als Co-Präsident des Komitees das Inserat in Auftrag gegeben hat, spricht von «Zensur» und «linkem Gesinnungsterror».

Für SVP-Nationalrat Erich Hess handelt es sich um Unterdrückung der Meinungsäusserungsfreiheit. Hess will deshalb, dass die finanzielle Unterstützung des Bundes an die Aids-Hilfe Schweiz aus dem Budget gestrichen wird. Das Bundesamt für Gesundheitswesen, das der AHS jährlich 1,5 Millionen Franken zahlt, erklärt, dass es alleinige Sache des Vereins sei, in welchen Magazinen er Werbung schalte und wo nicht. (pd/lol)


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Thomas Läubli
25.11.2019 16:53 Uhr
Was für eine Schmierenkomödie! Die Politiker von Rechtsaussen sind doch der Meinung, dass sich staatlich geförderte Institutionen möglichst zurückhalten sollen. Das hat die Aids-Hilfe getan, indem sie ihre Bezuschussung einstellt. Man merkt wieder einmal, dass es der SVP nur ums Provozieren geht. Mehr hat sie nicht zu bieten.
Niklaus Herzog
24.11.2019 23:05 Uhr
"Linker Gesinnungsterror": Mit diesem Wort bringt Michael Frauchiger den Inserateboykott der Aids-Hilfe Schweiz gegenüber dem Gay-Magazin 'Display' auf den Punkt, Objekt des unheiligen Zorns der Aids-Hilfe-Brüder: Ein im 'Display' publiziertes Inserat, das sich gegen die Erweiterung der Rassismus-Strafnorm mit dem Begriff "sexuelle Orientierung" ausspricht. Denn damit, so allen Ernstes die Argumentation der Aids-Hilfe Schweiz, werde die Präventionsarbeit der Aids-Hilfe Schweiz torpediert. Einfach nur irr, einen Kausalzusammenhang zwischen dem Nein zur Ausweitung der Rassismus-Strafnorm und der Aids-Prävention konstruieren zu wollen. Der Grund, weshalb da die Aids-Hilfe Schweiz von unheiligem Zorn heimgesucht wurde, liegt auf der Hand: Was für eine Frechheit, uns Linken das Definitionsmonopol auf das Schwulsein streitig machen zu wollen!
Kommentarfunktion wurde geschlossen