10.05.2022

Onlinewerbung

WHO will Jugendliche vor Alkoholwerbung schützen

Laut einem Bericht nehmen Alkoholproduzenten besonders Minderjährige ins Visier. Die Weltgesundheitsorganisation sieht dringenden Handlungsbedarf.

Alkoholhersteller nehmen nach einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit ihrer Onlinewerbung immer öfter gezielt junge Menschen und Vieltrinker ins Visier.

Solche Werbekampagnen machten vor nationalen Grenzen nicht halt, berichtete die WHO am Dienstag in Genf. Deshalb könnten Massnahmen, mit denen Regierungen ihre Bevölkerung vor problematischem Marketing schützen wollen, unterlaufen werden.
   
Die WHO rief Regierungen auf, zusammenzuarbeiten, um dem einen Riegel vorzuschieben. Bei Tabak habe internationale Kooperation auch geholfen, die Verfügbarkeit und Werbung erheblich einzuschränken und damit den Tabakkonsum vielerorts zu drosseln.

Jede zehn Sekunden stirbt nach WHO-Schätzungen irgendwo auf der Welt ein Mensch im Zusammenhang mit Alkoholkonsum. Besonders gross sei der Anteil in der Altersgruppe 20 bis 39. In dieser Gruppe hätten 13,5 Prozent aller Todesfälle mit Alkohol zu tun.

Vor allem Minderjährige sollten geschützt werden. Wenn sie früh mit dem Trinken anfangen, sei nach Studien das Risiko gross, dass sie auch als Erwachsene viel Alkohol trinken. Alkoholfirmen nähmen Länder in Afrika oder Südamerika mit einer jungen Bevölkerung besonders ins Visier.

Alkoholhersteller machten sich die Möglichkeit, das Onlineverhalten von Menschen zu analysieren und dadurch viel über sie herauszufinden, zunutze, heisst es in dem Bericht. So gebe es Firmen, die das gleiche Produkt mit verschiedenen Werbeslogans bewerben: Menschen, die sie als konservativ einschätzen, bekommen Werbung mit einem Fokus auf Traditionsbewusstsein gezeigt. Menschen, die eher dazu neigen, sich auf etwas Neues einzulassen, bekommen Reklame zu sehen, die Innovation betone.   

Alkoholfirmen stiessen auch vermehrt in den Bereich der sportlichen Wettkämpfe mit Computerspielen vor, die keine nationalen Grenzen kennen. Auch Produktplatzierungen in Filmen und Serien verbreiteten sich dank der Streamingdienste schnell international. Nach einer Studie sei fast in der Hälfte der 100 kommerziell erfolgreichsten US-Filme zwischen 1996 und 2015 Alkohol platziert gewesen. (sda/dpa/mj)
   



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