22.11.2018

Black Friday

Detailhändler kommen nicht um Teilnahme herum

In den USA ist der Black Friday seit langem der wichtigste Shopping-Event des Jahres. Inzwischen ist diese Tradition auch auf die Schweiz übergeschwappt. Doch manche Experten bezweifeln Sinn und Zweck dieser Rabattschlacht.
Black Friday: Detailhändler kommen nicht um Teilnahme herum
Die Black-Friday-Tradition aus den USA ist in der Schweiz noch jung. (Bild: Keystone/Walter Bieri)

In Nordamerika locken die Warenhäuser ihre Kunden jeweils am vierten Freitag im November mit vielen Aktionen in die Geschäfte. Entstanden ist der sogenannte Black Friday einst, weil in den USA an diesem Tag – direkt nach dem Erntedankfest Thanksgiving – ein Grossteil der Bevölkerung frei und somit Zeit für Einkäufe hat.

In der Schweiz ist die Tradition hingegen noch jung. Einer der Schweizer Black-Friday-Pioniere ist die Migros-Tochter Digitec Galaxus. 2015 sprang sie als einer der ersten Händler auf den Trend auf. Durch die erhöhte Mobilität fände eine Vermischung von Bräuchen und Trends weltweit statt, hatte es damals von Seiten des Online Shop-Betreibers zur Begründung geheissen.

Stärkster Tag des Jahres

Für dieses Jahr erwartet man bei Digitec Galaxus nun, dass der Black Friday der umsatzmässig stärkste Tag wird. An zweiter Stelle dürfte drei Tage später der Cyber Monday folgen, sagte ein Sprecher des Unternehmens der Nachrichtenagentur AWP. Der Cyber Monday war ursprünglich die Antwort von Online-Shops auf den traditionellen Black Friday, der von Detailhändlern ins Leben gerufen worden war. Der Online-Riese Amazon führt unter dem Namen im November jeweils gar eine ganze Rabattwoche durch.

Hierzulande folgt diesem Vorbild beispielsweise die Möbelkette Conforama, die dem südafrikanisch-deutschen Unternehmen Steinhoff gehört. Sie führt vom 19. bis 26. November quasi eine «schwarze Woche» durch, wie sie in einem Communiqué am Mittwoch schrieb.

Und die Erwartungen von Seiten der Händler an die Rabattaktion sind gross. «Der Black Friday ist in der Schweiz zu einem unumgänglichen Termin geworden», sagte Patrice Dupasquier, Chef von Conforama in der Schweiz. Ausserdem wachse das Geschäft von Jahr zu Jahr. «Wir erwarten am Black Friday und am Cyber Monday erneut eine Umsatzsteigerung gegenüber dem Vorjahr», betonte denn auch der Digitec-Sprecher, ohne sich jedoch auf konkrete Zahlen festnageln lassen zu wollen.

Konzept hat sich «bewährt»

Überzeugt vom neuen Verkaufstag ist man auch bei Manor. «Das Black-Friday-Konzept funktioniert und hat sich für Manor seit der Einführung 2015 bewährt», sagte eine Sprecherin der Kette, die zur Genfer Genfer Maus Frères Holding gehört, zu AWP. Auch sie nennt keine konkreten Zahlen, weist jedoch darauf hin, dass «der Rabattetag der Beginn eines starken Weihnachtsgeschäfts ist, das sich aus wirtschaftlicher Sicht für beide Seiten lohnt – sowohl für die Kunden als auch für Manor».

Dass die Bedeutung des Black Friday zunimmt, bestätigen Detailhandelsexperten. «Auch in diesem Jahr nimmt wieder eine Reihe neuer Unternehmen zum ersten Mal daran teil», sagte Karine Szegedi, Detailhandelsspezialistin bei Deloitte Schweiz. Sie geht davon aus, dass die Umsätze, die in den Filialen zuvor im Dezember nun im November erzielt werden. Dafür verantwortlich seien nicht nur der Black Friday und der Cyber Monday , sondern auch der Singles Day. Dieser wurde bereits am 11. November begangen, fristet hierzulande allerdings nach wie vor eher ein Randdasein. Er ist vor allem in China ein Mega-Ereignis. Ursprünglich ein Feiertag für Alleinstehende, hat er sich dort inzwischen zum wichtigsten Onlineshopping-Tag entwickelt.

Händler haben keine Wahl

Nicht alle Fachleute stehen dem neu entstandenen Hype um den Black Friday positiv gegenüber. Cary Steinmann, Marketing-Strategieberater und ehemaliger Wirtschaftsprofessor an der ZHAW School of Management and Law, findet die Rabattschlacht beispielsweise lächerlich. Viele Schweizer wüssten gar nicht, woher der Verkaufstag stamme und dass er mit der US-Tradition des Erntedankfestes zusammenhänge. Was Steinmann besonders stört, ist dass die «hiesigen Firmen amerikanische Marketingstrategien übernehmen, statt sich eigene, besser passende Konzepte zu überlegen».

Auch gewisse deutsche Experten äussern sich kritisch zu dem Trend. «Schon zu Beginn des wichtigen Weihnachtsgeschäfts mit Preisnachlässen um sich zu werfen, macht eigentlich keinen Sinn. Die Rabatte sollten erst am Ende der Saison kommen», sagte Branchenkenner Gerrit Heinemann zur Nachrichtenagentur DPA.

Die Händler hätten allerdings kaum eine Wahl, ergänzte Kai Hudetz vom Institut für Handelsforschung (IFH) in Köln: «Wer nicht mitmacht, muss befürchten, am Ende auf seinen Waren sitzenzubleiben.» (awp/sda/cbe)

(Autoren: Kaspar Wolfensberger und Lassila Karuta)

 



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