20.07.2022
Sponsored Content

«Es liefen Tränen über die Wangen»

Die Frühlingsmessen Luga und BEA haben bei der ersten Durchführung nach der Pandemiepause eindrückliche Besucherzahlen verzeichnet. Luga-Messeleiterin Luzia Roos und BEA-Bereichsleiter Adrian Affolter geben Einblicke in ihren Weg «back to live».
Sponsored Content: «Es liefen Tränen über die Wangen»
Planen bereits die nächsten Messen: Luzia Roos, Messeleiterin Luga und Mitglied der Geschäftsleitung der Messe Luzern, sowie Adrian Affolter, Bereichsleiter BEA bei der Bernexpo Groupe. (Bilder: zVg)

Frau Roos, Herr Affolter, am 22. und am 29. April hiess es endlich wieder: Bühne frei für die Luga und die BEA. Nehmen Sie uns doch kurz mit: Wie sah fünf Minuten vor Türöffnung Ihre Stimmungslage aus?

Luzia Roos: Als Messeleiterin moderiere ich jeweils auch die offizielle Eröffnung der Luga mit 400 geladenen Gästen. Ich erinnere mich gut, dass ich kurz vor dem Start kribbelig, nervös und voller Vorfreude auf meinem Stuhl sass. Die Freude war gepaart mit der Anspannung, ob die Leute denn auch kommen und sich von Corona nicht hemmen lassen würden. Das hat sich dann entspannt, sobald die Tore aufgingen und unzählige lachende Gesichter erschienen. Dadurch haben mich bei der offiziellen Eröffnung auch zeitweilig die Emotionen übermannt. Auch als ich später erstmals durch die vollen Hallen lief, ging es mir unglaublich nah, so viele Menschen zu sehen – ein Bild, das wir gar nicht mehr gewohnt sind und auch sehr vermisst haben.

Adrian Affolter: Bei der BEA gibt es neben dem offiziellen Festakt auch eine kleine interne Eröffnung, wenn die Drehkreuze öffnen. Hierbei habe ich mein engstes Team zusammengenommen, und wir haben einen Gruppen-Hug gemacht. Da liefen auch dem stärksten Mitarbeitenden die Tränen über die Wange. Es hat uns tief berührt, dass wir wieder loslegen durften. Diese Eröffnung war auch ein Moment der Freude darüber, dass wir die Krise überstanden haben und der Pandemie die kalte Schulter zeigen konnten. Ich habe kurz vor der Eröffnung auch noch mit Luzia telefoniert, und aufgrund ihres Erfolgs standen auch die Vorzeichen für die BEA sehr gut.

In der Tat: Die BEA verzeichnete über 300'000 Besuchende, die Luga mehr als 120'000. Hand aufs Herz: Hätten Sie sich diesen Zuspruch vor Beginn der Messe träumen lassen?

Roos: Wir durften tatsächlich dort weiterfahren, wo wir aufgehört haben. Als mich Adrian vor der BEA angerufen hatte, konnte ich ihm guten Gewissens sagen: Doch, die Leute lassen sich mobilisieren. Vorher war schon immer noch ein Respekt da, ob dies tatsächlich der Fall sein würde. Schliesslich haben wir die Messe mit viel weniger Vorlauf als sonst umgesetzt, und auch bei den Ausstellendenzahlen sind wir noch nicht auf dem Vor-Pandemie-Stand. Davon haben sich die Besuchenden aber nicht beeinflussen lassen, im Gegenteil.

Affolter: Neben den Besuchenden, die jährlich an der BEA dabei sind oder sogar mehrmals pro Ausgabe, haben wir jeweils auch viele Gäste, die wiederkehrend alle zwei bis drei Jahre kommen. Von diesen haben mir im Vorfeld viele ihr Kommen signalisiert. In der letzten Aufbauwoche berichteten zudem viele Ausstellende, dass sie sehr gute Vorzeichen von Kundenseite hätten. Das alles liess uns hoffen, dass die BEA 2022 ein Erfolg werden könnte.

Nicht nur für Sie beide waren die vergangenen zwei Jahre sehr herausfordernd, sondern sicherlich auch für Ihre Teams sowie die Veranstalterinnen Messe Luzern und Bernexpo Groupe. Wie haben Sie es geschafft, in den letzten zwei Jahren die Moral hochzuhalten?

Roos: Die grösste Herausforderung war, immer wieder Vollgas in der Vorbereitung zu geben und dann wieder zu stoppen, weil das Risiko als zu gross eingestuft wurde. Das war für das Team nicht einfach, und ich war als Motivatorin stark gefordert – gerade auch mit der kurzen Vorbereitungszeit, die wir zum Schluss für die Luga hatten. Hierbei nahmen wir zum Teil gar nicht mehr wahr, was wir alles leisteten, weil der Berg so gross war. Gleichzeitig muss man sagen, dass wir als Veranstalterin in der Schweiz mit all den Hilfsmassnahmen auch in einer sehr privilegierten Lage waren, was wir auch dem Verband Expo Event zu verdanken haben.

Affolter: Wir haben lange am Gedanken festgehalten, dass die Pandemie schnell vorbei sein würde. 2020 kam das Team am Tag, an dem eigentlich die BEA-Eröffnung hätte stattfinden sollen, für einen Filmdreh zusammen. Auch da hatten wir noch die Hoffnung, dass Corona 2021 Geschichte sein würde – was sich bekanntlich nicht bewahrheiten sollte. Zum Glück konnten wir 2021 anstelle der BEA das Festival «Summer in the City» lancieren, bei dem wir alle eine Rolle fanden. Ich möchte meinem Team einen riesigen Kranz winden: Schlussendlich hat es uns alle gestärkt, dass wir es geschafft haben, für unser Baby zu kämpfen. Aber ganz ehrlich: Ich weiss nicht, was passiert wäre, wenn wir die BEA 2022 nicht hätten machen dürfen. Bezüglich der Hilfeleistungen sehe ich es gleich wie Luzia: Wir hatten in der Schweiz eine komfortable Situation mit Überbrückungsmöglichkeiten, Kurzarbeit, Härtefallgeldern oder dem Schutzschirm – auch dank Expo Event.

Roos: Hervorzuheben ist hierzu auch, dass es Konsultationen gab und wir aktiv um unsere Meinung gefragt wurden. Zudem wuchs in der Pandemie auch der Austausch unter den Messeplätzen. Ich hatte den Eindruck, wir fanden viel näher zusammen, und es wuchs ein Bewusstsein dafür, dass man füreinander einstehen muss. Zuweilen wurden die Publikumsmessen vor der Pandemie ja totgesagt. In der Krise merkten dann viele, dass damit etwas fehlt.

Ist der diesjährige Publikumserfolg nun als einmaliger Comeback-Effekt zu werten, oder denken Sie, dass es – vorausgesetzt, die Corona-Situation verschlimmert sich nicht wieder und es gibt keine anderen Pandemien – auch 2023 und in den Folgejahren so weitergeht?

Affolter: Diese Frage steht natürlich im Raum, und die können wir heute nicht beantworten. Viele Menschen haben sich an der BEA erstmals wiedergesehen und damit an die Vor-Pandemie-Situation angeknüpft. Wir haben unglaublich viel dafür geleistet, dass wir mit dieser BEA genau dieses Live-Erlebnis schaffen konnten. Gleichzeitig hatten wir auch Glück mit der Konstellation: Die Pandemie flaute ab, es wurde Frühling, und die Menschen wagten sich wieder raus. Nun wird sich zeigen, wie sich Anlässe wie Freilichttheater, Festivals und private Feste im Sommer und Herbst entwickeln. 

Roos: Die Corona-Zeit hat uns sicherlich «geholfen», die Treue und die Verbundenheit mit der Marke Luga zu stärken. Die Wertschätzung für die Luga und das Live-Erlebnis sind heute grundsätzlich an einem ganz anderen Ort. Wir haben gelernt, wie wichtig das Zusammensein und das Soziale sind. Jetzt wird sicherlich wieder eine gewisse Normalität kommen, aber ich glaube nicht, dass diese der Luga einen Einbruch bringen wird – genauso wenig wie wir neue Rekorde schreiben werden. Vielmehr denke ich, dass uns die Krise gefestigt hat und wir uns auf einem guten Pegel einpendeln werden.

Wer waren denn die Besuchenden, die an die BEA und an die Luga gekommen sind?

Roos: Mit der Luga 2022 konnten wir uns nochmals stärker bei einer jüngeren Zielgruppe positionieren und dieser ein gutes Erlebnis bieten. Damit haben wir auch die Kritik vergangener Jahre widerlegt, Publikumsmessen seinen überaltert oder nicht mehr zeitgemäss. Insbesondere Familien mit Kindern schätzten die Luga als tollen Treffpunkt. Das hat mich sehr gefreut, bedeutet es doch eine wichtige Investition in die Zukunft.

Affolter: Bei uns sieht es ähnlich aus. Unsere Besucherumfrage hat ergeben, dass 6 Prozent der Besuchenden erstmals an der BEA waren. Dabei haben wir auch Junge und Junggebliebene mobilisiert – etwas, von dem uns vorher oft unterstellt wurde, dass uns dies fehle. Auch das Abendprogramm erfreute sich eines grossen Zuspruchs: Während der zehn BEA-Tage ging man in Bern «auf die Allmend» – also das Bernexpo-Gelände – in den Ausgang. Zu den genannten 6 Prozent gehörten auch all jene, die in den letzten zwei Jahren alt genug geworden sind, erstmals allein ohne die Eltern an die BEA zu gehen: die nächste Generation der BEA-Besuchenden. Das hat man insbesondere auch im Lunapark gesehen – und gehört.

Während der Pandemie wurden viele -Formate digital oder hybrid durchgeführt. Nun heisst es: «Live is back.» Was heisst das nun für die Digitalisierung Ihrer Formate? Ist dieses Thema vom Tisch?

Affolter: Die Leute konnten in der Pandemie sehr genau herausfinden, wann eine virtuelle Teilnahme ausreichend ist und wo der Live-Moment den entscheidenden Mehrwert bietet. Heute ist die Einschätzung viel besser trainiert, wann welches Format Sinn ergibt. Hinsichtlich der digitalen Begleitung haben wir an der BEA wie in Vorjahren täglich Content produziert mit Vorschauen und tollen Geschichten. So gesehen sind wir schon lange in diesem Thema auf eine sinnvolle Art und Weise drin. Mir erscheint es aber unvorstellbar, die ganze BEA komplett digital verpacken zu wollen. Der Geruch der Pferde, das Läuten der Kuhglocken, das Adrenalin im Lunapark oder der Geschmack von Apfelküchlein und frittierten Pilzen – diese vielfältigen Sinneseindrücke lassen sich digital nicht erfassen. Für die Fachmessen der Bernexpo Groupe wiederum sind digitale Umsetzungen oder hybride Formate durchaus sinnvoll, gerade mit internationalem Publikum.

Roos: Ich sehe das auch so: Der Live-Moment, die Atmosphäre sowie das Ausprobieren, das Degustieren und das persönliche Gespräch lassen sich nicht digitalisieren. Wir sind aber überzeugt, dass es digitale Ergänzungen braucht, und haben die Pandemie genutzt, um die Luga mit ihren digitalen Kanälen weiterzuentwickeln. Wir haben eine neue Website erstellt, auf der die Besuchenden viel mehr über die Luga erfahren, als sie früher nach ihrem Messebesuch wussten. Zudem haben wir den Luga-Club lanciert. Hier werden Interessierte während 365 Tagen im Jahr über neue Produkte, Dienstleitungen und spezielle Angebote informiert. Und wer Klubmitglied wird, erhält Rabatt auf den Luga-Eintritt. Solche Ansätze geben uns die Chance, das Digitale zu beflügeln.

Ist die nächste Ausgabe Ihrer Messe nun wieder ganz normales Daily Business, oder gehen Sie nach den Erfahrungen mit der Corona-Pandemie anders – vielleicht auch vorsichtiger – ans Werk?

Roos: Im Moment ganz normal, obwohl wir nicht wissen, was der Herbst bringt. Aber wir haben inzwischen viel Erfahrung, und wir haben auch bewiesen, dass wir mit Schutzmassnahmen erfolgreich Veranstaltungen durchführen können. Denn wir können ja nicht anders als zurück zur Normalität und sind daher schon voll in Gesprächen für 2023. Was an der Luga sicherlich bleibt, sind gewisse layouttechnische Anpassungen wie zum Beispiel breitere Gänge. Denn wir wollen eine Wohlfühlatmosphäre schaffen, und es ist uns wichtig, dass es den Besuchenden angenehm ist.

Affolter: Auch bei uns haben bereits erste Strategiesitzungen für 2023 stattgefunden. Die BEA wird nächstes Jahr siebzig – das wollen wir selbstverständlich feiern. Im Moment scheint die Pandemie weit weg, und es wird sich zeigen, wie die Situation im Winter ist. Aber es ist wie im Sport: Wenn wir schon im Vorfeld an die Niederlage denken, haben wir bereits das Verlieren im Kopf.

Roos: Ja, wir können nicht jetzt schon auf Vorrat vorsichtig sind. Wenn wir dürfen, veranstalten wir. Sollte es anders sein, werden wir ad hoc reagieren.

Affolter: Wir wissen ja jetzt, dass es geht.

Roos: Aber hoffen wir, dass es nicht so weit kommt.



Interview: Danielle Hausmann

Dieses Interview erschien zuerst in der aktuellen «persönlich»-Printausgabe als Teil der Medienpartnerschaft mit Expo Event Swiss LiveCom Association.


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren

persönlich Exemplar
Neues Heft ist da
Die neue «persönlich»-Ausgabe ist da - jetzt Probe-Exemplar bestellen.
Neue Podcast-Folge: Jetzt reinhören