27.06.2019

MGB

Globus und Interio werden verkauft

Die Detailhändlerin will stärker in den Onlinehandel investieren und mehrere Tochterfirmen abstossen. «Wir suchen keine schnelle Lösung», sagte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen an einer Medienkonferenz.
MGB: Globus und Interio werden verkauft
Will vier Tochterunternehmen abstossen: Fabrice Zumbrunnen, Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes, an einer Medienkonferenz vom Donnerstag. (Bild: Keystone/Ennio Leanza)

Im Schweizer Detailhandel kommt es zu einem Paukenschlag. Die Migros-Gruppe will schlanker werden und sich von der zuletzt verlustbringenden Warenhausgruppe Globus und vom Möbelhaus Interio trennen. Zudem sollen der deutsche Einrichtungs- und Dekorationsspezialist Gries Deco mit der Marke Depot sowie die E-Bike-Tochter M-way verkauft werden.

Der Verkaufsprozess für die Tochtergesellschaften mit mehreren tausend Mitarbeitenden sei nun gestartet worden, teilte die Migros-Gruppe am Donnerstag mit. Die betroffenen Unternehmen hätten ausserhalb der Migros-Gruppe bessere Erfolgsaussichten. Die Synergien mit dem Migros-Kerngeschäft seien derweil «eher gering».

Globus-Abschreiber

Die Warenhausgruppe Globus hatte 2018 die Rechnung der Migros-Gruppe mit einem Abschreiber von rund 90 Millionen Franken belastet. Die Migros begründet die Verkaufsabsicht allerdings damit, dass sich Globus mit der Ausrichtung auf das Premium- und Luxus-Segment «weiter von der DNA der Migros» entferne: Für die Zukunft sehe man immer weniger gemeinsame Berührungspunkte und Synergien.

Auch der Möbelspezialist Interio dürfte die Ertragserwartungen nicht erfüllen: Die elf Filialen hätten sich in dem wettbewerbsintensiven Möbelmarkt «leider nicht wie geplant» entwickelt, heisst es. Sie verfügten bei der Migros zudem nicht über die kritische Grösse für eine nachhaltige Entwicklung. Unabhängig vom Verkauf schliesst die Migros das Interio Wohncenter im luzernischen Emmen mit 23 Mitarbeitenden.

Die Gries Deco Gruppe mit der Marke Depot ist seit 2012 mehrheitlich im Besitz der Migros. Sie sei abseits des Migros-Kerngeschäfts und auch überwiegend ausserhalb des Heimmarktes Schweiz tätig und weise auch dort Wachstumspotenzial auf, meint die Migros. Auch für die 2010 gegründete E-Bike-Anbieterin M-way, die auf einen Umsatz von 40 Millionen Franken kommt, sieht die Migros ausserhalb der Gruppe bessere Wachstumschancen.

Tausende von Mitarbeitenden

Die jetzt zum Verkauf stehenden Unternehmen trugen zum Umsatz der Migros-Gruppe 2018 von 28,4 Milliarden Franken einen eher kleinen Teil bei: Die Globus-Gruppe erzielte im vergangenen Jahr einen Umsatz von 808 Millionen Franken (-5,7 Prozent), während die deutsche Gries Deco auf 554 Millionen (+2,5 Prozent) kam. Die Interio-Zahlen werden von der Migros nicht gesondert ausgewiesen.

Betroffen vom Verkauf sind nun bei der Globus-Gruppe laut den Zahlen von Ende 2018 knapp 3200 Mitarbeitende. Für die elf Interio-Filialen gibt die Migros die Zahl der Mitarbeiter mit 324 Vollzeitstellen an. Die Gries Deco mit Sitz im deutschen Niedernberg mit 507 Filialen beschäftigte Ende Jahr rund 5520 Mitarbeitende, davon einige hundert Personen in den 38 Schweizer Depot-Filialen.

Die gesamte Migros-Gruppe beschäftigte im vergangenen Jahr insgesamt 106'622 Mitarbeitende.

Starke neue Eigentümer

Die Migros habe die Unternehmen in den letzten Jahren weiterentwickelt, so dass sie gut positioniert und für die Zukunft gerüstet seien, gibt sich der Detailhandelsriese überzeugt. «Es ist uns ein wichtiges Anliegen, dass wir starke neue Eigentümer finden, welche über die Basis und das Know-how für die erfolgreiche Weiterentwicklung der Unternehmen verfügen», sagte Migros-Chef Fabrice Zumbrunnen an einer kurzfristig einberufenen Medienkonferenz.

Auf der Suche nach neuen Eigentümern werde man behutsam vorgehen, versprach er. «Wir suchen keine schnelle Lösung. Vielmehr müssen die neuen Eigentümer dazu bereit sein, in die Firmen zu investieren und sie weiterzuentwickeln.» Zumbrunnen geht davon aus, dass die Namen der Käufer im Verlauf des nächsten Jahres feststehen. Für die Mitarbeitenden wie auch für die Kunden der Unternehmen seien bis dahin «keine wesentlichen Änderungen» zu erwarten.

Unklar ist, ob die Migros auch die separat zu Globus, Interio, Depot und M-Way geführten Immobilien verkaufen wird. Den Immobilienteil werde man aber nur dann abtreten, wenn auch eine Lösung für den Weiterbetrieb des Geschäfts der Firmen stehe, stellte Zumbrunnen klar.

Die Migros-Gruppe selbst will mit den Verkäufen ihren «strategischen Fokus» schärfen. Sie will sich im Kerngeschäft noch verstärkt profilieren, zudem sollen das Convenience-Segment, die digitalen Vertriebskanäle und auch der Gesundheitsbereich ausgebaut werden. Weiterentwickelt werden sollen auch die Fachmärkte Do it + Garden, OBI, Melectronics, Micasa, SportXX und Bike World. (awp/sda/cbe)



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