05.01.2020

Gstaader Menuhin Festival

Keine Spenden von Pharmafamilie erwünscht

Wegen Anschuldigungen an die Sackler-Familie, für die Opioid-Krise in den USA mitverantwortlich zu sein, will das Festival ab sofort keine Spenden mehr von Mäzenin Theresa Sackler. Inzwischen verzichten weltweit Kulturinstitutionen nach Protesten auf Zuwendungen der Familie.
Gstaader Menuhin Festival: Keine Spenden von Pharmafamilie erwünscht
Der Oxycontin-Hersteller soll in aggressiven Marketingkampagnen die Risiken süchtigmachender Schmerzmittel bei längerem Gebrauch verharmlost haben. (Bild: Keystone/Jessica Hill)

Das Gstaad Menuhin Festival verzichtet bis auf weiteres auf private Spenden von Mäzenin Theresa Sackler. Der Sackler-Familie gehört der US-Pharmakonzern Purdue, der im Zentrum der sogenannten Opioid-Krise steht.

Festivalpräsident Aldo Kropf bestätigte am Sonntag auf Anfrage einen Bericht der NZZ am Sonntag, wonach das Klassikfestival im Berner Oberland bis auf weiteres keine finanziellen Beiträge mehr von Sackler annimmt.

Laut Zeitungsbericht lag die Spende Sacklers bisher bei 25'000 Franken pro Jahr – bei einem Gesamtbudget von rund 7,5 Millionen Franken, wovon 4 Millionen durch Sponsoring zusammenkommen.

Das traditionsreiche Gstaad Menuhin Festival findet jeweils im Sommer statt. Hauptspielorte des nach eigenen Angaben zweitgrössten Klassikfestivals der Deutschschweiz sind die Kirche Saanen und das Festivalzelt in Gstaad. Neu finden auch Konzerte an der Lenk statt.

Theresa Sackler, die zeitweise in Gstaad lebt, ist die dritte Ehefrau des 2010 in Gstaad verstorbenen Mortimer Sackler, der zusammen mit seinem Bruder Raymond das Pharma Unternehmen Purdue geführt hatte.

In den USA sind nach Behördenangaben zwischen 1999 und 2017 fast 400'000 Menschen an den Folgen von Opioid-Missbrauch gestorben. Purdue – das letzten September Gläubigerschutz beantragt hatte – sieht sich in den USA mit mehr als 2000 Klagen von Städten, Bezirken und Staaten konfrontiert.

Sie werfen dem Unternehmen vor, die Opioid-Krise befeuert zu haben. Der Oxycontin-Hersteller und andere Firmen sollen in aggressiven Marketingkampagnen die Risiken süchtigmachender Schmerzmittel bei längerem Gebrauch verharmlost haben. Purdue und die Eigentümerfamilie Sackler weisen dies zurück.

Inzwischen verzichten weltweit Kulturinstitutionen nach Protesten auf Zuwendungen der Sacklers. So hat etwa der Pariser Louvre die Tafeln mit dem Namen der der umstrittenen Familie entfernt. (sda/lol)



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Kommentare

  • Victor Brunner, 06.01.2020 09:05 Uhr
    Peinlich, der Entscheid der Organisatoren des Gstaad Menuhin hätte längst fallen müssen. Andere Institutionen haben längst die Konsequenzen gezogen und verzichten auf Gelder von Theresa Sackler. Gstaad hat zugewartet, typische schweizerische Manier, profitieren bis zum geht nicht mehr!
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