05.11.2025

Social Media Summit

«Social Media ist nicht mehr so sozial, wie es mal war»

Erneut trifft sich die Crème de la Crème der Schweizer Social-Media-Szene zum jährlichen Stelldichein in den Schweizer Bergen. Tanja Herrmann organisiert das Branchentreffen. Sie kennt die Trends und erklärt, warum ein solcher Anlass auch ohne Vertreter der KI-Branche auskommt.
Social Media Summit: «Social Media ist nicht mehr so sozial, wie es mal war»
Tanja Herrmann – hier bei ihrem Auftritt anlässlich des 25. Geburtstags von persoenlich.com im Juli 2025 – organisiert den Social Media Summit. (Bild: Oliver Rüesch)

Tanja Herrmann, erneut findet der Social Media Summit während zweier Tage in Engelberg statt. Worauf freuen Sie sich als Veranstalterin am meisten?
Einerseits zu sehen, wie nach einem Jahr Vorbereitung alles zusammenkommt und wir wirklich spannende Erkenntnisse, Studien und Best Practices den Leuten mit auf den Weg geben können. Andererseits einen Moment zu finden, bei dem man sich in Ruhe – umgeben von Bergen – mit der Branche auf Augenhöhe austauschen kann, und das funktioniert in der Regel ganz gut im Rahmen der Gin Night.

KI ist das Megathema der Stunde und ist auch aus Social Media nicht wegzudenken. Dennoch treten keine Speaker von KI-Unternehmen beim Summit auf. Warum nicht?
Wir haben das Thema KI bei verschiedenen Master Classes und Keynotes auf dem Programm – die Speakerinnen und Speaker stammen aber tatsächlich nicht von klassischen KI-Firmen, sondern sind innerhalb ihrer Hochschulen, Plattformen oder Tools für dieses Thema verantwortlich. Damit sprechen sie die «Sprache» unserer Teilnehmenden und sind inhaltlich mitten in der Arbeitsrealität unserer Teilnehmenden. Das Thema selbst ist aber riesig. Aus diesem Grund hatten wir zu Beginn des Jahres eine zweite Konferenz, die «AI in Marketing», lanciert. Diese geht am 29. April 2026 in Zürich im Circle in die nächste Runde – und dort stehen dann die ganzen KI-Firmen auf der Bühne.

«Stellen sicher, dass wir die Themen abdecken können, die sich das Publikum wünscht»

Die Herkunft der eingeladenen Fachleute ist sehr breit: Sie reicht vom Bundesamt für Energie bis zu Google. Wie wählen Sie die Referentinnen und Referenten aus?
In diese Auswahl fliesst tatsächlich viel Arbeit. Einerseits werten wir jedes Jahr die Branchen der Teilnehmenden aus und gehen dann ganz gezielt auf Fachleute aus diesen Branchen zu, um neueste Best Practices für eben genau diese Branchen präsentieren zu können. Andererseits sind wir mit den Plattformen und den spezialisierten Agenturen im regen Austausch und stellen durch mehrere Vorgespräche mit jedem einzelnen der 63 Speakerinnen und Speaker sicher, dass wir die Themen abdecken können, die sich das Publikum wünscht.

TikTok ist mit vier Personen vertreten, so vielen wie kein anderes Unternehmen beim Summit. Widerspiegelt diese starke Präsenz die Dominanz der Plattform?
TikTok ist aktuell noch die jüngste Plattform im Marketingmix vieler Schweizer Unternehmen. Zudem hat sie ihre eigenen Spielregeln – entsprechend gross ist das Interesse, aus erster Hand mehr darüber zu erfahren.

«KI-Inhalte dürften erneut verändern, wie wir Social Media nutzen»

Zum Schluss: Wie sozial ist Social Media heute eigentlich noch?
Nicht mehr so sozial, wie es mal war. Zu Beginn ging es darum, mit Schulfreundinnen, Reisebekanntschaften und Familie in Kontakt zu bleiben. Mit den neuen Algorithmen wurden diese «Verbindungen» aber als immer weniger relevant eingestuft, sodass Social Media zu Entertainment Media wurde. Der arabische Frühling galt lange als Paradebeispiel dafür, wie Social Media die Menschen zusammenbringt. In den letzten Jahren gerieten die Plattformen vermehrt für den umgekehrten Trend in Kritik. Mit den letzten Updates auf Instagram versuchen die Plattformen dem aber wieder entgegenzuwirken; wie erfolgreich sie damit sind, bleibt abzuwarten. Denn KI-Inhalte dürften erneut verändern, wie wir Social Media nutzen und was wir von der Plattform erwarten: Verbindung oder Unterhaltung?


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KOMMENTARE

David Guntern
05.11.2025 11:57 Uhr
Ich finde, der Artikel bringt es ziemlich gut auf den Punkt: Social Media fühlt sich heute oft weniger „sozial“ an als früher. Statt echter Gespräche geht es häufig um Algorithmen, Reichweite und Performance – das merken wir auch in unserer täglichen Arbeit. Gerade deshalb ist es jetzt so wichtig, den menschlichen Kern wieder stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Als Agentur sehen wir es als unsere Aufgabe, Begegnungen statt nur Botschaften zu schaffen – Inhalte, die nicht nur geklickt, sondern wirklich gefühlt werden. Natürlich gehören Likes, Views und Kampagnenziele weiterhin dazu. Aber am Ende zählt, ob Menschen sich ehrlich mit einer Marke verbunden fühlen – und das entsteht nur durch authentische Kommunikation. David Guntern, KI-Marketing Experte & CEO www.digitalmarketing.gmbh

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