14.04.2020

Generation Z

«Systemrelevante Jobs werden attraktiver»

Mitten in der Krise will Yaël Meier neu starten: Die 19-jährige Journalistin und Schauspielerin verlässt Ringier und macht sich selbstständig. Ein Gespräch über die Generation Z und ihren Umgang mit der Krise.
Generation Z: «Systemrelevante Jobs werden attraktiver»
Yaël Meier arbeitete die letzten drei Jahre in verschiedenen Funktionen beim Blick. Zuletzt war sie Podcasterin («Yaël’s Talk»), zudem hat sie das Instagram-Magazin «Soda» aufgebaut. (Bild: zVg.)
von Edith Hollenstein

Frau Meier, Sie haben Ihre Stelle bei Ringier gekündigt und ein eigenes Unternehmen gegründet. Bereuen Sie diesen Schritt bereits ein wenig? 
Das ist ein Gedanke, der mir natürlich auch schon gekommen ist. Tatsächlich bereue ich den Schritt aber in keiner Weise. Ich wusste schon immer, dass sich meine Karriere früher oder später in Richtung Selbstständigkeit entwickeln wird. Den richtigen Moment für eine solche Entscheidung gibt es ja gar nicht. Seit ich mit Jo Dietrich Zeam aufbaue, will ich meine Energie in nichts anderes investieren. Ein Vorteil ist natürlich auch, dass wir trotz Corona viel zu tun haben.

Sie sagen, die Generation Z werde die nächste Dekade beherrschen. Wie meinen Sie das? 
Zur Generation Z gehören 1,4 Millionen Schweizerinnen und Schweizer. Das sind alles Junge zwischen 10 und 25 Jahren. Sie sind die nächsten Berufseinsteiger und ein grosses Kundensegment, sie prägen schon jetzt Wirtschaft und Gesellschaft mit einem aktivistischen Denken und werden in den nächsten Jahren ihr Können beweisen.

Ist es nicht diese aktuelle Krise, die der jungen Generation vor Augen führt, dass Wohlstand und Jobsicherheit nicht selbstverständlich sind? 
Ja, das passiert gerade stark. Alles, was bisher selbstverständlich wirkte – Reisefreiheit, Jobsicherheit, Gesundheit – wird plötzlich in Frage gestellt. Junge merken aber auch, dass es Innovation und Veränderungen braucht, um den gewohnten Standard zurückzugewinnen.

«Wochenend-Trips nach Berlin und das Zwischenjahr mit Reisen ans andere Ende der Welt sind plötzlich nicht mehr vorstellbar»

Wie wird sich der Lebensstill der Gen Z durch die Coronakrise und die Rezession verändern? 
Besonders für Junge, die sich auf den Berufseinstieg vorbereitet haben, kommt die Krise sehr ungelegen. Aktuell einen Job zu finden, wird schwieriger werden, die Hürde ein Risiko einzugehen, noch höher. Auch der gewohnte Lebensstil mit Wochenend-Trips nach Berlin und das Zwischenjahr mit Reisen ans andere Ende der Welt ist plötzlich nicht mehr vorstellbar.

Und wie reagiert die Generation Z darauf? 
Ich denke, dass viele Junge ihre Karriereplanung überdenken werden. Millennials suchten in ihrer beruflichen Laufbahn immer nach einem Sinn, wollten sich persönlich verwirklichen. Die Generation Z lernt bei ihrem Berufseinstieg, dass es «systemrelevante» Jobs gibt. Diese gewinnen jetzt an Attraktivität. Grundsätzlich bewegt sich Gesellschaft aber schneller und näher an die Bedürfnisse der Generation Z. Für uns war online schon immer ein natürlicher Teil unseres Lebens, plötzlich wird da viel mehr möglich.

Aktuell kämpfen grosse, etablierte Kommunikationsagenturen um die Existenz. Vielerorts herrscht Kurzarbeit und Agenturen müssen mit Umsatzeinbussen im zweistelligen Prozentbereich rechnen im Vergleich zum Budget 2020. Warum soll in diesem Umfeld ausgerechnet Zeam erfolgreich sein?
Zum einen weil wir keine Kommunikationsagentur sind. Wir unterstützen Unternehmen dabei, eine junge Zielgruppe zu erreichen, haben mit unserer Arbeit also einen direkten Einfluss auf den Umsatz unserer Kunden. Dazu gehört auch, dass wir in Produktentwicklung, Strategie oder Rekrutierung involviert sind. Zum anderen gehen auch Krisen vorüber. Die Relevanz, junge Kunden zu verstehen, zu wissen, wie man sie gewinnt und ein Unternehmen der Zukunft zu sein, wird auch mit Corona die gleiche bleiben. Dabei unterstützt Zeam Firmen auf eine in der Schweiz einzigartige Weise.

«Wir wissen, wie Junge ticken und wie Unternehmen sie ansprechen können»

In Ihrem Promovideo (siehe unten) heisst es: «Unternehmer reissen sich um unsere Trendspotter». Was für Unternehmen haben «Junge aus unserem Zeam-Team» verpflichtet?
Beim Zeam-Team konzentrieren wir uns im Moment darauf, ein spannendes und diverses Netzwerk von herausragenden Jungen aufzubauen. Wir sind mit vielen Unternehmen im Gespräch, die an unseren Mitgliedern interessiert sind, konkrete Auftrage übernehmen mein Mitgründer Jo und ich zumindest wahrend dieser Krise noch selber.

Und was haben sie dabei «Grosses auf die Beine gestellt», wie im Video erklärt?
Die Jungen aus unserem Zeam-Team haben zum Beispiel das Team der ETH-Zürich «Swissloop» geleitet und bei der SpaceX Hyperloop Competition von Elon Musk auf den zweiten Rang geführt, sich als eine führende Stimme der Klima Jugend etabliert oder haben grosse Communitys und eigene Unternehmen aufgebaut.

Was für Kunden hat Zeam sonst noch?
Das sind Kunden aus verschiedensten Bereichen. Von Gesundheitsbranche, über Tourismus, bis hin zu Baubranche sind wir mit Zeam in Projekte involviert.

Wenn Sie nur so wenige Beispiele nennen können: Tragen Sie mit solchen Formulierungen im Video nicht etwas dick auf? Oder ist gerade das typisch für die Gen Z?
Das sind nur wenige Beispiele von vielen. Zu verstehen, wie junge Kunden ticken, oder was junge Arbeitnehmer erwarten, ist für Unternehmen aus allen Branchen relevant. Zudem haben wir erst vor drei Monaten gegründet, da ist auch verständlich, dass wir noch keine 20 Unternehmen nennen können, zumal einige Projekte gerade am laufen und somit noch nicht öffentlich nennbar sind. 

«Wir arbeiten mit Schweiz Tourismus an einem spannenden Produkt für die Generation Z»

Welche Art Projekte gehören zu Ihren Dienstleistungen?
Wir wissen, wie Junge ticken und wie Unternehmen ihre Strategie anpassen und sie ansprechen können. Wir arbeiten zum Beispiel mit Schweiz Tourismus an einem spannenden Produkt für die Generation Z oder haben auch schon Ringier Digital Ventures bei einer Marktstudie zur Generation Z unterstützt.

Und wann und zu welchem Thema werden Sie den nächsten Ztalk durchführen?
Unsere Ztalks mussten wir wegen Corona leider verschieben. Eigentlich hätte der erste Event am 5. April stattgefunden. Der erste Ztalks steht unter dem Thema «How to build a Brand» Dabei treten Junge oder für Junge relevante Speakerinnen und Speaker auf. Mehr verraten wir da aber erst, wenn der Durchführungstag feststeht.

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Neben der Schauspielerei («Blue My Mind» und «Die fruchtbaren Jahre sind vorbei») ist Yaël Meier im Journalismus tätig: Die 19-Jährige produzierte das Podcast-Format «Yaël’s Talk» für den Blick und arbeitete Produktionsassistentin bei SRF. Per Ende April verlässt sie Ringier und wird dann vor allem für Zeam tätig sein, das Unternehmen das sie im Februar zusammen mit Jo Dietrich gegründet hatte. Zeam berät Unternehmen zur Generation Z.



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