15.09.2025

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«Wir müssen überzeugen»

André Hefti ist CMO und stellvertretender CEO von Schweiz Tourismus. Seit 2018 ist er mit seinem Team für die internationale Markenführung verantwortlich und hat seitdem zentrale Initiativen geprägt, darunter das Rebranding der Destinationsmarke Schweiz, die Lancierung der Nachhaltigkeitsinitiative «Swisstainable» und die global erfolgreiche und mehrfach ausgezeichnete Kampagne mit Roger Federer. Zudem hat er eine der grössten Plattformen für digitales Storytelling im Tourismus etabliert. 2023 wurde er zum «Werber des Jahres» gewählt. Zuvor war Hefti in leitenden Marketing- und Verkaufsfunktionen bei internationalen FMCG-Unternehmen tätig, zuletzt bei Nestlé. Er besitzt einen Masterabschluss der Universität St. Gallen und hat seine Management- und Leadership-Kompetenzen an führenden europäischen Business-Schools vertieft.
gfm-Marketing-Check mit André Hefti, Leiter Marketing Schweiz Tourismus: «Wir müssen überzeugen»
Kampagnen und Auftritt von Schweiz Tourismus: André Hefti.

Welches waren die drei Marken-Ikonen in Ihrer Kindheit oder Jugend?
Meine erste Uhr bekam ich von meinen Grosseltern: eine schwarze Swatch aus der Originals-Serie. Sie hat jahrelang durchgehalten und mich seither nie ganz losgelassen. Es folgte der Sony-Walkman. Mein ganzes Sackgeld ging für ihn drauf. Mixtapes hören, unterwegs sein, das fühlte sich nach echter Freiheit an. Und mit dem Lohn meines ersten Ferienjobs habe ich mir die Nike Air Max geleistet, die mit dem durchsichtigen Luftkissen. Das war für mich damals das Grösste. Drei Marken, die mich geprägt haben, weil sie Geschichten erzählt und Emotionen ausgelöst haben, die bis heute wirken.

Mit welchem Produkt, mit welcher Marke beginnt Ihr Tag am Morgen und endet der Tag am Abend? 
Ein guter Tag beginnt mit einem Espresso aus meiner Olympia Express Cremina. Von Hand gebrüht, ganz ohne Eile – ein kleines Ritual, das mir hilft, den Tag bewusst zu starten. Abends dagegen siegt oft die Bequemlichkeit: Das iPhone bekommt mehr Aufmerksamkeit als das Buch auf dem Nachttisch. Morgens bewusst, abends bequem – eine Balance, an der ich noch arbeite.

Welches Produkt oder welche Firma steht heute für exzellentes Marketing?
Kürzlich war ich in Le Brassus – in der kleinen Manufakturwelt von Audemars Piguet. Für mich als Uhrenliebhaber ein besonderes Erlebnis. Beeindruckt hat mich, wie konsequent die Marke Handwerk, Innovation und klare Werte verbindet.

Das Produkt steht im Zentrum: Zeit, Präzision, Haltung. Die digitalen Kanäle nutzt AP gezielt, aber ohne sich davon treiben zu lassen. Sie erzählen nicht einfach Geschichten – sie öffnen ihre Welt.

Trotz aller Globalität und Schnelllebigkeit bleibt AP unabhängig – unternehmerisch, handwerklich, strategisch. Für mich ist das ein starkes Beispiel dafür, wie man als Marke heute Vertrauen aufbaut – mit Klarheit, Konsequenz und Charakter.

Welche Geschäftsidee oder welches Produkt hat Sie in letzter Zeit am meisten begeistert?
Mich fasziniert, wie stark sich Luxus verändert hat. Heute zahlen Menschen gutes Geld, um zurück zum Einfachen zu kommen – Natur, Ruhe, echtes Erleben statt Überfluss.
Glamping trifft diesen Nerv: schlafen im Zelt, aber bequem. Draussen sein, aber nicht frieren. In der Schweiz funktioniert das besonders gut, mit alpinem Panorama, regionalem Essen und echtem Kontakt zur Umgebung. Was wir daraus lernen: Es braucht nicht immer mehr, sondern das Richtige. Reduktion kann ein Geschäftsmodell sein, wenn sie ehrlich gemeint und gut gemacht ist.

Welcher Marketing-Trend oder welches Marketing-Thema ist für Sie momentan am wichtigsten? Warum?
Künstliche Intelligenz verändert gerade vieles – wie wir arbeiten, kommunizieren, entscheiden. Und trotzdem stehen wir noch ganz am Anfang. Sich damit auseinanderzusetzen, ist nicht nur naheliegend, sondern notwendig. Wer die Entwicklungen einordnen kann, trifft am Ende bessere Entscheidungen. Im Team entsteht dabei viel Dynamik – neue Perspektiven, frische Denkweisen, gute Diskussionen. Das fordert und bringt uns weiter. Gerade im Tourismus entstehen daraus spannende Möglichkeiten: Erlebnisse individueller gestalten, Kommunikation gezielter ausspielen, Prozesse vereinfachen. Gleichzeitig zeigt uns all das auch, worauf es wirklich ankommt: auf das, was kein Algorithmus kann – echte Begegnungen, echte Emotionen. Und die bleiben unser stärkstes Argument.

Wie kommunizieren Sie hauptsächlich mit Ihrer Kundschaft (direkter Kundenkontakt, Social Media usw.)?
Der Erstkontakt mit der Schweiz als Reiseziel findet heute immer öfter digital statt – häufig über Social Media. Genau dort holen wir die Menschen ab: mit starken Geschichten, die das Kopfkino starten.Unser Fokus liegt auf relevanten Inhalten im richtigen Kontext. Dafür nutzen wir weltweit über fünfzehn Social-Media-Plattformen – Instagram, YouTube und unsere Website bilden dabei das Herzstück. In 22 Märkten passen wir Geschichten, Sprache und Timing gezielt an.Und dennoch bleibt der persönliche Kontakt unverzichtbar. Am Ende zählt, dass sich der Gast verstanden fühlt. Vertrauen entsteht durch klare Werte, echte Emotionen – und durch konsequente Präsenz entlang der gesamten Reise.

Wo sehen Sie für Ihr Unternehmen künftig die grössten Chancen?
In der Positionierung. Wir müssen nicht alles für alle sein – aber dort, wo wir auftreten, müssen wir überzeugen. Die Schweiz steht für Qualität, Verlässlichkeit und Charakter. Wenn wir das konsequent in Geschichten übersetzen, sind wir im internationalen Vergleich sehr gut aufgestellt.

Wo sehen Sie für Ihr Unternehmen künftig die grössten Risiken?
Die zunehmende Abhängigkeit von globalen Entwicklungen – politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich. Ob Krieg, Inflation, Energiepreise oder Pandemien – der Tourismus reagiert sensibel auf globale Spannungen. Deshalb ist ein breiter Marktmix entscheidend. Und ein klarer Fokus: auf Qualität, Vertrauen, operative Exzellenz und ständige Weiterentwicklung.


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