28.01.2018

Abbau bei der SDA

Aktionäre wichtiger als Angestellte

Er lasse sich vom Personal keine Limiten setzen, sagt SDA-CEO Markus Schwab. Zudem habe die Depeschenagentur keine Verpflichtungen für einen Service public. Das Ziel sei, Gewinne zu machen.
Abbau bei der SDA: Aktionäre wichtiger als Angestellte
Markus Schwab, seit 2005 CEO der SDA: «Die Kosten der Redaktion verursachen seit Jahren ein strukturelles Defizit.» (Bild: Keystone/Alessandro della Valle)

36 der 150 Vollzeitstellen sollen bei der Schweizerischen Depeschenagentur abgebaut werden. Nachdem die SDA-Führung die Forderungen der Redaktionskommission abgelehnt hatte, trat die Redaktion letzten Dienstag in einen dreistündigen Streik (persoenlich.com berichtete).

Er lasse sich keine Limiten setzen vom Personal, sagte SDA-CEO Markus Schwab gegenüber der «NZZ am Sonntag». «Wer das macht, der wird beruflich nicht alt um mich herum … Uns sind schon Grenzen gesetzt durch die Kunden, die Aktionäre und die Wettbewerbskommission sowie durch das Lohnmodell der Redaktion.» Auf einen Teil seines eigenen Lohnes will er derweil nicht verzichten. «Ich habe schon früher zweimal meinen Lohn reduziert. Die Redaktion wurde bisher weitgehend geschont. Jetzt muss auch sie ein Opfer bringen.»

Aggressive Stimmung

Schwab ist seit zwölf Jahren SDA-CEO. Erst letzten Herbst stellte er fest, dass bei den Kunden eine Unzufriedenheit herrscht – dies, nachdem der damalige Chefredaktor Bernard Maissen aus dem Unternehmen ausschied. «Als er im Herbst die SDA verliess, bin ich von den Kunden kontaktiert worden und habe sie dann getroffen. Da wurde mir klar, dass viel mehr im Argen lag, als man dachte.» Er sei ziemlich perplex gewesen über die aggressive Stimmung, die ihm im Herbst entgegengeschlagen sei, sagte Schwab zur NZZaS.

Bei der Restrukturierung würden Arbeitsgruppen nun Wünsche der Kunden berücksichtigen. «Wir werden weniger Auslandmeldungen verfassen und dafür mehr Meldungen der Auslandagenturen direkt an die Kunden weiterleiten. Wir bauen bei der Wirtschaft ab, weil das viele Redaktionen selbst machen wollen», so Schwab.

Ob die SDA die geplante Zahlung vom Bund annimmt, ist derweil noch unklar. «Die zwei Millionen vom Bund sind keine Subvention, sondern es ist ein Leistungsauftrag, und wir sind frei zu entscheiden, ob wir ihn annehmen … Möglicherweise rechnet sich dieser Auftrag gar nicht.» Die SDA hätte keine Verpflichtung für einen Service public. «Von Landesversorgung zum Nulltarif ist keine Rede», sagte der 55-Jährige. Die Agentur sei nur ihren Aktionären etwas schuldig. «Wir sind keine Nonprofit-Organisation, sondern eine Firma, die das Ziel hat, angemessene Gewinne zu machen.» (cbe)

 

 

 



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

  • Robert Weingart, 28.01.2018 23:33 Uhr
    Markus Schwab hat sich mit diesen Aussagen selber entlarvt und disqualifiziert. Solche Leute haben im Medienbetrieb nichts zu suchen. Der soll zu einer Bank oder Pfannen verkaufen. Pfui.
  • Thomas MÜLLER, 28.01.2018 12:48 Uhr
    In diesem Zusammenhang ist vielleicht wieder einmal daran zu erinnern, mit welch unfairen (gesetzwidrigen) Mitteln die SDA ihre Konkurrentin AP (Associated Press) aus dem Markt gedrängt hat. Als die SDA den Zeitungen Rabatte offerierte, falls sie auf die zweite Nachrichtenagentur verzichten würden, war Schwab bereits CEO der SDA. Ebenso als die Agentur ihr Ziel revidierte, nicht nach Gewinn zu streben. Parallel dazu wurde Schwabs Lohntüte immer fetter. Honi soit qui mal y pense!
Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240419