An der Jahreskonferenz von investigativ.ch am Freitagnachmittag in Bern haben sich rund 50 Journalistinnen und Journalisten aus der ganzen Schweiz zusammengefunden, um sich über Recherchemethoden auszutauschen. Dieses Jahr widmete sich das Recherche-Netzwerk einem kontroversen Thema: dem Undercover-Journalismus.
Die Veranstaltung wurde von Jean Peters von Correctiv Deutschland eröffnet. Er leitete die Recherche «Geheimplan gegen Deutschland», die eine der grössten Demonstrationswellen auslöste, die es in der Geschichte Deutschlands jemals gab. In den anschliessenden Workshops gaben Journalistinnen und Journalisten aus der Schweiz Einblick in ihre Recherchen. Eine Podiumsdiskussion mit Susan Boos (Schweizer Presserat), Jean-Philippe Ceppi (langjähriger Produzent von Temps Présent bei der RTS) und Sarah Jäggi (Redaktorin des Schweizer Büros der Zeit) befasste sich mit den Chancen und Grenzen der verdeckten Recherche.
Wechsel im Vorstand
An der Mitgliederversammlung, die im Vorfeld der Jahreskonferenz stattfand, orientierte der Verein über aktuelle Projekte. Zudem gab es personelle Veränderungen im Vorstand. Anielle Peterhans verstärkt für den Vorstand, heisst es in der Mitteilung. Peterhans ist Reporterin beim nationalen Recherchedesk von Tamedia und arbeitet seit 2018 im Journalismus. Heute deckt sie schwerpunktmässig gesellschaftspolitische Missstände auf – unter anderem im Bereich Extremismus, Migration und Sexismus.
Anielle Peterhans hat Politikwissenschaften und Geschichte der Neuzeit in Zürich und Göteborg studiert und ist Absolventin der Journalistenschule MAZ in Luzern. Neben ihrem Studium hat sie Praktika im Ressort Politik bei 20 Minuten und bei der «Rundschau» von SRF absolviert, wo sie anschliessend als Rechercheurin arbeitete. Als Teil eines Recherche-Trios war sie an den Cryptoleaks beteiligt, einer gemeinsamen Recherche von «Rundschau», ZDF und Washington Post, die eine weltweite Abhöroperation von US- und deutschen Geheimdiensten enthüllte.
Danach absolvierte Peterhans ein Volontariat beim Tages-Anzeiger und wurde 2022 Teil des
Recherchedesk. Dort publizierte sie mit ihrem Team unter anderem die Cyprus Confidentials, bei denen sie unzählige Verbindungen russischer Oligarchen zu Schweizer Banken aufgedeckt haben. 2024 hat Peterhans einen «Swiss Press Award» in der Kategorie Online erhalten. Sie wurde für eine Team-Recherche über die Anfeindungen gegen Parlamentsmitglieder zusammen mit Patrick Meier, Oliver Zihlmann, Simone Rau und Sebastian Broschinski ausgezeichnet (persoenlich.com berichtete).
«Vereinte Kräfte werden zunehmend wichtiger»
«Ich freue mich enorm, bei investigativ.ch dabei mitwirken zu können, dass sich engagierte
Journalistinnen und Journalisten schweizweit vernetzen und zusammenarbeiten», sagt Peterhans laut Mitteilung. «Denn vereinte Kräfte – nicht nur über Ressorts, sondern auch über Medienhäuser hinaus – werdenzunehmend wichtiger, wenn wir etwas bewegen wollen in unserer Welt. Und das wollen wir doch alle!»
Cathrin Caprez, Co-Präsidentin von investigativ.ch und Wissenschaftsredaktorin bei SRF: «Wir freuen uns riesig, mit Anielle eine so engagierte Kollegin für den Vorstand von investigativ.ch zu gewinnen. Sie bringt beeindruckend viel Erfahrung mit – und damit sicherlich auch viele coole Inputs und Ideen.»
Anielle Peterhans folgt auf Timo Grossenbacher. Grossenbacher verlässt nach vier Jahren den Vorstand, da er sich beruflich neu ausrichtet und neue Projekte in Angriff nehmen will. Er bleibt investigativ.ch weiterhin als Mitglied erhalten. Ebenfalls an der Mitgliederversammlung zurückgetreten ist Marc Meschenmoser, da er den Journalismus verlässt und beruflich eine neue Herausforderung annimmt (persoenlich.com berichtete). (pd/wid)
Credits
Verantwortlich bei der KSA Gruppe: Julien Buro, Ralph Schröder, Claudia Morach, Johanna Häseli; verantwortlich bei Lumina Health: Tarja Zingg (Strategie, Konzept), Debi Balmer (Design, Animation), Tarja Zingg, Stefan Zingg (Text); Fotografie: Phil Wenger; Google Ads: Klickwerkstatt.