28.10.2018

NZZ am Sonntag

Beat Kappeler beendet seine Kolumne

Der Wirtschaftspublizist hat seit 2002 jede Woche wirtschaftliche Themen reflektiert – ohne einen einzigen Unterbruch. Nun will der 72-Jährige kürzertreten.
NZZ am Sonntag: Beat Kappeler beendet seine Kolumne
«Ich habe bewusst in den letzten 40 Jahren nie TV geschaut», sagt Wirtschaftspublizist Beat Kappeler. (Bild: zVg.)

Im März 2002 erschien in der «NZZ am Sonntag» die erste Kolumne von Wirtschaftspublizist Beat Kappeler. 800 weitere Beiträge folgten seither. Nun ist Schluss. Kappeler will kürzertreten. «Seine Texte waren immer geistreich, unkonventionell und anregend – eine riesige Leistung, vor der wir uns verneigen», schreibt Chefredaktor Luzi Bernet.

Er habe jede Woche pünktlich abgeliefert, ob er denn nie krank sei, wird er in der aktuellen Ausgabe der NZZaS gefragt. «Mein jüngerer Sohn hatte vor 33 Jahren alle Kinderkrankheiten dreimal, und ich damit auch. Damals hatte ich eineinhalb Jahre lang andauernd Gliederschmerzen, erkrankte häufig. Seither bin ich total immun», so Kappeler. Er habe in seinem Berufsleben 4000 Bankette und Essen hinter sich – «aber ohne Fett, Zucker und nur wenig Alkohol». Zudem halte er sich mit Velofahren und Körperübungen fit.

Seit 40 Jahren kein TV geschaut

«Ich habe bewusst in den letzten 40 Jahren nie TV geschaut, nie das deutschsprachige Schweizer Radio gehört, keine Deutschschweizer Presse gelesen ausser der NZZ», sagt Kappeler. Dies, weil die angelsächsischen Quellen «mindestens drei Monate oder drei Jahre» voraus seien. «Ihre Medien sind interessanter, kreativer und oft unkonventioneller. Die vielgekauten Themen Deutschlands und oft auch der deutschen Schweiz sagen mir nicht zu.»

Kappeler will sich auf neue Projekte konzentieren. «Ich könnte mir vorstellen, noch ein, zwei grössere Publikationen zu verfassen. Eines könnte von der Zentralisierung der Gesellschaften handeln, das andere von der Vermögensbildung», sagt er. Überdies werde er häufig zu Vorträgen eingeladen, das sage ihm sehr zu.

Der heute 72-Jährige hat Sozialwissenschaften an den Universitäten Genf und Berlin studiert. Von 1977 bis 1992 war er Sekretär des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes. Seither ist er freier Wirtschaftsjournalist – bis 2002 schrieb er Beiträge für die «Weltwoche».

Die Kolumne von Kappeler übernehmen ab dem 4. November die politische Philosophin Katja Gentinetta und der Wirtschaftshistoriker Tobias Straumann. (cbe)

 


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KOMMENTARE

Ulrich Bollmann
28.10.2018 11:59 Uhr
"Aus der Zeit gefallen" ist für mich ein Kompliment. Wir müssen weiss Gott mehr als genug zeitgemässe, sprich aktuell gerade populäre Mainstream-Gedanken konsumieren. Die Messlatte für die Nachfolgerin den Nachfolg ist jedenfalls hoch gelegt.
Robert Weingart
28.10.2018 11:14 Uhr
Kappelers Kolumne war wie aus der Zeit gefallen. Dass diese Besserwisserei am Sonntag nun entfällt ist für mich kein wirklicher Verlust.
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