In der Vergangenheit nutzten Verleger und Medienchefs die grosse Bühne am SwissMediaForum gerne für grosse Ankündigungen, pointierte Wortmeldungen, oder sie lieferten sich untereinander engagierte Wortgefechte. Dazu ist es am Donnerstagabend bei der Ausgabe 2025 nicht gekommen.
Zum einen war die News des Tages mit der Vereinbarung zwischen Verlegern und SRG schon seit morgens um zehn publik. Zum anderen wollte Pietro Supino, der dieses Dokument als einziger Verleger nicht unterzeichnet hat, die Rolle als potenzieller Partycrasher gar nicht spielen. Der TX-Präsident stellte eingangs der Podiumsdiskussion gar einen Ordnungsantrag, man möge nicht den ganzen Anlass der SRG widmen. Dem Begehren leisteten die Anwesenden dann nur beschränkt Folge.
Wille: «Ein schöner Tag für den Medienplatz Schweiz»
In trauter Einmütigkeit beschwor man den «schönen», respektive «guten» Tag. Den Reigen eröffnete SRG-Generaldirektorin Susanne Wille, als sie sagte: «Es ist ein schöner Tag für den Medienplatz Schweiz.» Ringier-CEO Marc Walder variierte die Aussage nur leicht: «Heute ist ein guter Tag.» Ja, selbst Pietro Supino sprach von einem guten Tag. Er beurteilte aber die Situation ziemlich anders als seine Vorredner: «Die SRG ist ein Problem.» Mit der Vereinbarung sei erst «ein Viertel des Wegs zurückgelegt».
Susanne Wille freute sich, dass selbst ihr härtester Kritiker in der Runde würdigt, wie sich SRG und Verleger aufeinander zubewegten. «Aber alle müssen sich bewegen», so Wille. Und an Pietro Supino gerichtet: «Ich lade dich ein, dich zu bewegen.»
Der bewegt sich schon, einfach in eine andere Richtung. So plädiert er für eine Zurückbindung der SRG auf einen audiovisuellen «Kernauftrag», wie er gleichentags in einem grossflächigen Plädoyer in seinen Zeitungen wortreich ausführte. Vor allem die Textmenge stört ihn im Online-Angebot der SRG. Zwar wird die SRG künftig nur noch Onlinetexte mit einer maximalen Länge von 2400 Zeichen anbieten. Aber 250 Zeichen würden vollauf reichen, findet Supino. «Die SRG bietet heute eine Newsplattform. Das soll es aber nicht sein.»
Wanner: «Ich stehe hinter der Vereinbarung»
Vom Sympathisant der Halbierungsinitiative zum Gegner derselbigen wandelte sich innert eines Jahres Michael Wanner, CEO von CH Media. «Beim Thema Online sind wir nicht super happy. Aber ich stehe hinter der Vereinbarung», sagte Wanner. Verschiedene Anliegen, die das Aargauer Unternehmen mit seinem grossen TV-Portfolio ungleich stärker betreffen als andere Medien, sieht Wanner angemessen adressiert. So will die SRG künftig beim Erwerb von Sportrechten stärker die Bedürfnisse der privaten Konkurrenz berücksichtigen oder gar mit ihnen zusammenspannen. Bei der TV-Werbung unterstützt die SRG die Branchenlösung der sogenannten Replay-Ads.
NZZ-CEO Felix Graf, von Moderator Matthias Ackeret als liberales Gewissen der Runde vorgestellt, verbindet mit der Vereinbarung zwischen Verlagen und SRG vor allem die Hoffnung, damit das Vertrauen in den Medienmarkt zu stärken. Ein Vertrauen, das sich auch in Franken und Rappen auszahlen soll, gerade und besonders bei der Werbung. «Wie können wir Geld, das abfliesst aus der Schweiz, in der Schweiz halten?», fragte Graf. Eine Antwort lieferte Marc Walder. Es brauche Reichweite, Datenqualität und Convenience, um den Abfluss von Werbegeldern zu ausländischen Tech-Plattformen zu stoppen. Die Login-Allianz, die auf dem gleichen Podium vor sieben Jahren lanciert wurde, schuf eine technische Infrastruktur, um User-Daten zu generieren, die im Wettbewerb um Werbung Gold wert sein können.
Supino: «Login-Allianz war ein wichtiger Schritt»
Während Walder weiterhin das Fähnchen eines gemeinsamen Logins aller Schweizer Medien hochhält, zeigten sich Wanner und Supino skeptischer. «Ich bin nicht sicher, ob das die richtige Lösung ist», sagte der CH-Media-Chef. Und TX-Chef Supino doppelte nach: «Die Login-Allianz war ein wichtiger Schritt, aber irgendwann stellt man fest, dass der Weg in eine andere Richtung geht.» Darum geniesst bei CH Media und TX Group die sogenannte One-ID-Lösung inzwischen eine höhere Priorität als das gemeinsame User-Login.
Auch wenn die Ausgabe 2025 der traditionellen «Elefantenrunde» im Zeichen von Friede und Harmonie gestanden hat, trat das Trennende neben alle den beschworenen Gemeinsamkeiten doch immer wieder deutlich hervor. Was nicht weiter überrascht. Schliesslich verfolgt jedes Medienunternehmen seine eigene Strategie und steht immer auch in Konkurrenz zu den heimischen Mitbewerbern. Daran ändert auch eine Vereinbarung nichts.