16.05.2025

Susanne Wille

«Eine halbierte SRG hilft der Schweiz nicht»

Sie hat geschafft, was ihre Vorgänger nicht erreicht hatten: ein Friedensabkommen mit den Verlegern. SRG-Generaldirektorin Susanne Wille nimmt Stellung zur Vereinbarung, mit der sich die SRG die Unterstützung der privaten Konkurrenz im Kampf gegen die Halbierungsinitiative gesichert hat.
Susanne Wille: «Eine halbierte SRG hilft der Schweiz nicht»
«Stärkt es den Medienplatz Schweiz?» Das war die Leitfrage in den Verhandlungen mit den Verlegern: SRG-Generaldirektorin Susanne Wille am Donnerstag in Luzern. (Bild: Keystone/Urs Flüeler)

Wie weit waren Sie bereit zu gehen bei den Verhandlungen mit den Verlegern? Gab es Tabus?
Für mich war nicht verhandelbar, dass die SRG auch digital präsent sein muss. Dies liegt im Interesse des Medienplatzes Schweiz. Wir müssen die Menschen erreichen. Nur so können wir unseren Versorgungsauftrag erfüllen. Gleichzeitig wollte ich verstehen, was den Verlegern mit ihren unterschiedlichen Geschäftsmodellen als Gesamtes wichtig ist. Das war eine wesentliche Voraussetzung für den Verhandlungsbeginn.

Was war für Sie der Kern der Verhandlungen mit den Verlegern?
Anfänglich ging es darum auszuloten, wie wir aufeinander Rücksicht nehmen können. Wir diskutierten, wie wir eine grössere Unterscheidbarkeit erreichen können, immer geleitet von den Fragen: Stärkt es den Medienplatz Schweiz? Schützt es die Medienvielfalt? Das Schweizer Publikum will eine Medien- und Stimmenvielfalt. Das macht die Schweiz aus. Es ist wichtig, darauf zurückzukommen, bevor man Positionen einnimmt, die niemandem nützen. Die SRG bleibt digital, stärkt aber die Unterscheidbarkeit, indem sie Audio und Video besser hervorhebt. Wir sind digital und Teil eines Landes mit grosser Medienvielfalt.

Wie stark haben Sie die Massnahmen, auf die sich die SRG mit den Verlegern geeinigt hat, mit den betroffenen Abteilungen in der SRG abgesprochen? Die Umfangbeschränkung der Onlinetexte auf 2400 Zeichen kommt in den Redaktionen nicht gut an.
Wir hatten eine Verhandlungsdelegation und haben die Geschäftsleitung stark einbezogen, darunter die SRF-Direktorin Nathalie Wappler, aber auch Audio/Digital-Co-Chefredaktor Beat Soltermann oder Severine Schori-Vogt, Leiterin Entwicklung und Angebot SRG. Die redaktionellen Abläufe und publizistischen Implikationen waren immer Thema der Gespräche. Die Vereinbarung klärt die Rahmenbedingungen, nun vermitteln wir intern, welche Überlegungen dahinterstecken, was die SRG und der Medienplatz Schweiz damit gewinnen, und diskutieren die Umsetzung.

«Die privaten Verleger unterstützen explizit die Gebührenfinanzierung der SRG»

Die SRG gibt viel, aber erhält vom Verlegerverband Schweizer Medien (VSM) nur das Nein zur Halbierungsinitiative. Ist das nicht etwas wenig?
Ich sehe das anders. Die privaten Verleger unterstützen explizit die Gebührenfinanzierung der SRG und sie anerkennen die existenzielle Bedeutung des Online-Angebots der SRG grundsätzlich an. Das ist neu. Und es heisst eben nicht, dass die SRG nur Radio und Fernsehen machen darf und die Privaten nur digital aktiv sind. Eine solche strikte Aufteilung der Bereiche liegt nicht im Interesse der SRG und auch nicht der Menschen in der Schweiz.

Wie schwer wiegt es, dass die TX Group die Vereinbarung nicht unterzeichnet hat – und die SRG nun nicht die volle Unterstützung geniesst von den Verlegern gegen die Halbierungsinitiative?
Die Vereinbarung mit den Verlegern geht über die Halbierungsinitiative hinaus. Im Fokus steht, dass wir gemeinsam Verantwortung für den Schweizer Medienplatz tragen und die Medienvielfalt stärken. Es ist wichtig, dass die privaten Verlage nun deutlich sagen, dass eine halbierte SRG der Schweiz nicht hilft. Ohne Not hunderte Millionen Franken aus dem Mediensystem zu nehmen, bringt niemandem etwas. Das ist ein starkes Zeichen. Die Vereinbarung tragen 100 Medienunternehmen mit 300 Publikationen mit. Das ist der Medienplatz Schweiz.

Aber ein ganz Grosser ist eben nicht dabei.
Wir haben eine Vereinbarung mit dem Verband VSM. Und dieser hat betont, man bleibe mit der TX Group im Austausch.

Nun liegt zwar eine umfassende Vereinbarung vor. Aber es gibt viele Fragezeichen zur Umsetzung. Wie zuversichtlich sind Sie, dass das gelingt?
In den vergangenen Monaten haben wir Vertrauen geschaffen. Darauf können wir aufbauen. Der eigentliche Wert über die Grundsatzvereinbarung hinaus ist der, dass wir zusammensitzen und gemeinsam an Lösungen arbeiten. Ich bin an schwierigen und komplexen Fragen interessiert, nicht an einfachen. Konflikte zu bewirtschaften ist immer einfacher, als eine Lösung zu finden. Auf diesem Weg sind wir jetzt. Ich bin zuversichtlich, dass wir das schaffen – und sonst müssen wir nachjustieren. Ich kann nicht vorwegnehmen, was die Wettbewerbskommission entscheiden wird. Für den weiteren Austausch zwischen SRG und Verlegern haben wir einen runden Tisch eingeführt. Das soll auch die Verbindlichkeit des Prozesses erhöhen.


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Manuela Schmid
16.05.2025 08:16 Uhr
«Eine halbierte SRG hilft der Schweiz nicht», sagt Susanne Wille. Ich sage: "«Eine nicht halbierte aber auch nicht wirklich».