24.07.2000

Chefredaktor Markus Gisler verlässt Cash

Er wird Geschäftsführer eines neuen Finanzportals, das zu je einem Drittel der Credit Suisse, Bluewin und TA-Media gehört. Markus Gisler, der seit seinem Aufenthalt an der Uni in Harvard ein Flair fürs E-Business entwickelt und auch den Event First Tuesday mitbegründet hat, an dem er auch beteiligt ist, ergreift damit nach zehn Jahren Cash eine neue berufliche Chance. Das Interview:
Chefredaktor Markus Gisler verlässt Cash

Ist das neue Finanzportal zu vergleichen mit Borsalino, an dem Ringier beteiligt ist und mit dem Cash zusammenarbeitet?

Ist das neue Finanzportal zu vergleichen mit Borsalino, an dem Ringier beteiligt ist und mit dem Cash zusammenarbeitet?

Was ist anders?

Wir lassen die Katze noch nicht aus dem Sack.

Ihr wisst es noch nicht?

Es entscheidet sich viel an der Qualität des Inhalts. Wir machen ein Finanzportal mit allem, was dazu gehört.

Warum hängt man das Finanzportal nicht einem der bereits bestehenden E-Business-Geschäfte der Partner an, zum Beispiel Winner Market?

Keiner der drei Aktionäre hat heute einen starken Pfeiler in der Finanzberatung im Internet. So wie ich Winner verstehe, ist es die Antwort auf SwissClick, das heisst, es geht um die Rubrikeninserate. Wir werden mehr Schwergewicht auf die Inhalte legen. Das ist ja das Entscheidende an dem Finanzportal: Dass es nicht eine Firma allein, sondern dass die drei Unternehmen Credit Suisse, TA-Media und Bluewin ihre Kräfte vereinigen.

Wer hat das eingefädelt?

Das weiss ich nicht. Ich hörte davon erst, als das Projekt pfannenfertig vor mir lag. Ich glaube, voraus gingen Gespräche zwischen der CS und der TA-Media, und man wusste, dass Bluewin auch an einem Finanzportal interessiert war. Was mich betrifft: Die Verhandlungen sind in den letzten drei Wochen abgelaufen.

Warum gehst Du weg vom Cash?

Weil es sich hier um eine neue faszinierende Aufgabe handelt, die mir auf den Leib geschnitten ist. Ich habe während meines Aufenthalts an der Uni in Harvard ein Flair fürs E-Business entwickelt und habe auch den Event First Tuesday mitbegründet. Ich finde es toll, dass ich das Management dieser neuen Firma machen kann und gleichzeitig weiter im Journalismus tätig sein kann.

Hattest Du keine Freude mehr daran, die Wirtschaftszeitung Cash zu machen?

Mein Weggang hat nichts damit zu tun, dass ich keine Freude am Cash mehr hatte. Aber selbstverständlich: Wenn man zehn Jahre lang eine Aufgabe erfüllt, muss man sich fragen, wie lange noch. Ich habe schliesslich schon letzten Herbst während des Cash-Jubiläums kundgetan, dass ich nicht nochmals zehn Jahre lang Cash-Chefredaktor sein kann.

Hast Du seit längerem schon eine neue Aufgabe gesucht?

Nein, es herrschte kein Druck, aber ich war offen für Neues.

Wann gehst Du weg vom Cash?

Ich hoffe, dass ich schnell gehen kann. Mit dem heutigen Blattmacher Hans Schneeberger ist sichergestellt, dass bei Cash kein Problem entsteht. Ich werde also ab sofort Gas geben und ab Januar 2001 mit dem neuen Portal starten.

Wenn ein neues Portal entsteht, wird oft mit grossen Zahlen angerührt. Wieviel hundert Millionen Franken kannst Du ausgeben?

Wir geben keine Zahlen bekannt. Aber die Zeit des "Cash-Burning" ist vorbei. Das Budget ist also bedeutend kleiner. Ich rechne damit, in drei bis vier Jahren Break-even zu erreichen, zumal alle drei Aktionäre bedeutende Kundenbasen haben. Dadurch hält sich auch der Verlust in Grenzen.

Das neue Finanzportal von CS, Bluewin und TA-Media

Die Credit Suisse, Bluewin und die TA-Media bauen ein gemeinsames Finanzportal im Internet auf. Zu diesem Zweck gründen die drei Partner eine neue Gesellschaft, an der sie mit je einem Drittel des Aktienkapitals beteiligt sind. Das Portal ist ab Januar 2001 verfügbar und wird als eigenständiges Unternehmen geführt. Das Finanzportal liefert aktuelle Wirtschafts- und Finanzinformationen sowie Analyse- und Beratungsinstrumente aus allen wichtigen Anlagebereichen wie Aktien und Aktienderivate, Anlagefonds, Immobilien, Vorsorge und Steuern. Zudem können über das Portal Börsentransaktionen online abgewickelt werden. Die Plattform ist neutral definiert und steht auch Finanzdienstleistern ausserhalb der Credit Suisse Group offen. Die wichtigsten Einnahmequellen sind Erträge aus Internet-Werbung sowie Kommissionen aus Börsentransaktionen, welche die verschiedenen Marktpartner über die Finanzplattform abwickeln können. Eine weitere Ertragsquelle ist der Verkauf selbst produzierter redaktioneller Inhalte. Das Finanzportal wird als eigenständiges und unabhängiges Unternehmen geführt.

Zielmarkt Schweiz


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