«Christa Rigozzi ist mehr als eine Glamour-Frau»

SRF - Die Kritik an der neuen Sendung «Arena/Reporter» ist heftig. Vor allem die Ex-Miss-Schweiz musste sich in den vergangenen Tagen einiges anhören. Ihr Moderationskollege Jonas Projer nimmt in einem Interview mit der «Schweiz am Wochenende» erstmals Stellung.

von Marion Loher

Am 11. Juni wird die neue SRF-Sendung «Arena/Reporter» mit dem Moderatorenduo Jonas Projer und Christa Rigozzi erstmals ausgestrahlt (persoenlich.com berichtete). Schon im Vorfeld sorgen das Format und insbesondere die Co-Moderatorin für hitzige Diskussionen. Anscheinend auch am Leutschenbach selber, wo sich einige gemäss der grössten Boulevardzeitung der Schweiz über die vielen Werbeverpflichtungen der Miss Schweiz von 2006 aufregen. Allerdings tun sie das anonym, was SRF-Direktor Ruedi Matter ziemlich auf die Palme brachte (persoenlich.com berichtete).

In der aktuellen «Schweiz am Wochenende» nimmt SRF-Moderator Jonas Projer erstmals Stellung zur Sendung – und seine Kollegin in Schutz. «Christa Rigozzi ist mehr als eine Glamour-Frau», sagt Projer im Interview. Rigozzi war vor zwei Jahren das erste Mal Gast in der «Arena», um über die zweite Gotthardröhre zu diskutieren. «Sie hat mit Kompetenz überzeugt, mit rhetorischem Geschick, und sie hat bewiesen, dass sie nicht nur eine erfolgreiche Geschäftsfrau ist, sondern sich auch auf dem politischen Parkett bewegen kann.» Und die 34-Jährige brachte dem Sender eine gute Quote ein. Die Gotthard-«Arena» war mit fast 28 Prozent eine der besten unter Projers Leitung gewesen (persoenlich.com berichtete). Dazu sagt der Moderator: «Das ist nicht unser Hauptkriterium, uns geht es um die Meinungsbildung. Aber wir wären doch im falschen Job, wenn wir nicht versuchen würden, mit relevanten Themen ein breites Publikum zu erreichen.» Dazu könne Rigozzi sicher beitragen.

Christa Rigozzi, Co-Moderatorin von «Arena/Reporter»

Zur Kritik anderer SRF-Moderatoren, dass die ehemalige Miss Schweiz Werbung machen darf, für wen sie will, sagt Projer: «Klar ist, dass sie für einige wenige Auftritte spürbare Werbe-Einschränkungen in Kauf nimmt. Und das finde ich auch richtig so.» Rigozzi ist bei SRF nicht festangestellt, sondern wurde als Co-Moderatorin für die einzelnen Ausgaben von «Arena/Reporter» engagiert – im Jahr 2017 sind das drei Sendungen.

Rigozzi und die Werbung sind auch für Christian Dorer, Chefredaktor der Blick-Gruppe, ein Thema. In der Samstagsausgabe des «Blicks» schreibt er: Indem das SRF Rigozzi nun in einer etwas flockigeren Ausgabe der klassischen Debatten-Sendung installiere, erhöhe der Sender nicht nur die Attraktivität der Marke «Arena», sondern auch die Marke «Christa Rigozzi». «Ihr Werbewert für Firmen steigt durch die regemässige Bildschirmpräsenz enorm», so Dorer weiter. Das sollte skeptisch machen und kurz darüber nachdenken lassen, ob das wirklich die Rolle eines gebührenfinanzierten Senders sei. Wenn es dem Sender nur um den Werbeeffekt einer «prominenten, gut aussehenden, charmanten Botschafterin» gehe, dann sei ihre Verpflichtung «sexistisch und nicht die Kritik daran», schreibt der Chefredaktor der Blick-Gruppe weiter.

Protagonist gemäss «Blick» ein «Nazi»

Umstritten ist auch das Thema der ersten «Arena/Reporter»-Sendung: Die Kesb oder genauer gesagt der im Film porträtierte Christian Kast. Ein Mann, der gemäss Moderator Projer seine Kinder dem Zugriff der Kesb entzog und auf die Philippinen brachte, wo sie nun leben. «Aber unter welchen Umständen?», fragt Projer im Interview mit der «Schweiz am Wochenende». «Unser Ziel ist es, über die Geschichte zu diskutieren – und die wichtigen politischen Fragen zu stellen.»

Wie der «Blick» am Samstag schreibt, sei Kast ein «bekennender Nazi». In früheren Artikeln habe er «immer wieder seine rechtsradikale Gesinnung durchblicken lassen» und sich selber auch schon als «Nazi» bezeichnet. Inzwischen drifte der 48-jährige Aargauer immer tiefer in «rechte Sphären» ab und lasse die Öffentlichkeit mit Äusserungen im Internet daran teilhaben.

Auf die Frage, weshalb man einen selbsternannten «Nazi» ins Studio einlade, antwortete SRF gegenüber der Boulevardzeitung: Kast werde sich der Debatte im Studio stellen, das SRF habe Kenntnis von den Internet-Äusserungen und werde diese thematisieren.

Kast sagt Auftritt ab und löscht Facebook-Profil

Mittlerweile soll Kast seinen Auftritt bei «Arena/Reporter» wieder abgesagt haben, wie der «Sonntagsblick» in seiner aktuellen Ausgabe schreibt. Angeblich liess er über Facebook die SRF-Macher wissen, dass er «nicht an der ‹Arena› teilnehmen» werde. Dies würde der Sache schaden. Kurze Zeit später habe der umstrittene Aargauer sein Profil gelöscht, heisst es im Artikel weiter.