14.09.2020

Medienqualitätsrating 2020

Das sind die besten Medien der Schweiz

Das am Montagvormittag veröffentlichte Medienqualitätsrating zeigt: «Echo der Zeit» schafft es zum dritten Mal in Folge oben aufs Podest. Weitere Leuchttürme sind NZZ am Sonntag, NZZ sowie lematin.ch. Den grössten Sprung nach vorne macht blick.ch.
von Edith Hollenstein

2014 erschien das erste Medienqualitätsrating, nach 2016 und 2018 liegt nun mit der Ausgabe 2020 bereits die vierte Ausgabe vor. In dieser Zeit hätten sich auch Qualitätsmedien mehr in Richtung Boulevard entwickelt, Einordnung drohe vermehrt ins Hintertreffen zu geraten und, so stellen die Verantwortlichen vom Verein Medienqualität Schweiz, fest: «Die Qualität der Sonntagszeitungen und Wochenmagazine, die viele Jahre die Königsgattung im Print-Journalismus darstellte, geht zurück».

Echo und NZZ als Leuchttürme

Das Rating mache zudem deutlich, dass «anders als befürchtet» die Online-Ausgabe von etablierten Medientiteln in der Qualität nicht hinter den Printausgaben zurück liegen. Im Gegenteil: «Die Qualität der Online-Newssites verbessert sich teilweise signifikant. Die Ausgaben der Berner Zeitung oder des Blick beispielswiese überflügeln sogar die Werte der gedruckten Ausgabe», schreiben die Autoren. 

 

Die Sieger 2020 in den vier Kategorien sind:

Radio- und TV-Sendungen: «Echo der Zeit» von SRF

Tages- und Onlinezeitungen: Neue Zürcher Zeitung

Sonntagzeitungen und Magazine: NZZ am Sonntag

Boulevard- und Pendlerzeitungen: lematin.ch

 

Alle vier erhalten als Auszeichnung ein goldenes Q überreicht. Ein solches geht auch an Blick.ch als «Aufsteiger 2020». Blick.ch hatte von untersuchten Medien nämlich den grössten Sprung nach vorne geschafft: Sowohl in der Qualität der Berichterstattung als auch in der Wahrnehmung des Publikums konnte Blick.ch um je 6 Punkte zulegen und liegt nun nicht mehr am Schluss der Vergleichsgruppe. Neu am Schluss ist 20 minutes.

Die weiteren Rangierungen, gegliedert in die vier Kategorien:

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Den grössten Absturz muss Le Temps hinnehmen. Während der inhaltliche Rückgang moderat ausfällt, sinkt die in Lausanne ansässige Zeitung jedoch in der Gunst des Publikums, wie die Auswertung ergeben hat. 

Sorgen um Vielfalt

Die Autoren des MQR weisen auf einen Punkt hin, den sie mittels einer speziell durchgeführten Vertiefungsstudie ermittelt haben: die schrumpfende Vielfalt. Es zeige sich eine signifikante inhaltliche Medienkonzentration, dies vor allem aufgrund der Mantelredaktionen von CH Media und Tamedia. Bei den Pressetiteln der Deutschschweiz habe sich in nur zwei Jahren der Anteil geteilter Beiträge von 10 auf 21 Prozent erhöht. Das heisst, dass jeder fünfte redaktionelle Beitrag in mindestens zwei verschiedenen Medientiteln erscheint.

Bei TX Group sei der Anteil Artikel, Rezensionen oder Kommentare, die in mehreren Zeitungen erscheinen von 12 Prozent im Jahr 2017 auf 22 Prozent im 2019 gestiegen. Bei CH Media von 8 Prozent auf 25 Prozent.

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«Dieser Verlust an Vielfalt ist für die demokratische Meinungsbildung besorgniserregend», schreiben die MQR. Sie befürchten, dass das nun bald auch der Regionalberichterstattung blüht, denn es bestehe fast nur noch in den Regionen Sparpotential. «Ob diese ausgedünnt werden, entwickelt sich zur politisch brisanten Frage.»

Von Fög, Uni Fribourg und Hochschule Luzern durchgeführt

Die MQR 2020 bewertet das Informationsangebot der untersuchten 49 Medien nach den Kriterien Professionalität, Einordnungsleistung, Vielfalt und Relevanz. Um die Berichterstattungsqualität zu messen, wurden rund 18’500 redaktionelle Beiträge bewertet. An der Online-Befragung zur Qualitätswahrnehmung beteiligten sich über 2’100 repräsentativ ausgewählte Personen aus der Deutschschweiz und der Suisse romande.

Der Stifterverein Medienqualität beauftragte das Forschungsinstitut Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich, die Universität Freiburg und das IKM Institut für Kommunikation und Marketing der Hochschule Luzern mit der Durchführung des Medienqualitätsratings.

Die Inhaltsanalyse wurde im gesamten Jahr 2019 durchgeführt. Die Befragung der Bevölkerung zur Qualitätswahrnehmung im Zeitraum vom 21. Februar bis 9. März 2020.



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Kommentare

  • Robert Weingart , 14.09.2020 18:04 Uhr
    Bildet Euch nur nicht zuviel darauf ein.
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