27.11.2018

Keystone-SDA

Die Premiere von Textroboter Lena ist geglückt

Die Nachrichtenagentur hat am Abstimmungssonntag mithilfe eines Schreibroboters gemeindespezifische Kurztexte verfasst. Die Arbeit von Journalisten kann Lena aber nicht vollständig ersetzen. Auch bei Tamedia kam ein Textroboter zum Einsatz.
Keystone-SDA: Die Premiere von Textroboter Lena ist geglückt
Der Schreibroboter soll die Journalisten beim Analysieren von Daten entlasten, damit sich diese auf Wichtigeres wie das Einordnen und Gewichten von Resultaten konzentrieren können. (Bild: Screenshot/keystone-sda.ch)

Die Nachrichtenagentur Keystone-SDA hat am Abstimmungssonntag für jede einzelne Gemeinde der Schweiz einen Kurztext erstellt und für ihre Kunden publiziert. Ein Schreibroboter namens Lena hat die rund 2200 Meldungen – verfügbar in Deutsch und Französisch – verfasst, wie es in einer Mitteilung vom Montag heisst.

Welche Gemeinde sagte am deutlichsten «Ja» zur Hornkuh-Initiative und welche lehnte das Volksbegehren mit dem grössten Nein-Anteil ab? Solche Fragen beantwortete Lena in den Kurzmeldungen – nebst dem, dass sie das Abstimmungsresultat im Text erläuterte. Die Kunden erhielten die Meldungen als Daten-File, so dass sie die Texte nach Bedarf in eigenen Applikationen nutzen konnten. Zugleich wurden die Texte zur Recherche auf der Keystone-SDA-Unternehmenswebsite aufgeschaltet.

Roboter sind kein Ersatz für Journalisten

Ganz von selbst erstellte Lena die Texte allerdings nicht. Ein deutsch- und ein französischsprachiger Journalist hatten Lena im Vorfeld mit Textvorlagen gefüttert, die der Roboter am Abstimmungssonntag mit den Resultaten kombinierte, die das Bundesamt für Statistik publizierte.

Jann Jenatsch, Leiter Content der Keystone-SDA, sagt: «Wir setzen Roboter Lena als Hilfsmittel für die Redaktion ein, damit sich die Journalisten um Wesentlicheres kümmern können. Lena ist aufgrund ihrer Fähigkeit als Maschine in der Lage, Daten schneller zu verarbeiten und zu analysieren, als ein Mensch.» Hingegen sei die inhaltliche Einordnung und Gewichtung des Geschehens die Stärke der Journalistinnen und Journalisten. Das könne und solle ein Roboter nicht übernehmen.

In den kommenden Wochen wird Keystone-SDA den Versuch auswerten und entscheiden, ob Lena die Redaktion auch bei den nächsten Abstimmungen wieder unterstützen wird. Die Nachrichtenagentur prüft zudem, ob auch in anderen Feldern – beispielsweise für Sportresultate – ebenfalls ein Textroboter zur Automatisierung genutzt werden soll.

Auch Textroboter Tobi war im Einsatz

Bei Tamedia kam am Abstimmungssonntag Textroboter Tobi erneut zum Einsatz, dieses Mal schweizweit (persoenlich.com berichtete). «Im Allgemeinen waren wir mit Tobis Leistung zufrieden. Es gab nur kleinere Pannen aufgrund eines Logikfehlers», sagt Titus Plattner, Senior Innovation Project Manager bei Tamedia und Hauptverantwortlicher des Projekts, am Montag gegenüber persoenlich.com. Dank den Leserfeedbacks konnte das Problem – ein vertauschter Ja-Nein-Anteil bei der Hornkuh-Initiative in gewissen Gemeinden – innert kurzer Zeit behoben werden.

Laut Plattner blieb beim zweiten Einsatz von Tobi der Überraschungseffekt in der Branche aus, darum seien auch die Rückmeldungen seitens der Journalisten kritischer ausgefallen. Bemängelt wurde beispielsweise, dass die Texte sehr zahlenlastig seien. Bei der Publikumsbefragung hingegen konnte der Textroboter seine Umfragewerte verglichen mit seinem ersten Einsatz im September sogar leicht steigern.

«Wir befinden uns immer noch in einer experimentellen Phase», hält Plattner fest. Wie und in welchen Bereichen Tobi in Zukunft eingesetzt werde, müsse in den nächsten Tagen in Ruhe analysiert und entschieden werden. (pd/as)



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