15.12.2021

Medienförderung

Ein Podium nur mit Jasagern

Prominente Köpfe aus der Medienbranche haben über Pro und Contra des Massnahmenpakets zugunsten der Medien diskutiert. Alle waren sich einig: Auch wenn die Vorlage nicht ideal sei, sei sie dennoch ein Schritt in die richtige Richtung. Die beste Frage kam zum Schluss.
Medienförderung: Ein Podium nur mit Jasagern
Diskutierten über die Medienförderung (oben v.l.): Moderatorin Eva Hirschi, MAZ-Direktorin Martina Fehr, (unten v.l.) Republik-Journalist Dennis Bühler und Hannes Britschgi, Leiter Ringier Journalistenschule. (Bilder: Screenshots YouTube)
von Christian Beck

«Das neue Medienförderpaket des Bundes – ein Schritt in die richtige Richtung?» Mit dieser Frage beschäftigte sich eine Podiumsdiskussion vom Mittwochabend. Eingeladen hatten die Gewerkschaft Syndicom und der Verband Junge Journalistinnen und Journalisten Schweiz (JJS). Der Anlass hätte physisch im Volkshaus Zürich durchgeführt werden sollen. Aufgrund der aktuellen Umstände schalteten sich die Podiumsteilnehmenden jedoch virtuell aus dem Homeoffice ein. Ganz ohne technische Probleme ging dies nicht vonstatten. Die Podiumsdiskussion zur Medienförderung startete mit 15 Minuten Verspätung.

«Für uns sprechen sieben zu drei Punkte für die Medienförderung. Die Onlineförderung ist sicher das Innovativste an der Vorlage», sagte Stephanie Vonarburg, Leiterin Sektor Medien und Vizepräsidentin Syndicom, einleitend. Drei Punkte seien nicht optimal gelöst: So habe das Parlament die GAV-Verhandlungspflicht für Redaktionen nicht in die Vorlage aufgenommen, auch nicht eine Beschränkung von Dividendenzahlungen. Zudem sei nicht ideal, dass auch Medienunternehmen, «die es nicht so nötig haben», ebenfalls profitieren können. «Die Vorlage ist nicht perfekt, aber ein Schritt in die richtige Richtung», so Vonarburg. JJS-Co-Präsident Pascal Scheiber sagte: «Aus- und Weiterbildung ist für uns ein wichtiges Thema. Deshalb haben wir beschlossen, die Ja-Parole zu fassen.»

Podium2

Nach diesem einleitenden Werbeblock in eigener Sache startete das eigentliche Podium, moderiert von Eva Hirschi, freie Journalistin und Geschäftsführerin von investigativ.ch. Dass das Referendum gegen das Mediengesetz ergriffen wurde, überraschte Dennis Bühler, Bundeshausjournalist bei der Republik und Mitglied des Presserats, nicht. Er sehe es ähnlich wie Vonarburg, «deshalb werde ich Ja stimmen».

«Ein dickes, fettes Ja zu dieser Medienförderung» wird auch Hannes Britschgi, Leiter der Ringier Journalistenschule, einlegen – obwohl die Vorlage «ein typisch schweizerisch ausgehandelter Kompromiss» sei. «All diese Fördergelder sind an formale Bedingungen geknüpft», von daher könne man den Vorwurf «Staatsmedien» nicht gelten lassen.

«Kann ein Ja die Medienkrise abwenden?», wollte Moderatorin Eva Hirschi wissen. «Nicht abwenden, aber abfedern», meinte Dennis Bühler. Dem stimmte auch MAZ-Direktorin Martina Fehr zu. Sie gab aber zu bedenken, dass die Medienförderung auf sieben Jahre limitiert sei. Es werde möglicherweise nicht allen Verlagen gelingen, in diesen sieben Jahren den Strukturwandel zu schaffen. «Aber es gibt ganz bestimmt etwas Luft, vor allem für die kleinen Verlage», so Fehr. Und auch für den Presserat, dessen Stiftungsrat Fehr als Präsidentin vorsteht, kämen die in Aussicht gestellten Bundesmittel gelegen. Falls nicht, sieht Fehr schwarz: Wenn die Zahl der Beschwerden weiterhin so stark zunehmen würden wie bisher, sei der Presserat «in zwei, drei Jahren tot – so sieht die Realität aus».

Seitenhieb und Stricker.TV

Bei so viel Zustimmung blieb eine kontroverse Diskussion aus. Lediglich Britschgi konnte sich einen Seitenhieb an das MAZ nicht verkneifen, welches im Vorfeld nur in eigener Sache lobbyiert habe. Er habe sich persönlich dafür eingesetzt, dass bei einem Ja am 13. Februar auch verlagsinterne Journalistenschulen gefördert werden könnten. Ob sich aber die Ringier Journalistenschule dann tatsächlich um Fördergelder bewerbe, sei noch unklar, so Britschgi.

Aus dem virtuell anwesenden Publikum kam kurz vor Schluss noch eine spannende Frage: Ob ein Kanal wie Stricker.TV des prominenten Coronaskeptikers Daniel Stricker grundsätzlich auch von der Onlineförderung profitieren könne. Dennis Bühler meinte: «Es gibt ja keine Politpolizei. Grundsätzlich müsste das also möglich sein.» Im Detail definiert sei dies jedoch noch nicht.

Übrigens: Ein Strassenfeger war die Podiumsdiskussion nicht. Rund 25 Zuschauerinnen und Zuschauer verfolgten den Stream live.



Hier können Sie die Online-Podiumsdiskussion zur Medienförderung nachschauen.



Newsletter wird abonniert...

Newsletter abonnieren

Wollen Sie Artikel wie diesen in Ihrer Mailbox? Erhalten Sie frühmorgens die relevantesten Branchennews in kompakter Form.

Kommentar wird gesendet...

Kommentare

  • Maja Ziegler, 16.12.2021 12:39 Uhr
    Solche Podien sind weder zielführend noch glaubwürdig. Es fehlt der Diskurs, welcher in aller Regel der Entscheidungsfindung dient. Es wird sehr spannend, die Wahrhaftigkeit der Grossverlage steht auf dem Spiel.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240425

Die Branchennews täglich erhalten!

Jetzt Newsletter abonnieren.