«Mit ihm verliert Axel Springer einen seiner kreativsten Köpfe und einen einzigartigen Schreiber», hiess es vom Verlag. «Unsere Gedanken sind bei seiner Familie und bei seinen Freunden.»
Mit «Post von Wagner» in Deutschlands grösster Boulevardzeitung zählte der Journalist und Publizist über viele Jahrzehnte zu den bekanntesten deutschen Kolumnisten.
«Herzlichst, Ihr Franz Josef Wagner»
Die Kolumne sah vom Aufbau her immer gleich aus: Sie begann mit der Anrede «Liebe(r) …». Die Adressaten – von Prinzessin Kate, Straftätern, National-Elf, Papst, Eisbär-Baby, Hurrikan bis Bundeskanzler – bekamen mal mehr, mal weniger ihr Fett weg. Es war ein Brief, den nicht jeder bekommen wollte. Die Kolumne schloss stets so: «Herzlichst, Ihr Franz Josef Wagner».
2006 führte persönlich-Chefredaktor Matthias Ackeret ein vierstündiges Interview mit Wagner, das dieser jedoch zurückzog. Ackeret schrieb daraufhin den offenen Brief «Post an Wagner».
Viele journalistische Top-Positionen
Geboren wurde Wagner als Lehrerkind am 7. August 1943 im heutigen Tschechien. Seine Mutter flüchtete mit ihm und seinem Bruder. Der Vater war im Krieg. Wagner wuchs in Regensburg auf. Nach Gelegenheitsjobs in Genf und Paris absolvierte er als junger Mann ein Volontariat bei der Nürnberger Zeitung.
Später arbeitete er als Reporter in München für Bild. Wagner hatte in seinem Berufsleben viele Top-Positionen: Beim Burda-Verlag war er in den 1990ern Chefredaktor der Illustrierten Bunte. Er entwickelte auch die deutsche Ausgabe der Modezeitschrift Elle und die Burda-Zeitschrift Superillu mit. Kurzzeitig leitete er für Burda auch das bald wieder eingestampfte Ost-Boulevardblatt Super.
Ende der 1990er wurde der 1,90 Meter grosse Kettenraucher bei Springer Chefredaktor der B.Z. und B.Z. am Sonntag in Berlin. Danach machte der Springer-Verlag ihn zum Kolumnisten. (sda/dpa/cbe)


