Emanuel Gisi, Sie treten die Nachfolge von Steffi Buchli an (persoenlich.com berichtete). Wie gross sind die Fussstapfen, in die Sie treten?
Ich habe Steffi Buchli bislang nicht nach ihrer Schuhgrösse gefragt. Klar ist, dass meine Vorgängerin eine herausragende Journalistin ist, die in den vergangenen drei Jahren in unserem Sportressort die Weichen für die Zukunft gestellt und aufgezeigt hat, wie moderner Sportjournalismus aussehen kann – und zwar auf allen unseren Kanälen: online, im Bewegtbild, im Print und in Audioformaten.
Haben Sie sich aktiv um die Stelle beworben oder waren Sie der Wunschkandidat der neuen Chefredaktion mit Steffi Buchli und Sandro Inguscio?
Letzteres müssen Sie Steffi und Sandro fragen. Mit Steffi habe ich in den letzten drei Jahren sehr eng zusammengearbeitet, Sandro und ich kennen uns seit zehn Jahren, in denen wir beide in unterschiedlichsten Funktionen im Blick-Newsroom tätig gewesen sind. Die beiden wissen also, worauf sie sich einlassen, und ich gehe mal davon aus, dass sie meine Art zu arbeiten und meine Herangehensweise an Themen schätzen – und mir das Vertrauen entgegenbringen, das Sportressort in einem herausfordernden Umfeld erfolgreich in die Zukunft zu führen.
«Für einen Sportverrückten wie mich ist es ein Traumjob»
Sie leiten seit Ende 2021 das Reporterteam beim Blick Sport. Nun werden Sie Sportchef. Was wird sich für Sie verändern?
Ausser, dass persoenlich.com mir nun Interviewfragen stellt? Ich bin mir bewusst, dass ich als Blick-Sportchef eine der exponiertesten Positionen im Schweizer Journalismus besetze. Für einen Sportverrückten wie mich ist es ein Traumjob. Ich freue mich sehr auf diese Aufgabe und gehe davon aus, dass ich weiterhin nicht das Gefühl haben werde, arbeiten gehen zu müssen, wenn ich morgens das Haus verlasse. Weil ich meiner Leidenschaft nachgehen darf im Wissen, dass es ein Privileg ist, den ganzen Tag lang über Sport in all seinen Facetten nachzudenken – über ein Thema, das für Millionen von Menschen auf diesem Planeten ihr liebstes Hobby und Zeitvertreib ist. Besser geht's eigentlich nicht.
Bisher schrieben Sie hauptsächlich über Leichtathletik, Boxen und US-Sport. Beherrschen Sie auch populäre Sportarten wie Fussball, Eishockey oder Ski alpin?
Die amtierende Schweizer Sportlerin des Jahres ist mit Mujinga Kambundji eine Leichtathletin, ich würde diese Sportart also durchaus als populär und relevant bezeichnen. Selbstverständlich «beherrsche» ich die Berichterstattung über Fussball, Eishockey, Ski alpin und was sonst noch zur wunderbaren Welt des Sports gehört. Als Leiter des Blick-Sport-Reporterteams hatte ich die Teams aus Fussball und Eishockey in den letzten Jahren direkt unter mir und bin somit schon länger Tag für Tag für Themenfindung, -entwicklung und Ressort-Organisation mitverantwortlich. Als Journalist sass ich von Bundesrätinnen bis FIS-Chefs allen möglichen Protagonisten im Interview gegenüber und war auch schon zu Hause bei Mike Tyson auf dem Sofa. Ich bin bereit für diese Aufgabe.
Wie wichtig ist die Sportberichterstattung heute noch für den Blick?
Der Sport gehört ganz entscheidend zu unserer DNA, in diesem Bereich ist die Blick-Gruppe seit Jahrzehnten stilprägend – ob digital oder eben gedruckt. Was der Blick im Sport schreibt, wird beachtet und wir haben eine sehr grosse Fanbase. Das merken wir übrigens auch bei unseren digitalen Abo-Angebot Blick+: Dort sorgt kein Ressort seit dem Launch im Juni für so viele Abo-Abschlüsse wie das Sportressort.
«Das Klischee der machoiden, sexistischen Sportwelt ist antiquiert»
Werden Sie den Blick Sport genauso weiterführen, wie ihn Steffi Buchli geprägt hat – oder welche Kursänderung planen Sie?
Es wird kein Erdbeben geben. Steffi hat das Sportressort in den letzten drei Jahren hervorragend positioniert. Nun geht es für mich und mein Team darum, diese ausgezeichnete Ausgangslage zu nutzen. Wir wollen die Nummer eins im Schweizer Sportjournalismus bleiben: nahe an den Protagonisten und Protagonistinnen sein, die besten News, Einschätzungen und Analysen liefern – und unseren Userinnen und Usern aufzeigen, was sich hinter den Kulissen der Sportwelt abspielt. Schnell, fundiert, in modernen Formaten und mit allen Möglichkeiten, die uns die digitale Transformation bietet. Als Mitglied der EqualVoice-Initiative ist es mir auch ein grosses Anliegen, zu zeigen, dass das Klischee der machoiden, sexistischen Sportwelt antiquiert ist. Und dort, wo es noch zutrifft, werden wir gnadenlos den Finger daraufhalten. Zugleich werden wir unseren Weg in die digitale Zukunft konsequent weitergehen, mit unseren Live- und Highlight-Rechten in Hockey und Fussball, mit neuen Erzählformen – und mit einem innovativen digitalen Auftritt.
Zu Ihnen privat: Sie betreiben in Ihrer Freizeit Leichtathletik, Boxen und US-Sport?
Mein Fitnessprogramm beginnt am frühen Morgen mit dem Sprint auf den Bus. Distanz laut Google Maps: 170 Meter. Dann im ÖV je nach Passagieraufkommen boxkampfähnliche Szenen, ehe es beim Umsteigen aufs Tram gilt, eine der grossen Kreuzungen in der Stadt Zürich im Dreisprung zu überqueren. Und als Velofahrer verbuche ich den Sieg von US-Fahrer Sepp Kuss bei der Vuelta für mich jetzt mal unter US-Sport.
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22.09.2023 07:25 Uhr