Frau Fehr, herzliche Gratulation zu 40 Jahren MAZ. Sind Sie in grosser Feierlaune?
Mit Stolz und Dankbarkeit blicken wir auf die vergangenen vier Jahrzehnte zurück. Ja, wir feiern unser Jubiläum und sagen bewusst «Danke». Gerade in einer Zeit, in der Nachrichten von Stellenabbau und Schliessungen dominieren, ist es umso wichtiger, Engagement, Erreichtes und Erfolge zu würdigen.
Die Medienbranche hat sich seit 1984 massiv verändert. Wie wirkt sich das auf das MAZ aus?
Wir müssen mit der Zeit gehen und die Fähigkeiten vermitteln, die im Berufsalltag benötigt werden. So sind Angebote zum Umgang mit künstlicher Intelligenz (KI), zur Recherche mit OSINT oder im Bereich Nachhaltigkeitskommunikation hinzugekommen. Wir passen unsere Inhalte ständig an die aktuellen Anforderungen an. Zum Vergleich: Im ersten Grundkurs am MAZ vor vierzig Jahren standen Themen wie «W-Fragen als Mittel des journalistischen Handwerks» oder «Wege zum besseren Deutsch» im Mittelpunkt.
«Das MAZ wird von der ganzen Medienbranche getragen»
Das MAZ wurde von den grossen Medienhäusern getragen. Spüren Sie immer noch deren Unterstützung?
Das MAZ wird von der ganzen Medienbranche getragen. Die verschiedenen Parteien sind im Stiftungsrat vertreten und unterstützen das MAZ jährlich mit finanziellen Beiträgen. Für uns sind sowohl die grossen Verlage als auch die kleinen, regionalen Medienhäuser von gleicher Bedeutung – sei es in der Grundausbildung, der anerkannten Diplomausbildung, den Weiterbildungen oder in den speziellen Kooperationen, wie beispielsweise mit der CH Media Academy oder mit der NZZ, in der umfassenden massgeschneiderten Schulungsreihe «Digitales Wissen».
Worauf fokussieren Sie sich heute programmatisch hauptsächlich?
Wir legen inhaltlich keinen speziellen Schwerpunkt, sondern decken ein breites Spektrum an Themen und Disziplinen ab. Unser klarer Fokus liegt jedoch auf der Art des Unterrichtens: praxisnah, in kleinen interdisziplinären Gruppen und unter Anleitung der Besten aus der Branche. Der Zweck unserer Stiftung ist es, Journalistinnen, Journalisten und Kommunikationsfachleute zu befähigen, sich in einem schnell wandelnden Umfeld und angesichts tiefgreifender Veränderungen kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Sie sind am Puls der Journalistinnen und Journalisten. Ist Journalismus immer noch ein Traumberuf?
Ja. Am Wochenende war ich zu Gast beim Medienfestival «Journalismus Jetzt» in der Photobastei in Zürich, welches das Netzwerk «Junge Journalistinnen und Journalisten Schweiz» organisiert. Was für eine Freude, so viele junge Menschen zu treffen, die für den Journalismus brennen und sich ernsthaft mit ihm auseinandersetzen. Die Sparmassnahmen in diesem Jahr und der spürbare finanzielle Druck beschäftigen die jungen Menschen sehr, dennoch ist Journalismus für sie immer noch ein Traumberuf. Und das ist entscheidend, denn gerade in Zeiten wie diesen brauchen wir engagierte Journalistinnen und Journalisten, die an die Bedeutung und Kraft ihres Berufes glauben.
«Es ist wichtig, weiterhin junge Menschen für den Journalismus zu begeistern»
Blicken wir nach vorne: Welches sind die grössten Herausforderungen, die Sie zu meistern haben?
Die Digitalisierung, inklusive neuer Technologien wie künstliche Intelligenz, verändert die journalistische Arbeit grundlegend. Wir müssen sicherstellen, dass Journalistinnen und Journalisten sowie Kommunikationsfachleute die nötigen Kompetenzen erwerben, um in diesem Umfeld erfolgreich zu bleiben. Gleichzeitig stehen wir unter dem wirtschaftlichen Druck, der die Medienhäuser belastet, und müssen unseren Teil dazu beitragen, Qualitätsjournalismus trotz knapper Ressourcen zu sichern. Ein weiterer zentraler Punkt ist die Stärkung der journalistischen Glaubwürdigkeit in Zeiten von Fake News und Desinformation. Zudem ist es wichtig, weiterhin junge Menschen für den Journalismus zu begeistern, damit sie die Zukunft dieser wichtigen Branche aktiv mitgestalten.
Zum Erfreulichen: Wie feiern Sie den runden Geburtstag?
Mit einem Fest in lockerer Atmosphäre im Neubad Luzern mit rund 200 geladenen Gästen aus der Medienbranche und der Politik. Besonders freut mich, dass viele Absolventinnen und Absolventen sowie Dozierende dabei sein werden. Das MAZ steht für Austausch, Vernetzung und kritische Reflexion – und genau das wollen wir auch bei diesem Anlass leben. Als besonderen Höhepunkt dürfen wir Viktor Giacobbo begrüssen, der sich seit vielen Jahren mit scharfem und kritischem Blick mit der Medienwelt auseinandersetzt. Ich bin gespannt, welche Denkanstösse er uns mit auf den Weg geben wird. Darüber hinaus wird This Wachter, Mitglied beim Kollektiv Audiobande und MAZ-Dozent, Auszüge aus seinem vielbeachteten Podcast «8424 Züri West» präsentieren. Da das MAZ und «Züri West» im gleichen Jahr gegründet wurden, schlägt Wachter eine spannende Brücke zwischen 1984, «Züri West» und dem MAZ.
Haben Sie selber einmal einen Kurs am MAZ besucht und wenn ja, was ist rückblickend gesehen Ihre prägendste Erinnerung?
Mein erster MAZ-Kurs bleibt unvergesslich: «Lokalradio – Radio-Handwerk». Das war 1997, ein fünftägiger Kurs 1997 in der Villa Krämerstein in Kastanienbaum – und für mich absolut prägend. Die exzellenten Dozierenden, der Austausch mit anderen Radiomacherinnen und Radiomachern und die pure Freude am Radiomachen haben mich von der ersten Sekunde an zum überzeugten MAZ-Fan gemacht.
Was ist Ihr persönlicher Geburtstagswunsch?
Dass wir unsere Herausforderungen erfolgreich meistern, weiterhin entscheidend zum Erhalt des Qualitätsjournalismus beitragen sowie die Wichtigkeit funktionierender Medien sichtbar machen.
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09.10.2024 17:10 Uhr