21.08.2003

Druckindustrie

Konsolidierungswelle erwartet

Ertragslage wegen Werbeflaute und Strukturprobleme noch schlechter.

Die Schweizer Druckindustrie steht unter Druck: Die Ertragslage hat sich im zweiten Quartal 2003 erneut verschlechtert. Die Kapazitäten sind nicht ausgelastet. Schuld sind die Werbeflaute und Strukturprobleme. Der Personalabbau dürfte anhalten.

Bei über der Hälfte aller Unternehmen (52 Prozent) der grafischen Industrie sei die Ertragslage schlechter als im Vorquartal, sagte der Präsident des Branchenverbandes Viscom, Peter Edelmann, am Donnerstag vor den Medien in Zürich. Lediglich 44 Prozent der Betriebe beurteilten die Ertragslage als gleichbleibend. Nur 4.2 Prozent der Firmen berichteten über höhere Einnahmen.

Druck leidet am stärksten

Am stärksten habe der Druck gelitten, wo gar 71 Prozent der Unternehmen gesunkene Erträge hinnehmen mussten. Dagegen sei die Druckweiterverarbeitung mit geringen Einbussen davongekommen. Im Moment erreiche keine Betriebsgruppe einen Cash-flow von 10 Prozent, der nötig sei, um den hohen Investitionsbedarf der Branche zu decken, sagte Edelmann. An der Umfrage, welche die Viscom in Zusammenarbeit mit der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) durchführte, nahmen 118 Unternehmen mit 7300 Beschäftigten teil. Insgesamt arbeiten in der Branche 32'000 Leute in 2600 Betrieben.

Der Auslastungsgrad in der Druckindustrie sei im Verlauf von 2003 leicht gestiegen, sagte Edelmann. Dennoch würden die Kapazitäten nach wie vor als zu hoch angesehen. Die Branche habe einen Überhang von rund 20 Prozent, sagte Viscom-Direktor Hans-Ulrich Bigler. Auch wenn der Personalbestand deutlich gesunken sei, werde er immer noch als zu gross beurteilt, sagte Edelmann. Für die nächste Zeit plane die Druckindustrie einen weiteren Abbau der Beschäftigtenzahl.

Werbeflaute und Strukturprobleme

Die unbefriedigende Lage hänge unmittelbar mit der Flaute im Schweizer Inseratemarkt zusammen. "Wenn die Wirtschaft Schnupfen hat, kämpft die Werbung mit einer Lungenentzündung und die Medien liegen schon auf der Intensivstation", sagte Edelmann. Allerdings ringe die Branche auch mit Strukturproblemen, sagte Bigler. Die Kluft zwischen technischen Kapazitäten und dem Verlauf der Nachfrage werde immer grösser. Erfahrungen aus der Vergangenheit hätten gezeigt, dass die Druckindustrie mit einem Kapazitätsüberhang von 10 Prozent leben könne. "Dieser wird jedoch heute bei weitem übertroffen", sagte Bigler. Und die Lage werde sich noch anspannen, wenn die Firmen wieder Ersatzinvestitionen tätigten. Die neuen produktiveren Maschinen brächten jeweils einen Leistungsschub von 20 bis 40 Prozent mit sich.

Wegen des noch grösseren Überhangs rechne Viscom mit einer Konsolidierungswelle und einem Ausleseprozess, der bis in fünf Jahren rund 20 Prozent aller Betriebe dahinraffen könnte, sagte Bigler. Zusammenarbeit dränge sich auf. Denn vor allem die kleinen Unternehmen könnten nicht mehr alle Entwicklungen aus eigener Kraft finanzieren und mitmachen.

Leichte Belebung


Kommentar wird gesendet...

KOMMENTARE

Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren