11.05.2023

SwissMediaForum

Medien als Kläffer, Wadenbeisser, Kettenhunde

Vor rund 300 Gästen hat Bundesrätin Karin Keller-Sutter den Kongress in Luzern eröffnet. In ihrer Ansprache verglich sie Journalistinnen und Journalisten mit Hundearten. Zudem sprach sie über die Kommunikation in der CS-Krise und ihren persönlichen Umgang mit Kritik.
SwissMediaForum: Medien als Kläffer, Wadenbeisser, Kettenhunde
Sprach über die Wachhunde der Demokratie: Bundesrätin Karin Keller-Sutter sprach virtuell am SwissMediaForum in Luzern. (Bild: Keystone/Urs Flueeler)

Zum Auftakt vom SwissMediaForum in Luzern hat Bundesrätin Karin Keller-Sutter Medienschaffende mit verschiedenen Hundearten verglichen. Dies weil sie als «Wachhunde der Demokratie» walten. Konkret nannte die Finanzministerin den Kläffer, den Wadenbeisser und den Kettenhund. Die gezielte Diskreditierung der Medien hält sie für besorgniserregend.

Der Kläffer kläffe schnell und laut – er höre aber ebenso schnell wieder auf, sagte Keller-Sutter am Donnerstag in einer virtuell übertragenen Rede. Wenn der Wadenbeisser zubeisse, könne das zwar schmerzhaft sein: «Aber ich weiss auch: Es geht vorbei.» Der Kettenhund ernähre sich gern von hingestreuten Indiskretionen und sei nicht sehr wählerisch. Wenn er von der Kette gelassen werde, verbeisse er sich in alles – ausser in die Quelle, die ihn speist.

Es sei auch kein fundamentales Problem, wenn der ein oder andere Watchdog einmal etwas zu schnell belle, zu früh beisse oder sich die falsche Wade aussuche, sagte Keller-Sutter. Das System halte das aus. Im Bundesrat habe man sich längst Beinschoner zugelegt. Problematisch werde es aber, wenn das Vertrauen in eine Person oder eine Institution absichtlich unterhöhlt werde. Dann verliere das Publikum das Vertrauen – in den Wachhund oder in die Institutionen.

Den Hund ausschalten und einbrechen

Die Mehrheit erfüllt den Auftrag als Wachhunde der Demokratie, sagte Keller-Sutter in der Fragerunde nach ihrer Rede. Aber die Mehrheit stehe auch unter Druck dieser Minderheit. Die Bundesrätin verweist damit auf verschiedene Kanäle, die versuchten, die Glaubwürdigkeit der seriösen Medien in Zweifel zu ziehen.

Die Diskreditierung der Medien unter anderem durch sogenannte «alternative Medien» erfolge auch mit dem Ziel, die politische Stabilität und den rationalen Diskurs zu untergraben. Man wolle den Wachhund ausschalten, um einfacher ins Haus einbrechen zu können. Unterstellt werde etwa eine Verschwörung unter den Medien, die Käuflichkeit von Journalisten oder ein konspirativer Einfluss der Regierung auf die Medien.

«All das sind keine Narrative, die Vertrauen fördern sollen.» Ein funktionierendes und ein vertrauenswürdiges Mediensystem sei aber eine Grundbedingung für die Demokratie: «Gegenrealitäten und alternative Fakten können gefährlich sein.» Insofern begrüsse sie jeden Schritt der Medienbranche, um das Vertrauen in ihre tägliche Arbeit zu stärken.

«Letztlich sitzen wir alle im gleichen Boot», sagte Keller-Sutter. Es sei die gemeinsame Demokratie, man habe nur diese eine. Medien und Institutionen seien deshalb aufeinander angewiesen. «Damit das funktioniert, muss jeder von uns seine Rolle nach bestem Wissen und Gewissen spielen.»

«Das muss sitzen»

Moderatorin Maria Victoria Haas befragte Keller-Sutter zudem zur CS-Krise und der historischen Medienkonferenz vom Sonntag 19. März (persoenlich.com berichtete). Sie habe nur wenig Zeit gehabt, sich vorzubereiten. Sie habe gewusst: «Was wir zusammen sagen, muss sitzen.» Wichtig sei gewesen, dass die Börsen, wenn sie in der Nacht auf Montag öffneten, verstehen und glauben, was die Verantwortlichen tun. Das habe funktioniert.

Die Schlagzeilen am Tag darauf waren tendenziell negativ – ob sie das überrascht habe, lautet eine weitere Frage. Keller-Sutter winkte ab und sagte: «Wenn ich am Sonntagabend in der Tagesschau von diesen Ereignissen erfahren hätte, wäre ich auch aus allen Wolken gefallen. Weder die Öffentlichkeit noch die Politik waren darauf vorbereitet.»

Keller Sutter gab zudem ihr Rezept preis, wie sie mit öffentlicher Kritik umgehe. «Man muss Distanz zu sich selber und zur Sache haben», sagte sie. Man sollte sich identifizieren, aber nicht überidentifizieren. Nicht alles persönlich nehmen und nicht nachtragend sein. Sonst komme man nicht weiter. Denn die Kreise würden sich in der Schweiz immer wieder schliessen.

Angereichert mit Material der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.


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