12.12.2017

Fusion SDA-Keystone

Mitarbeiter fordern ein Gespräch mit dem CEO

Die SDA-Redaktion befürchtet, dass durch das zusammengelegte Unternehmen Keystone-SDA Stellen verschwinden und dass die PR überhand nimmt. Die Redaktoren wehren sich mit einem Brief an die Chefs.
Fusion SDA-Keystone: Mitarbeiter fordern ein Gespräch mit dem CEO
Mitarbeiter der Schweizerischen Depeschenagentur SDA in der Redaktion in Bern. (Bild Keystone/Gaetan Bally)

Ende Oktober wurde bekannt, dass die SDA und die Fotoagentur Keystone fusionieren (persoenlich.com berichtete). Die neue Aktionärsstruktur sowie die Tatsache, dass mit dem Abgang von Bernard Maissen kein Publizist mehr in der obersten Führung sitzt, sorgte schon damals für Unverständnis. 

Durch den Strukturwandel sei die SDA gezwungen, noch stärker in anderen Märkten aktiv zu werden, etwa im Bereich Content. Man wolle sich noch stärker auf die Bedürfnisse von Firmen, Werbeagenturen, Organisationen und Verbänden ausrichten als bisher, sagte Keystone-CEO Jann Jenatsch im Interview mit persoenlich.com. Seine Ausführungen liessen absehen, wohin die Reise gehen könnte.

Preisdruck im Mittelpunkt

Das alles wollen die SDA-Mitarbeitenden nicht einfach so hinnehmen. In einer Resolution an die Adresse des Managements und des Verwaltungsrats vom Montag äussern sie sich sehr besorgt. «Wir befürchten grosse Restrukturierungen, einen erneuten Stellenabbau und eine Abkehr von journalistischen Grundsätzen» heisst es in dem Papier.

Unterstützung erhalten die SDA-Mitarbeiter vom Berufsverband Impressum und der Mediengewerkschaft Syndicom. Sie teilen die Befürchtung, dass die fusionierte Keystone-SDA ihre Unabhängigkeit verlieren könnte. Statt Dienstleisterin für die Schweizer Medienverlage zu sein, könnten bei der neuen Firma künftig Rendite-Erwartung und Preisdruck im Mittelpunkt stehen, hiess es in einer ebenfalls am Montag veröffentlichten Mitteilung von Impressum und der Mediengewerkschaft Syndicom.

Trennung von PR und Journalismus

Die Gefahr bestehe, dass sich im neuen Unternehmenskonstrukt PR und Journalismus vermischten, heisst es. Die Redaktion der SDA zeige sich nach der Fusion besorgt über die journalistische Unabhängigkeit und verlangte, dass im künftigen Unternehmen Journalismus und PR klar und auch personell getrennt werden.

Bei Rendite-Erwartungen und gleichzeitigem Preisdumping drohe ein Stellenabbau. Einzelne Ressorts der sda schienen ebenso gefährdet zu sein wie die Ausbildung von jungen Journalistinnen und Journalisten.

Profitorientierung als Paradigmenwechsel

Bislang sei die SDA eine Dienstleisterin für ihre Eigentümer gewesen, die Schweizer Medienverlage. Sie habe keinen Profit abwerfen müssen. Stattdessen habe sie qualitativ hochstehende Information aus allen Regionen des Landes zu einem Selbstkostenpreis erbracht. Die neue Keystone-SDA werde hingegen Renditeziele verfolgen und mittelfristig eine Dividende an ihre Aktionäre auszahlen.

In der SDA-Redaktionsresolution zuhanden der Geschäftsleitung und des Verwaltungsrats kommt zudem die Forderung auf ein erfahrener Journalist oder eine erfahrene Journalistin müsse in der Geschäftsleitung Einsitz nehmen. Noch vor dem Beschluss des Budgets 2018 will die Redaktion ihre Sichtweise einbringen und zwar in einem Gespräch mit SDA-CEO Markus Schwab.

SDA setzt laut GL auf Qualität

Die SDA-Geschäftsleitung dankt ihren Mitarbeitenden für die Resolution. Sie zeige, dass die SDA den Mitarbeitenden eine Herzenssache sei. Das gelte auch für die Geschäftsleitung. Die Fusion von Keystone und SDA sei eine Antwort auf sich wandelnde Kundenbedürfnisse. Diese verlangten heute multimediale Produkte - Text, Bild, Video und Infografik - aus einer Hand.

Der künftige Erfolg von Keystone-SDA werde auf den gleichen Pfeilern beruhen wie in der Vergangenheit: Kompetenz, Unabhängigkeit, Qualität und Solidität. Dazu gehöre auch die klare Trennung zwischen redaktionellen und auftragsbasierten Beiträgen. Die SDA könne kein Interesse daran haben, durch eine Vermischung von Inhalten die Glaubwürdigkeit ihrer journalistischen Produkte zu gefährden.

An der Dreisprachigkeit und Solidarität zwischen den Landesteilen werde nicht gerüttelt. Tatsache bleibe, dass der Preisdruck in der Medienbranche unverändert anhalte. Dieser Realität müsse sich die SDA stellen. Sie werde in Zukunft noch mehr gefordert sein, ihre Leistungen so effizient wie möglich zu erbringen, ohne an der Qualität Abstriche vorzunehmen. (eh/sda/pd)

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 



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Kommentare

  • Lorenzo Ancona, 12.12.2017 07:57 Uhr
    Ist es faktisch nicht auch PR, wenn die SDA-Redaktoren diese Meldung über den eigenen Kanal publizieren?
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