09.05.2023

Zürcher Journalistenpreis

Peter Haffner erhält Auszeichnung für Gesamtwerk

Die Jury zeichnet drei Journalistinnen und zwei Journalisten für Artikel in Republik, NZZ, Watson und Walliser Bote aus.
Zürcher Journalistenpreis: Peter Haffner erhält Auszeichnung für Gesamtwerk
In Haffners Texten finde sich nichts Gehetztes, Halbfertiges oder künstlich Aufgeregtes, sagte Laudator Manfred Papst. (Bild: zVg)

Am Dienstagabend ist zum 43. Mal der Zürcher Journalistenpreis verliehen worden. Die Auszeichnung für das Gesamtwerk verlieh die Jury an Peter Haffner – einen Journalisten und Schriftsteller, der mit seinen Texten seit Jahrzehnten in diversen in- und ausländischen Titeln für Aufsehen sorgt. In Haffners Texten finde sich nichts Gehetztes, Halbfertiges oder künstlich Aufgeregtes, stattdessen verbinde sich in ihnen die Sorgfalt des Uhr­machers mit der Fantasie des Künstlers, hiess es in der Laudatio von Manfred Papst auf den 70-jährigen Preisträger.

Für den Journalistenpreis 2023 wurden 226 Arbeiten aus der ganzen Deutschschweiz eingereicht. Daraus hat die siebenköpfige Jury neun Arbeiten für den Zürcher Journalistenpreis und drei für den Newcomer-Preis nominiert und nun vier davon mit dem Preis ausgezeichnet.


Recherche zur russischen Suchmaschine

Adrienne Fichter und Ivan Ruslyannikov von der «Republik» erhielten die Auszeichnung für ihre Recherche «Yandex – ein Tech-­Unternehmen kreiert Zombies». Darin zeigen sie auf, wie das einst hippe russische Tech-Start-up zum grössten Propagandainstrument des Kremls wurde.



Das Autorenteam führte dazu diverse Gespräche mit aktuellen wie ehemaligen Yandex­-Mitarbeitern und wertete zahlreiche öffentlich verfügbare russische Quellen aus. Daraus entstand eine Geschichte über Aufstieg und Fall der russischen Suchma­schine und der demokratischen Gesellschaft. Ein Text, präzise, unaufgeregt, akribisch, lautete die Begründung für die Auszeichnung.

Rentnerpaar als Drogenkuriere rekrutiert

Janique Weder von der «Neuen Zürcher Zeitung» wurde mit einem Preis für ihren Text «Bogotá einfach» prämiert. Darin erzählt sie die Geschichte von einem Schweizer Rentnerpaar, das zunächst vom grossen Glück ausging, in Tat und Wahrheit aber von Anfang an von der afrikanischen Mafia hinters Licht geführt und als arglose Drogenkuriere rekrutiert wurde.



Die Recherche führte Weder nicht nur in die kleine Ostschweiz, sondern auch in die weiten Welten des Internets und bis nach Kolumbien. Die Autorin beschreibt so gekonnt nicht nur die Geschichte eines Betrugs, sondern auch raffiniert die tragische Geschichte eines Paares und seiner Entfremdung, so die Jury.

Schicksal einer jungen Kurdin

Sarah Serafini gewann einen Preis für ihre bei «Watson» entstandene Reportage «Das vernichtete Leben der Fulya Demir». Hartnäckig, kritisch und mit grosser Empathie recherchierte die Journalistin das Schicksal einer jungen Kurdin, das diese aus dem Osten der Türkei nach Altstetten führte, wo sie für ihre Träume mit dem Leben bezahlte.



Die Geschichte illustriert nicht nur das Verbrechen eines Femizids, sondern auch die Überforderung innerhalb unserer urbanen Gesellschaft, in der einander fremde Menschen auf engstem Raum zusam­menleben. Mit dem Text gelinge es der Autorin, eine Unmittelbarkeit herzustellen, der sich niemand entziehen könne, heisst es in der Laudatio.

Zehn Jahre nach dem schrecklichen Unfall

Den Newcomer-Preis verlieh die Jury an Matthias Venetz für seinen im «Walliser Boten» veröffentlichten Text «Die leeren Kinderbetten von Lommel». Der 1997 geborene Journalist reist zehn Jahre nach dem schwersten Verkehrsunfall in der Geschichte des Wallis in eine belgische Kleinstadt, um zu verstehen, was der Verlust von fünfzehn Kindern mit einer Gemeinschaft macht.



Venetz tut dies mit grosser Sorgfalt und Feinfühligkeit. Er gibt seine Worte her für die Gedanken und die Schattierungen der Gefühle anderer. So lerne man über das singuläre Ereignis hinaus viel über Trauer, das Leben und über Erinnerungskultur, begründet die Jury die Auszeichnung.

Hautpreis mit 10'000 Franken dotiert

Der Zürcher Journalistenpreis ist eine der renommiertesten Auszeichnungen für Journalismus in der Schweiz. Seit 1981 wird der Preis von einer Fachjury verliehen. Ausgezeichnet werden Gesamtwerke sowie Arbeiten von Print- und Onlinemedien. Jeder der Hauptpreise ist mit 10’000 Franken dotiert, der 2018 geschaffene Newcomer-Preis mit 5000 Franken.

Träger der Stiftung sind die vier Medienhäuser CH Media, NZZ, Ringier und Tamedia. Zudem unterstützen namhafte Unternehmen und Institutionen die Veranstaltung mit Geldbeiträgen.

Andrea Masüger übergibt an Hannes Britschgi

Der amtierende Stiftungsratspräsident Andrea Masüger tritt auf eigenen Wunsch auf Ende Juni von den Aufgaben zurück. Masüger stand dem Gremium seit 2011 vor. Zuvor war er von 2005 bis 2011 Mitglied der Fachjury gewesen. An seine Stelle als Stiftungspräsident tritt Hannes Britschgi. Der gegenwärtige Jurypräsident wurde von den Stiftungsratsmitgliedern einstimmig ins Amt gewählt.

Ebenfalls zurückgetreten ist Jurymitglied Stefan von Bergen, der seit 2017 dem Gremium angehörte. Die Nachfolgeregelung für die Leitung und Mitgliedschaft in der Fachjury ist im Gange. (pd/nil)



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