08.07.2018

Tamedia

Reda El Arbi verlässt den «Tages-Anzeiger»

Der Respekt fehle, die Stimmung sei so schlecht, dass er sich wundere, dass überhaupt noch produziert wird.
von Edith Hollenstein

Noch bis Ende Juli ist Reda El Arbi beim Tagi angestellt. Zum Abgang, und just in einer Zeit, in der Tamedia wegen des Vorgehens beim Streik in der Romandie öffentlich in der Kritik steht, publiziert El Arbi auf seinem Blog fadegrad.co einen scharfen offenen Brief an Pietro Supino. Der Tamedia-Verleger, respektive die Geschäftsleitung sei sich zu wenig bewusst, dass es ohne Mitarbeiter kein Geschäft mehr zu leiten gebe. «Der gegenseitige Respekt fehlt mir bei Tamedia schmerzlich», schreibt El Arbi. Die Stimmung innerhalb Tamedia sei so schlecht, dass er sich wundere, dass überhaupt noch Inhalte produziert werden.

498a7a14-7656-4858-915b-3c049b223737

Dabei müsse man differenzieren zwischen Geschäftsleitung und Redaktion. «Die herausragende Leistung der Kollegen unter dem immensen Druck habe ich immer bewundert. Aber während die Redaktion in einem schwierigen Umfeld ihre journalistischen Leitlinien behalten hat, ist auf Geschäftsleitungsebene der unternehmerische Ethos an den wirtschaftlichen Herausforderungen zerbrochen», sagt El Arbi gegenüber persoenlich.com.

Er verlasse Tamedia mit einem lachenden und einem weinenden Auge und sei den Kollegen und der Chefredaktion sehr dankbar für das Vertrauen und die grosse Freiheit, die er in seiner Arbeitsgestaltung gehabt habe.

El Arbi war früher zu 40 Prozent angestellt. Derzeit bezieht er noch ein Salär für ein 20-Prozent-Pensum als Autor und Produzent des Stadt-Blogs auf blog.tagesanzeiger.ch. Danach will er verstärkt seinem eigenen Geschäft als Dozent für Social-Media-Kommunikation, Berater und Ghostwriter widmen. Er werde weiterhin als freier Autor tätig sein und seinen Blog für seine Stammleser weiterpflegen. Bis 2014 führte El Arbi die Redaktion von Clack.ch. Davor war er Herausgeber und Chefredaktor des 2011 eingestellten Zürcher Satiremagazins «Hauptstadt».

 

 

 



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

  • Karl Wild, 09.07.2018 07:43 Uhr
    Victor Brunner plappert drauflos, ohne von Tuten und Blasen eine Ahnung zu haben. Alles wie gehabt.
  • Tek Berhe, 09.07.2018 06:18 Uhr
    Ich glaube nicht, dass das ein grosser Verlust güt den Tagi sein wird. Die Meine-Meinung-und-keine-andere-zählt ist das Bubble von Blogschreibern. Gott bewahr uns davor, dass er zur Republik geht... Mir wird er ganz sicher nicht gehlrn!
  • Andreas Volkart, 08.07.2018 22:20 Uhr
    Mich würde interessieren, was die Tagi-Redaktion alles falsch macht, denn die Abo-Zahlen der Medien sinken seit Jahren. So verweigerten schon 2008 die Printmedien der Werbewoche die Auskunft, um wieviele Abonnenten die Auflage gesunken ist. http://www.werbewoche.ch/medien/die-abo-zahlen-sinken-fast-ueberall In Udo Ulfkottes Buch "Gekaufte Journalisten" wird ein Trick beschrieben, wie Printmedien ihre Zeitungen ständig auf Achse und auf die Autobahnen treiben oder ins Ausland verschachern, um eine Auflage künstlich hoch zu halten. Hand aufs Herz Herr El Arbi: Sind die Schweizer Medien überhaupt noch glaubwürdig, oder haben selbst die eher links geprägten StädterInnen keine Lust mehr, zu viel inhaltslosen Blödsinn im Tagi zu lesen, oder kann man diese Entwicklung nur dem Internet und den immer mehr beschäftigten Menschen zuschreiben, die gar keine Zeit mehr haben, Schweizer Presseerzeugnisse zu lesen? Wenn Abozahlen sinken, obwohl bei weniger Journalisten in den Redaktionen die gleiche Qualität geliefert wird, haben diese Journalisten früher einfach in einem Elfenbeinturm gelebt oder heute wird nur noch umso mehr Copy+Paste zusammen getextet und keine Glosse informiert den Leser darüber, dass die Journalisten dies eigentlich gar nicht tun wollen, um in einen Qualitätsstreit zu treten.
  • Sebastian Renold, 07.07.2018 17:35 Uhr
    Dieses "Zwischenspiel" im Brief El Arbis an Supino muss man sich auf der Zunge zergehen lassen; es ersetzt jedes umfangreichere Supino-Porträt: "Wir sind uns mal im Lift begegnet. Alle im Lift haben sich gegrüsst oder sich zugenickt, obwohl eigentlich niemand den anderen kannte. Sie nicht. Sie sind starr jedem Blick ausgewichen. Und das war vor ein paar Jahren, also noch bevor Sie die Achtung aller Mitarbeiter verloren haben." Das sitzt und ist meisterhaft formuliert!
  • Reda El Arbi, 07.07.2018 17:24 Uhr
    Victor: Ich war schon vorher kritisch gegenüber der Geschäftsleitung und hab das auch geäussert.. Nur nicht in dieser Härte. Die Konsequenz daraus: Ich werde in den nächsten Jahren wohl nicht mehr für einen Tamedia-Titel arbeiten können. Das macht ungefähr die Hälfte aller möglicher Arbeitgeber aus. Und nun, was wollte Sie zum Thema "keine Konsequenzen" noch sagen? Was die Qualität des Tages Anzeigers angeht: Offenbar halten Sie Ihre Meinung für ein Qualitätsmerkmal. Ich bin nicht glücklich, dass alle Tamedia-Titel den gleichen Mantel bekommen, weil das die Meinungsvielfalt eindämmt. Ich bin zwar froh, dass Blochers Truppe die BaZ nicht mehr hat, aber ich wär glücklicher, wenn dort eine unabhängige, eigenständige Redaktion an der Arbeit wär.
  • Robert Weingart , 07.07.2018 12:09 Uhr
    @Victor Brunner (falls dies überhaupt Ihr richtiger Name ist): Wo liegt überhaupt Ihr Problem? El Arbi hat immerhin die Chuzpe. Vielleicht hat er abgewartet, bis er das Arbeitszeugnis bekommen hatte. Wissen Sie Herr Brunner, sowas kriegt man, wenn man dem Arbeitsmarkt ausgesetzt ist.
  • Victor Brunner, 07.07.2018 09:05 Uhr
    Textblock aus Brief von Reda El Arbi an Supino: "Falls Sie sich durch diesen offenen Brief auf die Zehen getreten fühlen: Gut so! Falls Sie mich rausschmeissen wollen: Das müssen Sie nicht. Das haben Sie nämlich bereits (aus Kostengründen) getan. Per Ende Juli werde ich nicht mehr für Ihr Unternehmen tätig sein". Reda El Arbi ist peinlich, riskiert erst nach der Kündigung ein offenes Wort, vorher im TAMEDIA Wohlfühltempel war er Teil des journalistischen Mainstream. In der Sache hat er recht, Supino kann zwar gute Zahlen vorweisen, aber das Produkt Tages-Anzeiger wird immer schlechter. Wirklich kritisch werden nur Themen bearbeitet die ausserhalb der Schweiz stattfinden. Die nationale Berichterstattung muss austariert sein dass Bern-Journalisten den TA verlassen. Interne Vorgänge werden in der Zeitung nicht behandelt, dafür immer mehr Lifestyle-Artikel die auch in der Annabelle gedruckt sein könnten. Die Qualität der Journalisten wird immer geringer, Korrigendas müssen im 2 Tages-Rhythmus platziert werden. Volumen hat der TA nur noch durch die vielen und unnützen Beilagen. Supino entwickelt sich zum Gefährder des freien und investigativen Journalismus, zum Schrecken des anspruchsvollen Leser und zum Totengräber der Regionalzeitungen.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240420