04.11.2020

US-Wahlen

So kommentieren Medien die Wahlnacht

US-Präsident Donald Trump hat sich bei der Wahl in den Vereinigten Staaten noch während der Auszählung der Stimmen selber zum Sieger erklärt. Die ersten Einschätzungen von Tages-Anzeiger, NZZ und Watson.
US-Wahlen: So kommentieren Medien die Wahlnacht
Nach einer langen Wahlnacht stand das Ergebnis am Mittwochmorgen in mehreren US-Staaten noch aus. (Bild: Keystone/AP Photo/Ross D. Franklin)

Die USA halten den Atem an: Die Auszählung der Stimmen läuft nach der US-Wahl noch, da erklärt sich Präsident Donald Trump schon selbst zum Sieger. Dabei war das Rennen um das Weisse Haus noch nicht entschieden – und auch Trumps demokratischer Herausforderer Joe Biden zeigt sich weiter siegessicher.

Trumps Aussagen haben zunächst einmal keinerlei rechtliche Wirkung, es handelt sich um einen politischen Schachzug. Er sät damit vor allem Zweifel an der Rechtmässigkeit der Wahl. Er scheint darauf abzuzielen, einen womöglich später verkündeten Wahlsieg Bidens leichter angreifbar zu machen.

Das waren am Mittwochmorgen die ersten Einschätzungen auf Schweizer Onlineportalen:

Tages-Anzeiger

«Vom mancherorts erwarteten Erdrutschsieg Joe Bidens kann keine Rede sein, im Gegenteil: Anstatt in Bundesstaaten zu siegen, die bislang Domäne der Republikaner waren – man denke an Texas oder Ohio –, muss Biden um einen Erfolg bangen. Der Präsident hatte seinen Wahlkampf ganz auf die ihm treu ergebene republikanische Basis ausgerichtet, da und dort, etwa bei hispanischen Männern, noch etwas zugelegt, und befindet sich nun, da ein neuer Tag heraufzieht, in einer starken Position. Deshalb könnte diese amerikanische Wahl ähnlich wie 2016 enden: Donald Trump gewinnt nach einem bemerkenswerten Endspurt, zum Erfolg geführt nicht zuletzt durch seine zahlreichen Wahlkampfauftritte in den vergangenen Wochen.»

NZZ

«Joe Biden hat weiterhin intakte Chancen, die Präsidentschaftswahl zu gewinnen. Doch allein dass das Rennen so knapp ist und die Mehrheit im Senat ausser Reichweite zu sein scheint, ist ein Debakel für seine Partei. (…) Trumps Erklärung am späten Dienstagabend, er habe gewonnen und man versuche ihm diesen Sieg zu ‹stehlen›, ist deshalb verantwortungslos und gefährlich. Er untergräbt in einem unter Hochspannung stehenden Land das Vertrauen in die Legitimität eines Prozesses, der exakt wie vorhergesagt abläuft. Die an den Urnen abgegebenen Stimmen deuten in vielen Staaten auf einen beträchtlichen Vorsprung Trumps hin, doch die von den Demokraten viel stärker genutzte Briefwahl könnte diesen in einen Rückstand verwandeln.»

Watson

«Der von den Demoskopen vorausgesagte Erdrutschsieg von Joe Biden ist ausgeblieben. Für einen schnellen Sieg hätte er Florida, Georgia oder North Carolina, drei Swingstates im Südosten, diskussionslos am Wahltag gewinnen müssen. Das hat er nicht geschafft. (…) Es ist Biden im Südosten also nicht gelungen, den Graben zwischen der weissen demokratisch-akademischen Polit-Elite und den tendenziell weniger qualifizierten Einwanderer-Minderheiten zu überwinden. Dieser Elite-Working-Class-Graben wird von vielen und namhaften Politbeobachtern als mitursächlich für die Trump-Wahl 2016 angesehen.» (sda/dpa/cbe)



Lesen Sie auch den Kommentar von Matthias Ackeret, Verleger und Chefredaktor von persönlich und persoenlich.com.

 



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