05.01.2019

Sat 1

Stephan Klapproth lobt «The Voice Senior»

In seiner ersten Medienkritik für die «NZZ am Sonntag» windet der Ex-SRF-Mann der Sat-1-Sendung «The Voice Senior» ein Kränzchen. Tadel gibt es für Dieter Bohlen und Klapproths frühere Chefs im Leutschenbach.
Sat 1: Stephan Klapproth lobt «The Voice Senior»
Ex-SRF-Moderator Stephan Klapproth ist Uni-Dozent und Kongressmoderator. Bei der «NZZ am Sonntag» schreibt er im Wechsel Michael Furger die wöchentliche Medienkolumne. (Bild: SRF/Oscar Alessio)
von Edith Hollenstein

Zynismusfreie Coaches, herzerwärmende Kandidatenporträts und Ü59er, die «gleich gut zwitschern, wie die Jungen sungen»: Das seien die wichtigsten Pluspunkte von «The Voice Senior», schreibt Stephan Klapproth in der «NZZ am Sonntag» (Artikel kostenpfichtig). Der frühere SRF-Moderator ist begeistert vom Format des Privatsenders, in welchem Männer und Frauen im Rentenalter vor Kameras und Saalpublikum Rocksongs aus ihrer Jugend interpretieren.

Darüber hinaus kritisiert Klapproth in seiner Medien-Kolumne gleichzeitig Dieter Bohlen und seinen früheren Arbeitgeber SRF. Leutschenbach entsorge, wie das Beispiel von Kurt Aeschbacher zeige, «in voraustrabendem Verjüngungswahn bewährte Schlachtrosse aufs Altersgestüt, bevor ein Jungfohlen atemberaubend übers Gatter in deren Hufabdrücke gesprungen wär».

Und Bohlen, der Juror der RTL-Castingshow «Deutschland sucht den Superstar», habe «am Schirm zwar gute Momente», mache aber zynische, unempathische Bemerkungen und sei dem Jugendwahn verfallen, so Klapproth. Nach einem stündigen Gespräch mit Bohlen, das er einmal moderiert habe, habe er sagen müssen: «Nächstes Mal nehme ich eine Magenspülung» – in Anspielung auf eine «Magenvergiftung», die daraus resultierte.


Aber zurück zu «The Voice Senior». Das Finale der ersten Staffel vom Freitag gewann der 64-Jährige Dan Lucas mit einer Interpretation des Beatles-Songs «Help» (siehe Video). Die Sendung hat jedoch nicht alle Zuschauer so sehr in Bann gezogen wie Klapproth. Die Marktanteile und Zuschauerzahlen der Show sanken von Folge zu Folge. Einer Analyse von meedia.de zufolge kehrten fast eine Million Leute «The Voice Senior» zwischen Ausgabe eins und vier den Rücken.



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Kommentare

  • Beni Zeller, 07.01.2019 17:24 Uhr
    @Peter Eberhard: Natürlich war der Vergleich Honegger/Zamperoni für Schweizer Verhältnisse gemeint. Sowohl Honegger als auch Zamperoni sind +/- gleiche Generation (Zamperoni ist etwas älter), beide waren sie eine Zeitlang als US-Korrespondenten unterwegs, beide tragen sie Dreitagebart und beide sind in etwa in gleichen aktuell modisch-figurbetonten Anzügen gekleidet. Rein äusserlich sind die beiden Herren schon sehr kongruent. Aber klar: Eine deutsche Nachrichtensendung kommt immer geschliffener und eine Spur professioneller rüber, als eine solche des Schweizer Fernsehens. Das war schon immer so und wird immer so bleiben, da die Deutschschweizer Moderator/innen in Hochdeutsch moderieren. Moderatoren in Deutschland sind eloquenter und wirken authentischer, das sie in ihrer Muttersprache moderieren. Für die Deutschschweizer ist die Hochsprache hingegen ein Switch - es ist nicht ihre Muttersprache. Deshalb gibt es immer ein Handicap. Das macht es aber auch wieder authentisch. Denn Moderatorinnen und Moderatoren mit astreinem, geschliffenem Hochdeutsch im heimatlichen Schweizer Fernsehen kommen bei der Mehrheit des Schweizer Publikums eher als arrogant rüber, unecht, und gekünstelt. Ein gewisses Deutsch mit Schweizer Akzent ist durchaus erwünscht.
  • Peter Eberhard, 07.01.2019 11:00 Uhr
    Arthur Honegger = der Ingo Zamperoni der Schweiz? Im Ernst, Herr Zeller? Honegger führt für mich die lange Reihe von 10v10-Moderatoren/Moderatorinnen fort, die meinen, eine Nachricht noch durch eine persönliche, völlig überflüssige und ärgerliche Betroffenheitsmimik unterlegen zu müssen. Vergleichen Sie auch mal Interviews von Zamperoni mit solchen von Honegger. Dort ein sachlich-neutrales Auftreten (was ein normal freundliches Gesicht nicht ausschliesst), hier (warum plötzlich im Dialekt?) eine entweder anklagende, leidende oder larmoyante Tonlage. Im übrigen, Herr Zeller (und Herr Weingart und Brunner): Einverstanden, bitte Ronnie Grob zurückholen statt des pseudo-originellen Wortgeschwurbels von Stephan Klapproth.
  • Oliver Brunner, 06.01.2019 19:52 Uhr
    Da wünscht man sich nach den ersten drei Zeilen Ronnie Grob zurück. Am Schluss des Textes bleibt nichts ausser Konsternation.
  • Robert Weingart , 06.01.2019 13:29 Uhr
    Völlig misslungener Einstand. Eine Art Pseudo-Kopie von Peter Schneider in der SoZ. Klapproth hat offenbar kein Schreibtalent und vertut sich in einer Art Abrechnung. Bitte bei dem einen Mal bewenden lassen.
  • Beni Zeller, 06.01.2019 12:39 Uhr
    Mit ehemaligen SRF-Journalisten ist es so eine Sache: Häufig fallen sie über ihren ehemaligen Arbeitgeber her, wenn sie nicht mehr für diesen arbeiten. So auch Herr Klapproth. Dass unerfahrene Jungfohlen bei SRF übernehmen, ist nicht richtig, zumindest nicht, was "10vor10" betrifft. Ohne die frühere Arbeit sowie das Erscheinungsbild von Herrn Klapproth bei der SRF-Nachrichtensendung zu kritisieren, finde ich, dass "10von10" noch nie ein so tolles, professionelles und auch telegenes Team hatte wie aktuell. Wille, Vetsch und Honegger sind für mich das "10vor10"-Dreamteam schlechthin. Was Caren Miosga für die ARD ist, ist Susanne Wille für SRF. Arthur Honegger ist der Ingo Zamperoni der Schweiz. Auch Vetsch macht einen Top-Job. Alle drei sind hervorragend in die Fussstapfen ihrer Vorgänger/innen getreten, und sie machen ihren Job mindestens so gut wie alle ihre bisherigen Vorgänger/innen. Man hört Ihnen nicht nur gerne zu, sondern man schaut sie auch gerne an. Nicht ganz unwichtig, für das Medium Fernsehen (es ist nämlich mehr als Radio). Die drei sind auch keine "Fohlen", sondern geschliffene Journalisten und Journalistinnen im besten Alter! Und was Herr Aeschbacher betrifft: er ist kein Schlachtross! (was für ein geringschätziger Begriff für einen Ü70-jährigen!). Über 40 Jahre lang durfte Aeschbacher für das Schweizer Fernsehen arbeiten, und zwar weit über sein Pensionsalter hinaus. Meiner Meinung nach ist SRF also ein sehr gütiger Arbeitgeber, der einzelnen Mitarbeiter weiterhin eine Plattform weit über 65 anbietet, zumal zu guten finanziellen Konditionen (und dank seiner Bekanntheit durch SRF konnte Aeschbacher auch viele lukrative Privatauftritte wahrnehmen, und er wird es wahrscheinlich auch weiterhin tun können). Längst nicht jeder Senior ist in einer solch komfortablen Lage. Es ist aber auch die Aufgabe von SRF (wie von jedem Unternehmen), sich ständig zu erneuern, sich den Publikumsbedürfnissen und Sehgewohnheiten anzupassen. Und ja: sich zu verjüngen. SRF kann doch kein Seniorenclub sein, es muss auch das jüngere Publikum abholen und auch Jüngeren eine Chance geben. So wie es Herr Aeschbacher damals beim "Karrussell" als Jungspund auch erhalten hatte. Diese ständigen "Abrechnungen" mit dem ehemaligen Arbeitgeber SRF von Ehemaligen, die oft zu den Privilegierten gehören, gehen mir einfach auf den Keks! Doch der grösste Fehlgriff jüngerer Zeit geschah nicht im TV, sondern bei der NZZaS: Ich fand die Medienkritik von Ronnie Grob immer sehr lesewürdig. Auch Rainer Stadler gehört für mich zu den Top Medien-Kritikern dieses Lande. Aber weshalb nun Herr Klapproth den Zuschlag erhielt, kann ich mir nur so erklären: Anscheinend versteht sich die NZZaS eher als Gnadenhof, denn als Rennstall.
  • Thommy Rüegg, 06.01.2019 12:22 Uhr
    Höchstwahrscheinlich hat Herr Klapproth „The Voice Senior“ auch nicht ganz fertig geschaut. Sonst hätte er den zynischen Schlussakt gesehen, bei dem die Coaches aus den Ferien gegrüsst haben und das grosse Sat.1 eine kleine unwürdige Billig-Abstimmung veranstaltete. Die Senioren waren dann halt dich nicht so wichtig, dass man sie mit einer Liveshow gewürdigt hätte. Alles nur Show... Herr Klapproth.
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