Die privaten Medien seien stark unter Druck. Gemäss dem Verlegerverband sinken die Einnahmen bei gleichzeitig steigenden Kosten und hohem Investitionsbedarf. Das mache einen drastischen Abbau im Journalismus notwendig, teilt er am Dienstag mit. Bereits 2023 hätten allein die vier grossen Verlage (Tamedia, Ringier, NZZ, CH Media) 300 Stellen abgebaut, jetzt seien es 290 bei Tamedia.
Die Entwicklung treffe auch kleinere Lokal- und Regionalzeitungen. Ohne zusätzliche Förderung komme es zum Aus für Zeitungen, warnen die Verleger. Schweizer Medien fordert vom Nationalrat, in der Herbstsession die bestehende Presseförderung um 45 Millionen Franken auszubauen.
Die tieferen Posttarife für die Zeitungszustellung hätten sich seit 1849 bewährt. Der Ausbau bringe eine zielgerichtete Unterstützung der 150 Tages- und Wochenzeitungen und sei dringend nötig.
«Einmal mehr Profitmaximierung»
Für Syndicom konzentriere sich Tamedia einmal mehr auf Profitmaximierung, anstatt ihre soziale Verantwortung wahrzunehmen und in den Journalismus zu investieren, schreibt die Gewerkschaft am Dienstag. Sie fordert, die Unternehmensstrategie zu korrigieren, die Druckereien weiterzuführen, möglichst viele Stellen zu erhalten und den Sozialplan zu verbessern.
«In den letzten 15 Jahren haben die Aktionärinnen und Aktionären der TX Group, Inhaberin von Tamedia, bei 2,2 Milliarden Gewinn mehr als 670 Millionen an Dividenden abgeschöpft. Zeitgleich hat Tamedia hunderte von Mitarbeitenden entlassen. Die TX Group ist weiterhin hochrentabel, diese Abbaupolitik ohne Rücksicht auf die Mitarbeitenden muss ein Ende haben», wird Stephanie Vonarburg, Vizepräsidentin und Leiterin Sektor Medien zitiert.
Deutliche Worte findet auch der Berufsverband Impressum. In einer Mitteilung auf dem Kurznachrichtendienst X schreibt der Verband: «Einmal mehr: Richtig übel. Impressum fordert Entlassungsstopp und einen Marschhalt. Die Strategie der Geschäftsleitung enthält keine Strategie. Es ist nur zerstörerische Gier der grossen Aktionäre.» Impressum kritisiert, dass keine Kommunikation darüber stattgefunden habe, wie die Redaktionen in der Praxis nun funktionieren sollen.
Redaktionelle Unabhängigkeit eingeschränkt
Die Mediengewerkschaft SSM zeigt sich besorgt. Obwohl die Medienvielfalt im Printbereich offiziell erhalten bleiben soll, werde im Online-Bereich die Integration kleinerer Marken in die grossen Dachmarken wie «Tages Anzeiger» oder «24 heures» die redaktionelle Unabhängigkeit erheblich einschränken, schreibt sie.
Zudem dürfte der Stellenabbau die Westschweiz überproportional hart treffen, weil dort der Verlust durch Werbung besonders gross ist. Dass der Abbau von Zürich aus gesteuert wird, während der Posten der Geschäftsführung in der Romandie seit Monaten vakant ist, verstärkt die Sorge, dass die Interessen der Westschweizer Medienlandschaft vernachlässigt werden, so SSM weiter.
Die TX Group hat am Dienstag einen Abbau von rund 200 Vollzeitstellen in den Druckereien ihrer Tochtergesellschaft Tamedia angekündigt. Auf den Redaktionen sind 90 Stellen betroffen (persoenlich.com berichtete).(sda/pd/spo)