Der geplante Stellenabbau bei Tamedia hat in der Westschweiz Betroffenheit ausgelöst. Die Regierungen der Kantone Genf und Waadt sowie der Stadt Genf bedauerten den Entscheid der Geschäftsleitung und äusserten ihre Sorge um die Arbeitsplätze und die Medienvielfalt.
Der Staatsrat bedauere den potenziellen Abbau einer erheblichen Anzahl von Arbeitsplätzen in den Redaktionen der Tribune de Genève und 24 Heures, der gemeinsamen Tamedia-Redaktion und von Le Matin Dimanche, heisst es in einer Medienmitteilung der Waadtländer Regierung vom Donnerstag. Sie habe dies in einem Schreiben an die Geschäftsleitung von Tamedia kundgetan.
Die Regierung sei sich der raschen Entwicklung des wirtschaftlichen Umfelds der Medienbranche bewusst. Sie erinnerte in ihrem Schreiben an den Verleger aber auch an die Bedeutung der Pressevielfalt und der Berichterstattung über regionale Ereignisse. Eine Delegation des Staatsrats werde die Direktion von Tamedia in Kürze empfangen, hiess es weiter.
«Bedauerliches Signal»
In Genf sagte Staatsratspräsident Antonio Hodgers (Grüne), er sei «schockiert über das Ausmass dieses Sparplans und der geplanten Entlassungen, die unweigerlich starke Auswirkungen auf die Qualität haben werden». In einer Zeit der Desinformation, in der die Informationsmedien ihre Rolle eigentlich wieder stärken sollten, sei dies ein bedauerliches Signal, sagte Hodgers der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage.
Die Regierung rufe Tamedia auf, ihre Verantwortung als Unternehmen und Arbeitgeberin wahrzunehmen und die Auswirkungen auf die Beschäftigung und die Qualität zu begrenzen, fuhr er fort.
Der Genfer Stadtrat (Exekutive) verurteilt «die von der TX Group beschlossene Entlassungswelle». Diese zahlreichen Stellenstreichungen, die auf mehrere andere Entscheidungen dieser Art seit den 2010er Jahren folgten, schwächten den Berufsstand noch mehr, heisst es in einer Medienmitteilung. Diese Massnahmen trügen zum Abbau eines entscheidenden Know-hows bei und bedrohten die Vielfalt der Westschweizer Medienlandschaft.
Diese Ankündigung bestätige einmal mehr, wie wichtig es sei, die Unterstützungsmassnahmen des Bundes substanziell zu verstärken, um die Medienvielfalt in der Schweiz zu gewährleisten, betonte die Stadt-Exekutive. (sda/wid)
Romandie stärker betroffen
Tamedia hatte am Mittwoch angekündigt, bis zu 28 von 250 Stellen in der Westschweiz zu streichen. Der Zürcher Medienkonzern begründete die Restrukturierung mit der schwachen Umsatzentwicklung. Ziel ist es, 3,5 Millionen Franken allein in der Romandie einzusparen.
Weitere 2,5 Millionen Franken des Sparziels von insgesamt 6 Millionen Franken entfallen auf Medientitel von Tamedia in der Deutschschweiz. Dort sollen bis zu 20 Stellen abgebaut werden. Tamedia informierte die Deutschschweizer Mitarbeitenden am Donnerstagmorgen in Zürich über die Sparmassnahmen. (sda/wid)