von Nick Lüthi
In den letzten Tagen ist bereits bekannt geworden, dass Tamedia bei seinen Zeitungen in der Westschweiz 3,5 Millionen Franken einzusparen vorhat. Damit verlieren Tribune de Genève, 24 Heures und Le Matin Dimanche 28 Stellen (persoenlich.com berichtete).
Nach dem Sparpaket ist vor den Sparpaket
Inzwischen ist auch klar, in welchem Umfang Tamedia bei seinen Deutschschweizer Medien sparen will. Von den insgesamt 6 Millionen Franken des nationalen Sparpakets entfallen 2,5 auf die Deutschschweiz. Das entspricht rund 20 Stellen, die bei Tages-Anzeiger und weiteren Titeln abgebaut werden. Das hat die Tamedia-Geschäftsleitung am Donnerstagvormittag dem Personal bekannt gegeben. Die Abbaumassnahmen beträfen alle Titel und Abteilungen, heisst es. Deren Umsetzung würde mit den Personalkommissionen besprochen.
In den letzten drei Jahren hatten die Redaktionen in Deutsch- und Westschweiz bereits 70 Millionen Franken eingespart. Als Folge davon wurden unter anderem die vorher getrennten Lokalredaktionen von Berner Zeitung und Bund zusammengelegt.
Als Grund für das erneute Sparkpaket nannten Andreas Schaffner und Mathias Müller von Blumencron dem Personal gegenüber die Erosion im Printmarkt. Das zwar wachsende Digitalgeschäft vermöge die Verluste der Zeitungen weiterhin nicht zu kompensieren. Ziel sei es, das publizistische Geschäft zu stabilisieren.
«Geplanter Abbau ist verheerend»
Die Mediengewerkschaft Syndicom, die zusammen mit dem Berufsverband Impressum die Interessen der Tamedia-Angestellten vertritt, verurteilt den weiteren Personalabbau. «Dem Unternehmen geht es wirtschaftlich gut und der geplante Stellenabbau ist verheerend», teilt Syndicom-Sprecher Dominik Fitze auf Anfrage mit. Die Redaktionen stünden bereits seit dem letzten Abbau unter hohem Druck. «Das wird nun noch weiter verstärkt», so Fitze weiter. Syndicom und Impressum stehen im Kontakt mit den Betroffenen und ihren Personalkommissionen, um sie zu beraten. Gemäss ihren Ausführungen vor dem Personal wollen die Tamedia-Verantwortlichen die nächsten Schritte gemeinsam mit den betroffenen Abteilungen und unter Einbezug der Sozialpartner in einem transparenten Prozess erörtern.
Auch 20 Minuten wird Stellen abbauen
Von der Entwicklung, die zu einem neuerlichen Abbau bei den Bezahlzeitungen geführt hat, bleibt auch die Gratiszeitung 20 Minuten nicht verschont. «Wie bereits angekündigt, wird 20 Minuten aufgrund des angespannten Marktumfelds seine Kostenbasis weiter senken», teilt Eliane Loum, Leiterin Kommunikation 20 Minuten auf Anfrage mit. Die Verantwortlichen prüften derzeit verschiedene Optionen. «Leider müssen wir auch mit einem Stellenabbau rechnen», so Loum weiter. Ziel der Kostenoptimierung sei es, die Organisation schlagkräftig und zukunftsfähig aufzustellen.
Kommentare
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Regula Lienin, 23.09.2023 08:57 Uhr
Das ist eine komplett ungesunde Entwicklung auf so vielen Ebenen. Wo bleibt die Verantwortung des VR und der Aktionäre von TX? Wann kommt es endlich in der Strategie zu einer Kurskorrektur? Denn: Wie soll mit Kahlschlägen in dieser Kadenz Vertrauen in der Leserschaft und darüber hinaus entstehen? Und wie soll vor diesem Hintergrund eine neue Subventionsvorlage für die Medien zustande kommen, die auch in der Bevölkerung eine Mehrheit findet?